Kolumnen

Inside Wall Street Milliardenproblem Übergewicht

In den USA rückt die Fettleibigkeit vieler ihrer Bürger in den Fokus. Rund 72 Millionen Amerikaner sind übergewichtig. Das stellt eine arge Belastung für das Gesundheitssystem dar.

In den USA gibt es immer mehr übergewichtige Menschen.

In den USA gibt es immer mehr übergewichtige Menschen.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

In einem schwachen konjunkturellen Umfeld bangt die Wall Street täglich um die neuesten Quartalszahlen. Nur auf einige wenige Aktien blickt man mit Gelassenheit, weil man deren Performance kennt. Auf McDonald's ist Verlass - vor allem in schlechten Zeiten, denn dann futtern die Leute billiges Fast-Food. Davon werden sie fett, und das wird immer mehr zum Konjunkturproblem.

Früher fanden sich Berichte zur Fettleibigkeit der Amerikaner auf den bunten Seiten oder in Gesundheitsrubriken. Mittlerweile hat das Thema auf den Wirtschaftsteil übergegriffen, nicht zuletzt wegen der immer noch aktuellen Debatte um die Gesundheitsreform und die allgemeine Diskussion um exorbitant hohe Kosten im amerikanischen System.

Ein guter Teil dieser Kosten ist mittlerweile auf Fettleibigkeit der Bevölkerung zurückzuführen, die in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat. Aktuell haben 72 Millionen Amerikaner zu viel Gewicht, allein seit 2007 ist die Zahl damit um 2,4 Millionen gestiegen. Das geht ins Geld, denn jeder fettleibige Patient kostet das Gesundheitswesen durchschnittlich 1,429 Dollar mehr als ein Patient mit Normalgewicht.

Ehrgeiziges Regierungsziel

Überraschend ist das nicht, denn das Übergewicht hat einschlägige Folgen, die von Diabetes über Herz-Kreislauferkrankungen inklusive Herzinfarkt und Schlaganfall bis zu einigen Krebs-Arten reichen. Allein die Behandlung von Patienten, deren Probleme auf Übergewicht zurückzuführen ist, schlägt Experten zufolge mit 147 Milliarden Dollar pro Jahr zu Buche.

Das Problem ist über das ganze Land verteilt. Die Regierung von Barack Obama hat vor, bis in wenigen Jahren den Anteil der übergewichtigen Amerikaner auf 15 Prozent zu senken - zurzeit erfüllt kein einziger der 50 Bundesstaaten diese Quote. Und zwar bei weitem nicht. In Colorado, wo man am gesündesten lebt, sind "nur" 18,6 Prozent der Bevölkerung zu dick, in der Hauptstadt Washington sind es 19,7 Prozent und schon Connecticut - immerhin auf Platz drei der Staaten mit relativ wenig Übergewichtigen - liegt bei 20,6 Prozent und damit mehr als einem Fünftel der Bevölkerung.

Viel schlimmer sieht die Lage in den Südstaaten aus: In dem zusammenhängenden Gebiet wischen Oklahoma, Missouri, West Virginia, Tennessee und Alabama liegt die Quote der Fettleibigen zwischen 30 und 34,4 Prozent - diese höchste Zahl, mehr als ein Drittel der Bevölkerung, stammt aus Mississippi, wo sich die Kosten für die Behandlung dieser Patienten auf fast 1,5 Milliarden Dollar beläuft. Viel teurer ist es natürlich in den bevölkerungsreichen Staaten Kalifornien (13 Milliarden Dollar), Texas (10 Milliarden Dollar) und New York (6 Milliarden Dollar).

Einkommensschwache besonders betroffen

Dramatische Zahlen bekommt auch, wer das Problem der Fettleibigkeit nicht auf Bundesstaaten, sondern auf Bevölkerungsschichten herunter rechnet. Unter schwarzen Frauen sind zur Zeit 41,9 Prozent schwer übergewichtig - der größte Anteil überhaupt. Unter den Latinos, Männer und Frauen, sind 30,7 Prozent fettleibig.

Auch das ist für Experten keine Überraschung, denn vor allem in der einkommensschwachen Schicht haben Leute oft kaum eine Chance, sich gesund zu ernähren. In armen Stadtvierteln und auf dem Lande fehlt es schon an Läden, die überhaupt gesunde Kost im Angebot haben. Wer sparen will, kauft vorgekochte Mahlzeiten mit hohem Kaloriengehalt sowie Fleisch mit viel Fett und Hormonen, denn biologische oder organische Aufzucht führt zu höheren Preisen. Ähnlich verhält es sich mit Getränken. Die niedrigen Preise für Softdrinks sorgen ebenfalls in den ärmeren Gegenden der USA für einen verhältnismäßig hohen Umsatz. Insgesamt trinken 60 Prozent der Amerikaner jeden Tag mindestens ein stark zuckerhaltiges Getränk - viel zu viel in den Augen von Ernährungsexperten.

Die Regierung Obama hat den Kampf gegen die Fettleibigkeit in den USA zu einem ihrer wichtigsten Ziele gemacht. Die "Let's Move!"-Kampagne von First Lady Michelle Obama, die in Schulen und Kommunen für bessere Ernährung und mehr Sport und Bewegung wirbt, wird von einer massiven Medienkampagne begleitet. Der Grund für das Engagement liegt auf der Hand: Es geht nicht nur um die Gesundheit einzelner Amerikaner, sondern um die Gesundheit des Landes und der Konjunktur.

Quelle: ntv.de

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