Inside Wall Street 20-Millionen-Dollar-Frechheit
23.05.2009, 19:09 UhrDer Ex-Chef von General Motors, Wagoner, der auf Druck der US-Regierung seinen Posten räumen musste, ist noch gar nicht weg. Er steht weiter auf der Gehaltsliste des kaputten Autokonzerns.
General Motors bemüht sich nach Kräften durch die schwerste Krise seiner Geschichte zu kommen, und ist dabei doch realistisch. Interim-CEO Fritz Henderson glaubt nicht, dass sich ein Konkurs vermeiden lässt, und auch Anleger geben die Hoffnung auf: Die Aktie ist nur noch knapp einen Dollar wert. Es fehlt an Vertrauen, auch wegen neuer, ärgerlicher Nachrichten.
Denn so sehr sich GM und die Regierung in Washington um eine Rettung des einstigen Automobilriesen bemühen, kommt man doch nicht so recht in Gang. Das zeigt sich am ehesten an der Personalie Wagoner. Der ehemalige GM-CEO Rick Wagoner, der für die Fehlentscheidungen in den letzten Jahren verantwortlich ist und der auf Druck der Regierung seinen Posten räumen musste, ist noch gar nicht weg. Er steht weiter auf der Gehaltsliste des kaputten Konzerns.
Der Grund: Zwischen Washington und Detroit steht noch nicht fest, wie man den Rauswurf Wagoners genau abwickeln will und, ganz besonders, ob er sein vertraglich zugesichertes Abfindungspaket bekommen wird. Das liegt bei 20 Mio. Dollar, die der Steuerzahler abdrücken müsste.
Dass Wagoner auf diesem Paket besteht, ist unvorstellbar dreist. Dass ein entsprechender Vertrag vorliegt, dürfte keine Rolle spielen, seit das Unternehmen von der Regierung mit Steuermitteln gerettet worden ist. Wenn inmitten einer Diskussion um überhöhte Managergehälter ausgerechnet Millionen für einen der schlechtesten CEOs aus öffentlichen Mitteln bestritten würden, wäre das ein Skandal, den Washington natürlich vermeiden will.
Dass man nicht schneller handelt, liegt an einer totalen Überlastung der Mitarbeiter im Finanzministerium. Hausherr Timothy Geithner und eine Hand voll erfahrener Berater haben es sich zur Aufgabe gemacht, jede einzelne Entscheidung auf dem Weg aus der Wirtschaftskrise persönlich zu fällen, das Weiße Haus lässt sich in Detailfragen briefen, etwa zum Design einer Webseite oder zur Vergabepraxis bestimmter Kredite.
Das ist nicht nur kompliziert, sondern muss von einem inkompletten Team bewerkstelligt werden. Geithner fehlen zur Zeit zwei Staatssekretäre und zahlreiche Abteilungsleiter, deren Positionen Präsident Obama noch nicht besetzt hat - zu sehr war der bisher damit beschäftigt, eine Plan für die US-Konjunktur zu basteln. Erste Nominierungen dürften zwar in den nächsten Tagen bekannt werden, doch müssen die vom Kongress bestätigt werden, wozu noch einige Anhörungen nötig sein werden.
Dass richtungsweisende Entscheidungen mangels Personal aufgeschoben werden, bremst eine eventuelle Erholung der US-Wirtschaft gewaltig. Dass manche Dinge, wie ein 20-Millionen-Paket für den erfolglosen GM-CEO, überhaut zur Debatte stehen, lässt die Hoffnung auf eine Trendwende aber fast schon sterben. Denn ganz offensichtlich regiert in Corporate America noch immer die Gier, und solange die nicht von Vernunft ausgestochen wird, können Konzerne in Not auch mit Milliardenhilfen nicht gerettet werden.
Quelle: ntv.de