Inside Wall Street Albert, TX sucht einen Käufer
18.02.2009, 20:41 UhrDer amerikanische Immobilienmarkt ist am Boden, die Preise sind im Keller wer jetzt investieren will, kann Schnäppchen machen. Dabei muss es nicht etwa eine Wohnung in der Stadt oder ein Häuschen auf dem Land sein. Den texanischen Weiler Albert, von deutschen Einwanderern gegründet, gibt es für deutlich unter 1 Million Dollar.
Das Angebot ist kein Witz: Albert, TX steht zur Zeit für 883.000 Dollar zum Verkauf, und zwar inklusive eines Drei-Zimmer-Hauses, einer Bar, der Tanz-Scheune, einem Bach, 41 Pekannuss- und einigen Pfirsichbäumen. Und mit samt seiner Geschichte.
Der Weiler, der rund 20 Kilometer südöstlich der Kreisstadt Fredericksburg und 100 Kilometer nördlich der Metropole San Antonio liegt, gehört zu den Siedlungen, die im 19. Jahrhundert von den Mitgliedern des Mainzer Adelsvereins gegründet wurden. Die kamen in den 1840er-Jahren unter der Führung von Prinz Carl zu Solms-Braunfels nach Texas und bemühten sich um den „Schutz deutscher Einwanderer“ in dem Staat. Zu ihren Siedlungen gehörten New Braunfels, Fredericksburg, der legendäre Country-Ort Luckenbach – und eben Albert.
Den ursprünglichen Plänen, durch Massenauswanderung ein zweites Deutschland auf texanischem Boden zu schaffen, war der Adelsverein nach einigen Jahren nicht nahe gekommen, weshalb man sich 1853 hoch verschuldet auflöste. Den Einfluss der Einwanderer sieht man indes noch heute: Die Gegend im sogenannten „Texas Hill Country“ ist sehr deutsch geprägt, was sich nicht nur in Orts- und Straßennamen, sondern auch in Traditionen wie dem zehn Tage andauernden „Wurstfest“ von New Braunfels niederschlägt.
Zurück zu Albert: Der Weiler, in dem in Glanzzeiten in den 1920er-Jahren rund 50 Menschen wohnten, wurde nach Albert Luckenbach benannt, dessen Nachname nicht nur in der benachbarten Country-Stadt, sondern auch in einem Hit von Waylon Jennings weiterlebt. Noch bis 2000 gab es laut Volkszählung 25 Einwohner, doch in den letzten Jahren verfiel der Ort, den heute noch vier Leute und ein Hund ihr Zuhause nennen.
Darin sah der Versicherungsmakler Bobby Cave im Jahr 2004 Wachstumspotenzial, weshalb er den Weiler für 216.000 Dollar kaufte und für rund 500.000 Dollar um eine Bar erweiterte. Allein, die Kunden blieben aus, auf der Bühne in der Scheune stand lange kein Musiker mehr, und ein erster ambitionierter Verkaufsplan schlug fehl: Auf Ebay fand sich niemand, der 2,5 Mio. Dollar in Albert, TX investieren wollte.
Jetzt liegt der Preis bei einem Drittel, und niedrigere Angebote will man sich ernsthaft ansehen. Die größte historische Sehenswürdigkeit, mit der sich der Weiler brüstet, ist im Preis allerdings nicht eingeschlossen: Das alte Schulhaus, in dem 1921 ein gewisser Lyndon Baines Johnson büffelte – der Mann wurde später Vize-Präsident unter John F. Kennedy und nach dem Attentat von Dallas dessen Nachfolger.
Quelle: ntv.de