Bereit zum Boarding EADS begrüßt neue Aktionäre
09.03.2011, 16:32 Uhr
EADS-Chef Louis Gallois: "Nächstes Jahr sind Veränderungen nötig."
(Foto: picture alliance / dpa)
EADS fliegt endlich im grünen Bereich. Die Probleme beim A400M sind vergessen, der verlorene US-Rüstungsauftrag auch. Alle könnten zufrieden sein. Wären da nicht die Gerüchte über einen Rückzug von Großaktionär Daimler. Bei EADS ist man sich sicher: Nächstes Jahr wird alles anders.
Eigentlich sollten sich die Hauptanteilseigner von EADS, Daimler, Legardère und der französische Staat, freuen. EADS ist 2010 in die Gewinnzone zurückgeflogen. Den Aktionären winkt sogar eine Dividende. Auch die weiteren Aussichten sind rosig. EADS erwartet fette Jahre bei Airbus. Trotzdem dürfte nun endgültig feststehen: Mitte kommenden Jahres wird es eine neue Aktionärsstruktur bei EADS geben. Es steht eine aufregende Zeit ins Haus.
Nachdem die Bundesregierung bereits von möglichen Ausstiegsplänen von Daimler aufgescheucht wurde, hat sich nun auch EADS-Chef Louis Gallois für eine nachhaltige Neuordnung der Aktionärsstruktur des europäischen Luft- und Raumfahrtskonzerns ausgesprochen. Es bestehe keine Eile für eine Veränderung, da bestehende Vereinbarungen noch bis zum kommenden Jahr gelten würden. Dann sei aber eine Veränderung erforderlich, die langfristig Bestand haben müsse, sagte Gallois bei der Vorlage der Ergebnisse für 2010 in München.
Seitenhieb gegen Daimler

EADS-Chef Gallois (l.) mit Finanzvorstand Hans Peter Ring bei der Bilanz-Präsentation.
(Foto: EADS / Dannenberg)
Hinter den Kulissen tut sich was. Wer, wie und was, ist offen. Klare Ansagen gibt es nicht. Gallois nimmt das Thema auf der Bilanzkonferenz erst einmal auf die leichte Schulter. Er halte zwar Aktien, sei aber kein Großaktionär. Deshalb habe er keinen Einfluss auf die Entscheidung über neue Anteilseigner. Ernsthaft und eindringlich plädiert er danach aber dafür, die weitere Diskussion nicht in der Öffentlichkeit zu führen. Entsprechende Antworten intern zu entwickeln, sei besser. Ein kleiner Seitenhieb auf die Tatsache, dass die mögliche strategische Neuausrichtung von Daimler ungewollt bereits in der Öffentlichkeit die Runde machte.
Denn der Stuttgarter Autobauer hat die Frage, wer mögliche Anteile an dem europäischen Luftfahrtkonzern übernehmen könnte, auf dem kurzen Dienstweg direkt auf die höchste Regierungsebene getragen und so auch die Öffentlichkeit für das Thema gewonnen. Der Ball wurde nicht, wie es sich EADS gewünscht hätte, intern gespielt. Irgendjemand muss auch dafür gesorgt haben, dass der interne Meinungsaustausch von Kanzlerin Angela Merkel mit ihren Ministern als Krisengipfel an die große Glocke gehängt wurde. Böse Zungen behaupten, es sei der Konzern selbst gewesen, der die Öffentlichkeit gesucht hätte, um Berlin zu einem Entgegenkommen etwa bei einer staatlichen Prämie für Elektroautos zu bewegen. Im Gegenzug dafür, dass ein Anteil an EADS gehalten wird.
Verlässliche Eigner braucht die Welt
Wie dem auch sei, mögliche Ausstiegsszenarien von Daimler entbehren nicht einer gewissen Brisanz. EADS ist einer der größten Rüstungskonzerne mit einem fein austarierten Machtverhältnis zwischen Deutschen und Franzosen. Auf die Aktionärsstruktur von EADS und Boeing schaut die ganze Welt. Insofern sind die Pläne von Daimler wahrscheinlich nur schwer im Verborgenen zu führen. EADS ist "nicht irgendein Unternehmen", wie Daimler-Vorstand Dieter Zetsche es auf dem Genfer Autosalon formulierte. Die Bundesregierung müsse rechtzeitig in solche Überlegungen einbezogen werden. Der Öffentlichkeit gegenüber hält man sich dagegen gerne bedeckt. Vorsichtig diplomatisch heißt es bei Daimler bislang nur: "Wir sprechen über eine stabile und ausbalancierte Struktur". Was übersetzt wohl nichts anderes bedeutet als: Wir wollen raus aus EADS, ohne dass dem Mächteverhältnis bei EADS dadurch Abbruch getan wird.
Eine Neuordnung der Aktionärsstruktur muss bis Mitte kommenden Jahres gefunden werden. Erst dann darf Daimler die 7,5 Prozent seiner Aktien abgeben. Der Ball lag von Anfang an und liegt jetzt erst recht bei der deutschen und der französischen Regierung. Hier werden jetzt die Köpfe über den verschiedenen Szenarien rauchen, wer die Anteile von Daimler auffangen könnte. Gibt es Interesse in der Privatwirtschaft? Kauft EADS die Aktien zurück? Steigen Deutschland und Frankreich aus und gibt es eine Goldene Aktie? Fest steht, es ist der unbedingte Wunsch aller Beteiligten, das empfindliche Machtverhältnis nicht zu stören. Auch wegen der geopolitischen Großwetterlage. Die Welt verlässt sich auf zuverlässige Machtverhältnisse bei dem großen Rüstungskonzern. Auch EADS fliegt in der Warteschleife und wartet auf weitere Ansagen.
Quelle: ntv.de