Marktberichte

Inside Wall Street 10.000 Punkte in Sicht

Längst vergessen sind die Tiefstände vom Frühjahr.

Längst vergessen sind die Tiefstände vom Frühjahr.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Als der Dow-Jones-Index 1999 zum allerersten Mal fünfstellig notierte, brach auf dem Parkett Jubel aus. Irgendjemand hatte sogar Baseball-Caps mit der Aufschrift "Dow 10.000" vorbereitet - und die wurden seither immer wieder einmal herausgeholt, unter anderem im letzten Oktober, als die Blue Chips von ihrem Höhenflug bei über 14.000 wieder unter die magische Marke rutschten.

Jetzt dürfte manch ein Trader das Mützchen wieder herausgelegt haben. Denn in den nächsten Tagen soll die Marke wieder fallen, die zwar technisch betrachtet überhaupt keine Bedeutung hat, aber aus psychologischer Sicht wohl die Mutter aller Marken ist.

Längst vergessen sind die Tiefstände vom März, als die Blue Chips bei 6500 Zählern dümpelten. Nach einer Rally um 50 Prozent trennen nur noch wenige Pünktchen den Index von seinem stolzen Ziel, und da will man wieder feiern. Denn Experten sind sich einig: Der Schritt ins Fünfstellige dürfte einen weiteren Kaufrausch auslösen. Man fragt sich immer mehr, was diese laufende Rallye noch aus der Bahn werfen kann.

Am ehesten wären das wohl die Zahlen für das dritte Quartal, das in wenigen Tagen zu Ende gehen wird. Mitte Oktober werden die wichtigsten Unternehmen in Corporate America ihre Bücher öffnen - doch was werden Anleger hören. Wahrscheinlich schneidet die Mehrheit wieder besser ab als erwartet. Denn die Analysten haben ihre Erwartungen gesenkt, ohne dass der Markt das reflektieren würde. Und: In vielen Branchen werden durch Massenentlassungen und Kurzarbeit die Kosten gesenkt. Das hilft der Bilanz auf die Beine.

Aus solchen Zahlen allerdings auf eine nachhaltige Erholung auf konjunktureller Seite zu schließen, ist natürlich albern. Und wenn Fed-Chef Ben Bernanke erklärt, dass die Rezession wohl offiziell vorbei wäre, dann wird diese Aussage entkräftet durch den Zusatz, dass der Arbeitsmarkt wohl weiter nachgeben würde.

Was also haben Anleger zu feiern? Die magische Marke von 10.000 Punkten? Das ist kein Anlass zur Freude, denn die Rallye der letzten sechseinhalb Monate zeigt doch nur, dass der Markt aus der Krise nichts gelernt hat. Auf dem Börsenparkett wird spekuliert was das Zeug hält. Die Rekordrenditen der letzten Monate sind auf Dauer nicht durchhaltbar. Und sie kommen nur zustande, weil große konjunkturelle Probleme manchen Markttreibern helfen.

So fällt der Dollar von einem Tief auf das nächste. Der Wertverfall der amerikanischen Währung treibt unterdessen die Rohstoffpreise in die Höhe, wovon wiederum die Rohstoff-Aktien profitieren. Sich über diese Veränderungen zu freuen, fällt aber nicht leicht.

Welche unschönen Folgen der Verfall des Dollars hat, zeigt sich nicht nur am Rohstoffmarkt, sondern auch daran, dass sich Ausländer immer größere Stücke von Amerika kaufen: Wolkenkratzer - und zuletzt auch Sport-Teams. Der russische Nickel-Milliardär Michail Prochorow arbeitet an einer Übernahme der New Jersey Nets, da der aktuelle Besitzer Probleme mit der Finanzierung des neuen Stadions hat. Ein Problem von vielen; die Börse sollte sich auch bei "Dow 10.000" nicht zu früh freuen.

Quelle: ntv.de

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