Marktberichte

Unerklärlicher Einbruch Abgestürzter Euro kämpft mit 1,35er Marke

Im US-Senat zeichnet sich eine Lösung ab - der US-Dollar profitiert.

Im US-Senat zeichnet sich eine Lösung ab - der US-Dollar profitiert.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Anleger rätseln: Mit der Veröffentlichung der ZEW-Daten geht der Euro in den Sinkflug über. Zuvor hatte die nachlassende Angst vor dem Finanzkollaps der USA dem Dollar neuen Schub gegeben. Insgesamt dürfte die Risikobereitschaft am Devisenmarkt steigen.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Aus bislang ungeklärter Ursache ist der Euro auf Talfahrt gegangen. Mit der Bekanntgabe des überraschend stark ausgefallenen ZEW-Index gab die Gemeinschaftswährung deutlich nach. Binnen Minuten fällt sie von 1,3560 bis zur 1,35er Marke - und gibt weiter nach. Am frühen Nachmittag kann der Euro bei mehreren Anläufen die Hürde nicht überspringen. Aktuell kostet der Euro 1,3491 Dollar.

Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt den Referenzkurs auf 1,3493 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7411 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84635 britische Pfund, 132,89 japanische Yen und 1,2361 Schweizer Franken fest.

"Wir wundern uns auch und diskutieren hin und her, was denn den Euro belasten könnte", sagt ein Händler zur Abwärtsbewegung. Selbst das Argument, dass der Anstieg des ZEW-Indexes lediglich auf den Konjunkturerwartungen basiere und die Einschätzung der aktuellen Lage entgegen den Erwartungen gesunken ist, sei "eine wackelige Argumentation".

Es handele sich eindeutig um eine Schwäche des Euro, denn dieser gebe nicht nur zum Dollar nach, sondern werte auch zum Yen, Pfund Sterling und Kanada-Dollar ab. Lediglich zum Schweizer Franken hat die Gemeinschaftswährung nach dem ZEW-Index aufgewertet.

Dollar kommt zurück

Zuvor hatte die neu aufgekeimte Hoffnung auf eine Lösung des US-Haushaltsstreits kurz vor dem Erreichen des Schuldenlimits dem US-Dollar Auftrieb verschafft. Im fernöstlichen Devisenhandel kletterte die US-Devise auf ein Zweiwochenhoch und notierte bei 98,64 Yen, nachdem sie zwischenzeitlich sogar auf 98,71 Yen geklettert war.

Gleichwohl zeigten sich Experten skeptisch: "Die US-Politik verschiebt das Problem nur und wir werden im Januar den nächsten Showdown erleben", sagte der Devisenspezialist Masafumi Yamamoto von Praevidentia Strategy. "Das wird kaum zu einer US-Dollar- oder Aktienrallye führen."

Zuvor hatten die Top-Politiker von Demokraten und Republikanern im US-Senat sich zuversichtlich über eine baldige Einigung gezeigt. Eine Vereinbarung, die Schuldenobergrenze anzuheben und die Regierungsbehörden wieder zu öffnen könne möglicherweise am Dienstag erreicht werden.

Am Donnerstag läuft in den USA die Frist für eine Einigung über die Erhöhung der Schuldenobergrenze ab. Sollten sich Präsident Barack Obama und die Republikaner nicht auf eine Lösung verständigen, droht der größten Volkswirtschaft der Erde die Zahlungsunfähigkeit mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft.

Angesichts der Anzeichen für eine Einigung im Streit um eine Anhebung der US-Schuldengrenze - wenn auch möglicherweise nur vorübergehend - rechnen die Devisenmarktexperten von Morgan Stanley (MS) mit einer zunehmenden Risikobereitschaft am Devisenmarkt. Davon dürften besonders höher rentierende Währungen profitieren, allen voran der Austral-Dollar. Zudem dürfte sich der US-Dollar zu traditionell niedrig verzinsten Währungen wie dem Franken und dem Yen erholen.

Polens Wirtschaft erholt sich

Euro / Zloty
Euro / Zloty ,00

Derweil lenkten die Devisenanalysten der Commerzbank (CoBa) die Blicke auf September-Inflationsdaten in Polen. Der Konsens rechne erneut mit einer stabilen Vorjahresrate von 1,1 Prozent. Mit solch einem Puffer zum Inflationsziel von 2,5 Prozent werde sich der geldpolitische Rat in Polen in seiner abwartenden Haltung bestätigt fühlen. Nach eigenen Angaben gedenken die Notenbanker, ihren Leitzins bis Jahresende unverändert bei 2,50 Prozent zu belassen. Nur ein überraschend starker Anstieg der Inflation könnte an diesem Ausblick noch rütteln und die Zinserwartungen am Markt nach vorne ziehen, was auch dem polnischen Zloty zugute käme.

Aber selbst wenn sich die Teuerungsrate, wie von der CoBa erwartet, lediglich stabilisiert habe, bleibe der Ausblick für den Zloty rosig. Die Konjunktur erhole sich spürbar, was dafür spreche, dass auch der Preisdruck früher oder später zulegen werde. Ausschlaggebend sei also, dass inzwischen die zentrale Frage am Markt nicht sei ob, sondern wann die Normalisierung der Geldpolitik in Polen starte. Die CoBa bleibt bei ihrer Jahresendprognose von 4,15 Zloty für einen Euro. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung bei 4,1834 Zloty um.

Anleger hinterfragen Norwegens Stärke

Dagegen befasst sich die SEB mit der Norwegischen Krone. Deren jüngste Schwäche dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Anleger die fundamentale Stärke Norwegens hinterfragten. Die Bank nennt überdies eine intransparente Geldpolitik als Grund für die schwache Krone. Auch wenn die Nachfrage nach Investments, die in Norwegischen Kronen denominiert seien, nicht stark nachgelassen habe, seien doch verstärkt Mittel in die Eurozone geflossen. Die SEB hält es deshalb nunmehr für wahrscheinlicher, dass sie ihre derzeit noch sehr optimistischen langfristigen Prognosen für die Norwegische Krone senken wird.

Die Bank rechnet mit einer Fortsetzung der in jüngster Zeit zu beobachtenden Entwicklung des Währungspaars Euro/Krone, die sich durch scharfe Sprünge der Gemeinschaftswährung nach oben und geringes Verkaufsinteresse ausgezeichnet habe. Bei hoher Volatilität dürfte sich der Euro bis zum Jahresende zwischen 8,00 und 8,20 Norwegischen Kronen bewegen. Aktuell kostet ein Euro 8,1068 Kronen.

Quelle: ntv.de, jwu/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen