Schnäppchenjäger schlagen zu Aktiengewinne in Asien
26.07.2012, 09:49 UhrDie Stimmung an den asiatischen Börsen steigt. Marktteilnehmer hoffen auf neue Maßnahmen zur Eindämmung der europäischen Schuldenkrise, nachdem das Thema Bankenlizenz für den ESM wiederbelebt wurde. Daneben kursieren Spekulationen über neue Anleihekäufe der Zentralbanken.
Nach den herben Verlusten der vergangenen Tage haben sich die asiatischen Aktienmärkte eine Verschnaufpause gegönnt. Die Kurse stiegen zum Teil um mehr als ein Prozent. Händler begründeten dies vor allem mit Käufen von Schnäppchenjägern und neuen Hoffnungen, die US-Notenbank (Fed) könnte weitere Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft auflegen. Am Vortag hatten schwache US-Daten zu Hausverkäufen diese Erwartungen unterstrichen.
Die Gewinne an den Märkten dürften aber nicht nachhaltig sein, solange die Schuldenkrise in Europa ihr Unwesen treibt, sagen Händler. Vor allem die Angst, Spanien als viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone könnte womöglich doch ganz unter den EU-Rettungsschirm schlüpfen, hat die Finanzmärkte weltweit zuletzt deutlich belastet - auch den Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte in Fernost bei rund 1,2140 Dollar nach 1,2150 Dollar im späten US-Geschäft.
Steilvorlagen aus USA
Unterstützung kommt zudem von guten Quartalsbilanzen aus Übersee: Der US-Flugzeugbauer Boeing hat am Vortag die Schätzungen von Analysten deutlich übertroffen und die Jahresprognosen erhöht. Auch der Baumaschinenhersteller Caterpillar und Pharmariese Eli Lilly stellen für 2012 bessere Ergebnisse in Aussicht als bisher. Unter den heimischen Unternehmen werden unter anderem der Computerspielehersteller Nintendo und Roboterproduzent Fanuc für besser als erwartet ausgefallene Zahlen gefeiert.
In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 0,9 Prozent fester bei 8433 Zählern. Seit Monatsbeginn hat der Index rund sieben Prozent verloren. Der breiter gefasste Topix-Index beendete den Handel 1,2 Prozent höher bei 714 Punkten.
"Die Berichtssaison läuft gar nicht so schlecht. Allerdings hängt die düstere Lage Europas über allem, so dass die Kurse nicht stärker vom Fleck kommen und sich die Anleger bei Aktien weiter zurückhalten", sagt Tom Kann von Louis Capital Markets in Hongkong.
In Tokio ziehen die Anteilsscheine von Nintendo um mehr als zwei Prozent an. Der Erfinder des Game Boys" hat für das abgelaufene Quartal einen kleineren Verlust verbucht als von Analysten befürchtet.
In Tokio brachen Canon-Aktien gegen den Trend um fast acht Prozent ein. Der japanische Kamerahersteller hatte wegen der weggebrochenen Nachfrage aus Europa inmitten der Schuldenkrise seine Jahresprognose für den Gewinn gekappt.
Mit einem Kursplus von 4,7 Prozent reagieren die Anleger auf überraschend gute Ergebnisse des Roboterbauers Fanuc.
Der breit gefasste MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans legte knapp 0,7 Prozent zu. Auch die leichte Entspannung bei den Renditen für europäische Anleihen sorgte für Erleichterung, sagten Händler. "Das hat die Investoren veranlasst, billige Aktien in Asien zu kaufen", sagte Hirokazu Yuihama von Daiwa Securities.
Landunter bei Sands China
In Hongkong sacken die Papiere von Sands China um 5,4 Prozent ab, nachdem der Casinobetreiber für das zweite Quartal einen Ergebniseinbruch von 40 Prozent ausgewiesen hat. Zur Begründung verwies das Unternehmen auf Abschreibungen für zwei Grundstücke in Macau. Im Sog geht es für die Aktien der ebenfalls in der chinesischen Sonderverwaltungszone tätigen Casinobetreiber Galaxy Entertainment Group und Wynn Macau um fünf und zwei Prozent abwärts.
Am südkoreanischen Markt springen die Papiere von LG Electronics um sechs Prozent nach oben. Der Elektronikkonzern hat seinen Nettogewinn im zweiten Quartal fast verdoppelt. Dank guter Geschäfte mit LCD-Fernsehern und Haushaltsgeräten wurde ein zweistelliger Millionenverlust der Mobilfunk-Sparte ausgebügelt.
Quelle: ntv.de, rts/DJ