Siemens-Clan belastet Dax 5000-er Marke gefallen
16.01.2002, 20:10 UhrFast hätte man sie vergessen: die Bären. Sie feierten fröhliche Urständ auf dem Frankfurter Parkett. Der schwache Ausblick des Chip-Riesen Intel verhagelte den Anlegern am Mittwoch kräftig die Stimmung. Der Dax verlor 1,5 Prozent auf 4.984 Punkte. Damit hat der Index die - zumindest psychologisch - wichtige 5.000-er Marke deutlich unterschritten.
Der weltgrößte Halbleiter-Hersteller hat im vierten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 15 Cent die Erwartungen von 11 Cent übertroffen. Hoffnung auf eine baldige Erholung der Branche machte Intel jedoch nicht, die Umsatzprognose von maximal 7 Milliarden Dollar für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres sorgte bei Analysten eher für Enttäuschung.
Negativ sei vor allem, dass Intel nur 5,5 Milliarden Dollar für Investitionen im kommenden Jahr einplane und damit rund 1 Milliarde weniger, als Analysten prognostiziert hätten, so ein Händler. Das lasse darauf schließen, dass der Branchen-Primus die Lage weiterhin als kritisch einschätze.
Auf dem Frankfurter Parkett wirkte sich der schwache Intel-Ausblick besonders auf die Technologie-Titel der Siemens-Familie aus, die ihre Verluste im Tagesverlauf kontinuierlich ausbauten. Die Muttergesellschaft fiel 5,1 Prozent auf 69,25 Euro, gefolgt von Epcos (minus 4,8 Prozent auf 47,97 Euro). Die Chiptochter Infineon hielt sich noch vergleichsweise wacker: 3,2 Prozent minus auf 24,40. Dennoch nehmen diese drei Werte die ersten drei Plätze in der Verliererliste ein.
Der Softwarekonzern SAP will seine strategische Partnerschaft mit dem US-Unternehmen Commerce One deutlich einschränken. Ein Verkauf der Anteile an dem US-Softwareunternehmen sei jedoch nicht geplant. Die SAP-Aktie schloss mit 0,8 Prozent bei 160,40 Euro im Minus.
Im Mittelpunkt stand auch die Aktie von BASF. Einem Zeitungsbericht zufolge planen mehrere deutsche Konzerne die Gründung einer gemeinsamen Rückversicherung, um so auf die Beitragserhöhungen der Versicherungsunternehmen nach den Anschlägen vom 11. September zu reagieren. Dem Bericht zufolge suche BASF derzeit Partner für das geplante Unternehmen. Auch die Namen von Siemens und der Lufthansa wurden in diesem Zusammenhang genannt. Die BASF-Aktie legte 0,5 Prozent auf 42,10 Euro zu, die Lufthansa-Aktie stieg 3,4 Prozent auf 17,35 Euro und war damit größter Gewinner im Dax. Münchener Rück fielen dagegen 1,0 Prozent auf 275,00 Euro.
Einen Zick-Zack-Kurs legte die Aktie der Deutschen Telekom hin, die im Tagesverlauf zwischen Plus und Minus schwankte. Zum Schluss blieb ein Minus von 0,6 Prozent auf 17,22 Euro. Einem Magazin-Bericht zufolge will die Deutsche Bank gemeinsam mit einem Industrie-Konsortium dem Bonner Konzern ein Angebot für einen Großteil des deutschen TV-Kabelnetzes machen, sollte der geplante Verkauf an den US-Konzern Liberty Media scheitern. Die Telekom kündigte zudem an, ihre Geschäftszahlen nicht wie geplant am 29. Januar zu veröffentlichen.
Die Analysten von Merrill Lynch haben die Gewinnprognose für ThyssenKrupp für das laufende Geschäftsjahr auf 144 von zuvor 300 Millionen Euro gesenkt. Der Stahlkonzern mache auf der Kostenseite geringere Fortschritte als erwartet, so die Begründung der Investmentbank. Auch der Ausblick von ThyssenKrupp sehe nicht gut aus. Die Aktie fiel 2,0 Prozent auf 16,01 Euro.
Noch ein Blick auf dem MDax. Dort sorgt der Luftschiffentwickler Cargolifter für Furore - freilich für negative. Wenn es keine staatlichen Hilfen gäbe, sei der Fortführung des Projektes ernsthaft gefährdet. Aktuell reichten die liquiden Mittel gerade mal noch bis Ende März 2002. Derzeit prüfe man verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten. Eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen. Die Aktie verkam zu Spielball der Zocker: Bis auf 2,04 Euro stürzte der Kurs zwischenzeitlich ab. Schlussstand: 3,20 Euro, ein Minus von knapp 40 Prozent.
Quelle: ntv.de