Marktberichte

Inside Wall Street Airlines auf falschem Kurs

Der Ölpreis mag in den letzten Tagen ein wenig nachgegeben haben. Doch dass das schwarze Gold teuer bleibt, ist keine Frage. Damit steigen die Benzinkosten, und zwar nicht nur für den Autofahrer, sondern auch für Transportunternehmen. Die amerikanischen Fluggesellschaften reichen die höheren Preise an den Verbraucher weiter.

Einer Branche in der Krise kann man eigentlich nicht vorwerfen, dass sie höhere Kosten so schnell wie möglich auszugleichen versucht. Doch die Fluggesellschaften greifen dem Verbraucher traditionell besonders schnell und tief in die Taschen. Zum Jahreswechsel, angesichts eines Rekord-Ölpreises von 100 pro Fass, heben sämtliche Carrier ihre Tarife an - zum vierundzwanzigesten Mal seit letztem Januar.

Einige Male mussten die Unternehmen ihre Preisanhebungen wohlgemerkt wieder rückgängig machen, weil auf viel beflogenen Linien die Billigflieger nicht mitzogen. Unterm Strich wurden amerikanischen Fluggästen die Preise in einem einzigen Jahr aber immerhin 18 mal angehoben, zuletzt nun um 10 bis 20 Dollar pro Ticket für Inlandsflüge.

United Airlines hatte in der vergangenen Woche den Anfang der jüngsten Anhebungsrunde gemacht, mittlerweile haben mit Continental, Delta Air Lines und American Airlines sämtliche großen Gesellschaften nachgezogen. Einige Strecken musste man erneut ausklammern, wie ein Sprecher für American Airlines beteuert, darunter etwa die von allen Gesellschaften massiv bedienten Routen zwischen New York und Florida.

Damit sind die Unternehmen erneut den einfachsten Weg gegangen, ihre Kosten zu senken. Vor allem mit Blick auf die New-York-Florida-Linien hätte sich das Problem auch anders lösen und die Situation für die Branche nachhaltig verbessern lassen. In dem alltäglichen Kleinkrieg um jeden Passagier haben die Airlines die stark nachgefragten Routen in den letzten Jahren nämlich immer breiter ausgebaut. Von Flughäfen im Großraum New York fliegt alle paar Minuten eine Maschine nach Fort Lauderdale, Miami, Fort Myers und die anderen Metropolen im Sonnenstaat. Um die ganzen Flüge auszulasten, setzt man immer kleinere Flugzeuge ein, die dann wiederum - es darf ja kein Sitz leer bleiben! - massiv überbucht werden.

Diese Politik hat in den letzten Jahren zu massiven Verstimmungen bei Kunden geführt, die immer häufiger keinen Platz mehr bekommen und auf spätere Maschinen umgebucht werden. Einmal an Bord gibt es keinen nennenswerten Komfort mehr. Die kleinen Maschinen können oft nicht das Gepäck aller Passagiere aufnehmen, das häufig nachgeflogen wird. Kissen und Decken gibt es aus Platzgründen nicht mehr, als Mahlzeit oft nur einen Keks.

Die Fluggesellschaften könnten effizienter arbeiten, wenn sie einen Teil ihrer Flüge streichen und entsprechende Strecken mit größeren Maschinen bedienen würden. Für Fluggäste und Gepäck wäre Platz, auf den Start- und Landebahnen gäbe es weniger Stau und damit weniger Verspätungen - und zu all dem ließe sich auch noch Treibstoff sparen, was nicht nur der Bilanz, sondern auch der Umwelt gut täte.

Solche Gedankenspiele jedoch hat sich die Industrie in den letzten Jahren abgewöhnt. Milliardenschwere Finanzspritzen aus Washington haben die Branche in ihrer schwersten Krise nicht umdenken, sondern nach alten Regeln weiterspielen lassen. Vielen Konzernen scheint nicht bewusst zu sein, wie hoffnungslos verfahren die Situation ist, was sich an dem schleppenden Tempo verschieder Übernahmeverhandlungen erkennen lässt. Eine massive Konsolidierung im Airline-Sektor wäre die effektivste und anhaltendste Rettung für Unternehmen und Passagiere. Branchenanalysten erwarten entsprechende Aktionen für das laufende Jahr, was sich an der Börse niederschlagen dürfte.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen