Dax-Vorschau Ägypten könnte Kursfreude trüben
05.02.2011, 13:10 UhrDer Unruhe-Herd Ägypten dürfte in der neuen Woche die Anlageentscheidungen am deutschen Aktienmarkt bestimmen. Entspannt sich die Lage, stehen dem Dax nach Einschätzung von Börsianern alle Türen für eine Fortsetzung des Kletterkurses offen.
Der Dax wird in den kommenden Handelstagen wohl vor allem von der Angst vor einem Flächenbrand in der arabischen Welt geprägt. "Kommt es allerdings zu einer Entspannung, haben wir im Dax gut Luft nach oben", sagte Wolfgang Duwe, Aktienstratege bei der Bremer Landesbank. Erfreuliche Konjunktur- und Unternehmensdaten könnten dann die Hoffnung auf ein anhaltendes Wirtschafswachstum beflügeln. Am Freitag schloss der Dax bei knapp 7227 Punkten und damit auf einem neuen Jahreshoch. Auf Wochensicht legte der Dax um 1,6 Prozent zu.
In den vergangenen Tagen hatten die gewaltsamen Auseinandersetzungen in Ägypten vor allem an den Rohstoffmärkten für Unruhe gesorgt. Investoren fürchteten eine mögliche Beeinträchtigung der Ölversorgung, da das arabische Land die kürzeste Seeverbindung zwischen Europa und Asien - den 192 Kilometer langen Suez-Kanal - kontrolliert. Der Preis für das Fass Brent schoss daraufhin erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder über die psychologisch wichtige 100-Dollar-Marke. Aber auch andere Rohstoffe wie etwa Kupfer setzten ihren Aufwärtstrend fort - der Preis für das Industriemetall stieg am Donnerstag erstmals bis auf 10.000 Dollar je Tonne. "Die hohen Rohstoffpreise könnten zunehmend zum Problem für die Unternehmen werden", sagte ein Börsianer. Insbesondere bei Firmen aus den Sektoren Energie, Industrie, Chemie und Bau dürfte der Druck auf die Ergebnismargen nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Markus Wallner zunehmen, da sie im Schnitt einen sehr hohen Rohstoffkostenanteil am Umsatz besitzen.
Stahlzahlen im Blick
Zunächst aber richteten die Anleger ihr Augenmerk noch auf die aktuell laufende Berichtssaison in den USA und Deutschland, die laut Händlern bislang überwiegend positiv verlaufen ist. In der neuen Woche lassen sich unter anderem Walt Disney (Dienstag), Cisco System und Coca Cola (jeweils Mittwoch) in ihre Bücher schauen. Auf deutscher Seite konzentrieren sich die Anleger vor allem auf die Quartalszahlen des Dax-Konzerns ThyssenKrupp (Freitag). Daneben wartet am Mittwoch auch eine Reihe von Unternehmen aus der zweiten Börsenliga mit ihren Geschäftszahlen auf, so etwa Douglas, Gildemeister, Aurubis und Tui.
Auf der Konjunkturseite sind die Daten eher dünn gesät: In Deutschland stehen die Auftragseingänge in der Industrie (Montag) und die Produktion im Produzierenden Gewerbe (Dienstag) auf der Agenda, in den USA dürften die Handelsbilanz und das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan zum Wochenausklang nähere Hinweise über die Entwicklung der US-Wirtschaft geben. Zuletzt hatte eine Reihe von Konjunkturdaten auf eine Stärkung der weltgrößten Volkswirtschaft hingedeutet. "Doch egal, wie die Daten ausfallen - inzwischen dürfte kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die Fed mit ihrer Unterstützung der Wirtschaft erst einmal weitermacht," sagte der Bremer-Landesbank-Analyst Duwe. US-Notenbank-Chef Ben Bernanke hatte am Donnerstag Befürchtungen zurückgewiesen, dass mit den zuletzt kräftig gestiegenen Lebensmittelpreisen ein wachsender Preisdruck droht.
In Europa ist das Schreckgespenst Inflation auch nach der jüngsten EZB-Sitzung noch nicht vom Tisch. Die Aufmerksamkeit richtet sich in der neuen Woche auf Großbritanniens Zentralbank, die in einer Zwickmühle aus anziehenden Preisen und überraschend schwacher Konjunktur steckt. Sie entscheidet am Donnerstag über den Leitzins, der seit vielen Monaten bei 0,5 Prozent liegt. Commerzbank-Analyst Peter Dixon geht davon aus, "dass die Zentralbank erst reagiert, wenn sich zeigt, dass das Wirtschaftswachstum robust ist". EZB-Chef Jean-Claude Trichet hatte Spekulationen auf eine Zinserhöhung in der Euro-Zone am Donnerstag einen Dämpfer erteilt, nachdem er die Finanzmärkte im Januar zunächst mit überraschend scharfen Warnungen vor einer Rückkehr der Inflation aufgeschreckt hatte.
Quelle: ntv.de, rts