Inside Wall Street Schmiergeld rechnet sich nicht
13.06.2012, 09:55 Uhr
Nicht immer, wenn Wirtschaft Politik umarmt, kommt was bei rum. Hier eine Wählerin bei der versuchten Abwahl des Gouverneurs von Wisconsin, Scott Walker.
(Foto: REUTERS)
Geld bringt Einfluss und wieder Geld. Das glauben viele. Tatsache ist aber, in den meisten Fällen geht der Schuss nach hinten los. Eine US-Studie belegt, je mehr sich Unternehmen politisch engagieren, desto schlechter schneiden sie im Branchenvergleich ab.
Geld regiert vielleicht die Welt, in jedem Fall aber die USA. Der Einfluss von Geld auf die US-Politik hat in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, nicht zuletzt seit der Supreme Court entschieden hat, dass Unternehmen in unbegrenztem Umfang Kandidaten und Parteien unterstützen dürfen – gerne auch anonym.
Das bis heute umstrittene Urteil im Fall "Citizens United" hat Millionenspenden Tür und Tor geöffnet. Seit die Richter mit knapper Mehrheit der konservativen Vertreter 2010 ihr Urteil sprachen, hat es nicht zuletzt zu den sogenannten "Super-PACs" geführt, jenen so geheimnisvollen wie gigantischen Geldgebern, die den Wahlkampf zwischen Präsident Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney gestalten.
Dabei sind die "Super-PACs" – das Kürzel bezeichnet ein "Political Action Committee" – nicht nur auf nationaler Ebene in Washington aktiv. Vor Kurzem erst kauften die Politmäzene Scott Walker den Rest seiner Amtszeit. Der Gouverneur von Wisconsin hatte sich unbeliebt gemacht, als er den Gewerkschaften im öffentlichen Dienst verbot Tarifverträge auszuhandeln. Eine versuchte Abwahl überstand Walker dank einer landesweiten Medienkampagne, die er sich von der Industrie bezahlen ließ.
Geld bringt Einfluss. Auch wenn das in den USA immer mehr der Fall wird, ist die Sache nicht neu. Völlig unerwartet fiel jetzt aber die Studie zweier US-amerikanischer Universitäten aus, die sich mit den Folgen politischen Engagements für die Unternehmen beschäftigte. Ökonomen der Rice Universität in Texas und der Long Island Universität im Bundesstaat New York untersuchten die Bilanzen und die politischen Spenden von 943 Unternehmen. Sie stellten fest: Je mehr ein Unternehmen im politischen Betrieb mitspielte, desto schwächer schnitt man im Branchenvergleich geschäftlich ab.
Auch Spenden will gelernt sein
Die Forscher untersuchten politische Spenden von insgesamt mehr als 5 Mrd. US-Dollar und setzten sie ins Verhältnis zu den Unternehmenszahlen der jeweiligen Unternehmen. "Es sollte eigentlich klar sein, das sich solche Spenden wirklich auszahlen", mein Doug Schuler, einer der Autoren der Studie. "Letztlich sahen wir aber einen ganz deutlichen negativen Zusammenhang."
Die einzige Ausnahme beschreibt Schuler für Unternehmen, deren Branchen von der Regierung außergewöhnlich direkt reguliert werden. Deren finanzielle Einflussnahme auf zuständige Politiker habe durchaus Erfolg – einzelne Wahlkampfspenden hingegen nicht. Die Ursachen dafür sind nicht erforscht, dafür gibt es zumindest Theorien.
Eine Erklärung könnte im Missverhältnis von Ursache und Wirkung liegen. So ist nicht auszuschließen, dass sich vor allem schwächelnde Unternehmen mit finanziellen Geschenken an Politiker den ein oder anderen Gefallen erkaufen wollen – oft ohne Erfolg. Die schwache Performance der Firma wäre dann erklärt. Noch einfacher: Werden manche Wünsche von den gewählten Politikern nicht erfüllt oder gewinnt etwa der Gegner, ist das Geld in den Sand gesetzt. Was großzügig in TV-Spots und Wahlkampfhilfe investiert wurde, fehlt letztlich nur in der eigenen Bilanz.
Quelle: ntv.de