Kolumnen

Inside Wall Street Frost in Florida, Sorge in New York

Der Wetterbericht aus Florida bereitet nicht nur den Rentnern und Touristen am Strand Sorge, sondern auch der Wall Street. Denn mit fallenden Temperaturen steigt die Inflationsgefahr.

Der Frost in Florida hat nicht nur Orangen fest im Griff.

Der Frost in Florida hat nicht nur Orangen fest im Griff.

(Foto: REUTERS)

Es ist kalt geworden in Amerika … nicht nur in den engen Gassen im Finanzviertel, durch die der Winterwind pfeift, und im Mittleren Westen, wo unter den gewaltigen Schneemassen Dächer einstürzen. Auch in Florida sind die Temperaturen empfindlich gesunken – mit teuren Folgen für das ganze Land. Die Ernte hat gelitten, und im Supermarkt werden bald die Preise steigen.

Experten fürchten, dass etwa die Preise für Zitrusfrüchte um 10 bis 30 Prozent steigen werden. Das wäre noch einigermaßen verträglich, doch sind außer Orangen und Zitronen – um die es in den Schlagzeilen oft geht – auch andere Früchte und Gemüse betroffen, die nicht nur massiv auf dem amerikanischen Speiseplan vertreten sind, sondern sich auch entsprechend auf das Budget jedes Haushalts auswirken: Mais, Gurken, Tomaten, Kohl, Radieschen, Bohnen, Kürbis.

Florida ist unter den größten US-Anbaugebieten für sämtliche wichtigen Früchte, die von dort aus meist den Weg über Großhändler im Mittleren Westen antreten. Die beliefern dann die Supermärkte. Die meisten von ihnen haben Verträge mit Plantagen in Mexiko und anderen Ländern, um bei Ernteausfällen im eigenen Land nicht ohne Ware dazustehen. Dramatische Auswirkungen auf die Preise lassen sich aber nicht ausmerzen.

Was die Preise im Florida zur Zeit ansteigen lässt, sind nicht nur die Ernteausfälle. Die belaufen sich ersten Schätzungen zufolge bereits auf 100 Millionen Dollar.

Doch auch der Teil der Ernte, der unter Umständen gerettet werden kann, kostet deutlich mehr. Denn Landwirte müssen zu teuren Maßnahmen greifen, um ihre Felder, Bäume und Sträuche zu wärmen. Einige haben Hubschrauberflotten im Einsatz, um aus der Luft Wärme zu spenden, andere schicken ganze Horden von Arbeitern in die Felder, um hektarweise Folie um einzelne Früchte zu wickeln.

Großkunden beginnen bereits, auf die Preisanstiege zu reagieren. Einige Fastfoodketten geben etwa weniger Tomatenscheiben aus, für manche Burger müssen sie bereits wie eine Beilage extra bestellt werden.

Damit könnten die Amerikaner wohl leben. Doch treiben die steigenden Preise natürlich die Inflation an, die man bislang unter Kontrolle wähnte. Das belastet den Verbraucher, vor allem in den unteren und mittleren Einkommensschichten, indes enorm, vor allem in Zeiten einer wirtschaftlichen Krise. Die Fed hat es damit auch nicht leichter, denn bislang begründete man die großzügige Geldpolitik, inklusive des laufenden 600-Milliarde-Programms „QE2“ damit, dass man eher deflationäre als inflationäre Trends sehe und eine Erhöhung der Geldmenge entsprechend kein Problem sei.

Insofern macht der Wetterbericht aus Florida nicht nur den Rentnern und Touristen am Strand Sorge, sondern auch der Wall Street. Denn mit fallenden Temperaturen steigt die Inflationsgefahr.

Quelle: ntv.de

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