Kolumnen

Inside Wall Street Nicht alle Reichen sind böse

Die sozialen Gegensätze in den USA sind groß. Das kritisieren auch viele der dortigen Wohlhabenden. Sie unterstützen mehrheitlich den politischen Kurs von Präsident Obama. Die Republikaner haben dagegen einen schweren Stand.

Bill Gates ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er ist sozial sehr engagiert.

Bill Gates ist einer der reichsten Menschen der Welt. Er ist sozial sehr engagiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Amerikas Reiche werden oft verteufelt. Zu Unrec ht, wie eine Studie des Wirtschaftssenders CNBC zeigt. Die Experten befragten mehr als 500 US-Amerikaner mit einem Sparguthaben von mindestens einer Million Dollar. Ihre Sicht auf Probleme und Lösungen in den USA ähnelt der Einstellung der Demokraten - jedenfalls zu einem guten Teil.

Die Befragten scheint CNBC recht breit ausgesucht zu haben. Nach eigener Einschätzung verdanken 23 Prozent ihren Reichtum "harter Arbeit", 21 Prozent haben "klug investiert" und 18 Prozent haben "eifrig gespart". Etwas mehr als ein Zehntel sieht die Frage nach der Herkunft ihres Geldes ein wenig abstrakter: 10 Prozent machen ihre außergewöhnlich gute Erziehung und Ausbildung verantwortlich, und 1 Prozent sagt, man habe "einfach Glück gehabt".

Interessant ist die Unterscheidung der Befragten in Leute mit rund 1 Million an Vermögen und Multimillionären ab 5 Millionen Guthaben. Je reicher die befragte Person ist, desto eher scheint man nicht mehr "hart zu arbeiten", sondern arbeiten zu lassen - nämlich als Chef einer eigenen Firma. Auch andere Unterscheidungen fallen auf: Unter den Frauen geben 15 Prozent an, ihr Geld stamme aus einer Erbschaft - unter den Männern sind es nur 5 Prozent. Unter den Männern hingegen finden 20 Prozent das Sparen ausschlaggebend, unter den Frauen nur 14 Prozent.

Eines haben (fast) alle gemeinsam: 94 Prozent der Reichen glauben nach wie vor an den amerikanischen Traum, eine knappe Mehrheit sagt sogar, dass heute noch reich werden könne wer hart genug arbeite.

Ungleiche Schul- und Ausbildungsqualität

Diese allgemein positive Haltung widerspricht aber einigen anderen Ergebnissen derselben Studie. Deutlich mehr als die Hälfte sehen eine ungleiche Güterverteilung - die viel diskutierte "wealth inequality" - als ein massives Problem für die USA. 78 Prozent der Befragten glauben, dass das finanzielle und wirtschaftliche Ungleichgewicht in den USA vor allem auf einer ungleichen Schul- und Ausbildungsqualität beruht.

Das ist sicher richtig: Die USA haben bis heute einige der besten Universitäten der Welt und bilden eine Elite aus. Diesen Weg können sich aber nur wenige leisten. Wer auf öffentliche Schulen angewiesen ist, sieht sich einem Umfeld gefangen, in dem Lehrer unterbezahlt sind und Budgets für Unterrichtsmaterialien dauernd gekürzt werden.

Diese Missstände auszumerzen, sehen immerhin 83 Prozent der Befragten als bestes Mittel im Kampf gegen die fortschreitende sozialökonomische Ungleichheit. Sie fordern besser Schul- und Ausbildungsmöglichkeiten für finanziell schwächer gestellte US-Amerikaner. Immerhin 64 Prozent der Reichen sprechen sich zudem für höhere Steuern für Besserverdienende aus, 63 Prozent fordern eine Anhebung des Mindestlohns. 34 Prozent glauben auch, dass gezielte staatliche Hilfen nötig sind, um ärmeren US-Bürgen Dinge wie den Häuserkauf, die Rente und eine umfassende Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.

Nur kleine Minderheit schreit laut

Damit stimmen die Reichen mehrheitlich mit den politischen Ideen von Präsident Obama überein. Die Ansätze der Republikaner werden hingegen abgeschmettert: Nur 13 Prozent der Befragten fordern Kürzungen beim Arbeitslosengeld, um Arbeitslosen einen Ansporn zu geben. Und nur 1 Prozent findet, dass die Regierung sich aus der Materie ganz heraushalten solle.

Es ist bedauernswert, dass sich die Einschätzung der Topverdiener in den USA auf politischer Ebene so nicht widerspiegelt. Im Gegenteil: Die Republikaner, obwohl in der Minderheit, sperren sich seit Jahren erfolgreich gegen Maßnahmen, die von einer großen Mehrheit im Land unterstützt werden.

Eines scheint klar: So sehr die Reichen die USA auch politisch im Griff haben, so sind es doch längst nicht alle Besserverdienenden, sondern auch hier nur eine kleine Minderheit, die umso lauter schreit. Zu ihnen gehören die Brüder Charles und David Koch sowie die Erben des Wal-Mart-Konzerns, deren asoziale Attitüde Washington massiv beeinflusst, weil mit jeder politischen Forderung ein dicker Scheck verbunden ist.

Quelle: ntv.de

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