Marktberichte

Schwellenländer bremsen Währungstalfahrt Fed-Kurs stärkt den Dollar

Rollt anders als Lira oder Rubel: Die aktuellen Kursturbulenzen im Devisenhandel lassen den Euro kalt.

Rollt anders als Lira oder Rubel: Die aktuellen Kursturbulenzen im Devisenhandel lassen den Euro kalt.

(Foto: dpa)

Der Euro muss zum Dollar wieder nachgeben. Mit dem offenbar strikten Drosselungskurs der Fed gewinnen die Anlagen in der US-Währung wieder an Attraktivität. Zudem entspannt sich die Lage einiger Schwellenland-Währungen.

Die Europäische Gemeinschaftswährung ist deutlicher unter die Marke von 1,36 zur US-Währung gefallen. Am frühen Abend ging der Euro für 1,3550 Dollar um. Experten sehen nach den Preisdaten die Möglichkeit einer weiteren Zinssenkung in der Eurozone.

Euro / US-Dollar
Euro / US-Dollar 1,17

Zu Beginn des neuen Jahres sind die Preise in Deutschland unerwartet schwach gestiegen. Die Teuerung liegt nach europäischer Rechnung mit 1,2 Prozent deutlich unter dem Wert von knapp zwei Prozent, bei dem die Europäische Zentralbank (EZB) Preisstabilität als gewährleistet ansieht. Sollten die am Freitag anstehenden Preisdaten für den gesamten Währungsraum ebenfalls schwächer als gedacht ausfallen, dürfte dies die Notenbank unter Zugzwang setzen, warnte Experte Ralph Solveen von der Commerzbank. Die jüngste Preisprognose der EZB könnte ins Wanken geraten. «Dies ist ein wichtiges Argument, warum wir eine weitere Zinssenkung erwarten», schreibt Solveen in einer Analyse.

Ausstieg macht Dollar attraktiv

Zudem beschäftigte die Fed-Entscheidung zur Drosselung der Konjunkturhilfen die Märkte. Es sei doch überraschend, dass die Entscheidung ohne Gegenstimme gefallen sei - und dies trotz der zuletzt zum Teil schwachen US-Daten und den Verwerfungen in den Schwellenländern.

Dies lege nahe, dass die Fed offenbar derzeit nicht willens sei, von ihrem Ausstiegsfahrplan aus der ultralockeren Geldpolitik abzuweichen. Das wiederum spreche für den Dollar. Daneben seien die deutschen Verbraucherpreise im Januar stärker als erwartet gefallen. Dies erhöht wiederum den Handlungsdruck auf die Europäische Zentralbank.

Am Nachmittag legte die EZB den Referenzkurs auf 1,3574 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7367 Euro. Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,82380 britische Pfund, 139,28 japanische Yen und 1,2233 Schweizer Franken fest.

Finden Schwellenland-Währungen Boden?

US-Dollar / Rand
US-Dollar / Rand 17,29

Die Währungen von Schwellenländern haben indes wieder etwas Boden gut gemacht. Nach anfänglichen Verlusten verbuchten der südafrikanische Rand und die türkische Lira zum Dollar Gewinne. So verbilligte sich der Dollar zur türkischen Lira um 0,6 Prozent auf 2,24 Lira. Auch in Südafrika drehte der Dollar ins Minus und rutschte um 1,3 Prozent auf 11,12 Rand ab. Zuvor war der Rand noch auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen. Der russische Rubel drehte ebenfalls ins Plus. In Brasilien zog der Real an, so dass ein Dollar mit 2,4170 Real 0,7 Prozent weniger als am Vorabend kostete.

US-Dollar / Türkische Lira
US-Dollar / Türkische Lira 41,58

Die Verkaufswelle scheine abzuebben, sagten Händler. Vor allem die Entscheidung der US-Notenbank werde auf den zweiten Blick gelassener gesehen. "Die Anleger finden sich damit ab, dass die Fed mit der Drosselung der Wertpapierkäufe das Investitionsklima weltweit verändert, aber es ist wirklich nur eine Übergangsphase", erklärten die Analysten von Brown Brothers Harriman.

Unterstützt wurden die Kurse auch von Aussagen einiger Notenbanker, ihre Landeswährungen verteidigen zu wollen. So kündigte die russische Zentralbank an, im Falle eines Ausbrechen des Rubel aus dem Zielband massiv einschreiten zu wollen. Die russische Währung ist mit geringer Schwankungsbreite an einen Währungskorb aus Euro und Dollar gekoppelt.

Auch die türkische Zentralbank zeigte sich kampflustig. Man könnte die Geldpolitik weiter straffen, falls nötig. Die Zentralbank hatte die Märkte Anfang der Woche durch eine massive Zinserhöhung überrascht. In Brasilien will die Zentralbank den Banken 2,3 Milliarden Dollar zur Verfügung, um so den Druck vom Real zu nehmen.    

Im Sog der strafferen US-Geldpolitik haben in dieser Woche einige Länder versucht, der Währungsturbulenzen mit höheren Leitzinsen Herr zu werden. Nach der türkischen Zentralbank hatte auch die Notenbank in Pretoria am Mittwoch überraschend den Schlüsselzins um einen halben Prozentpunkt auf 5,5 Prozent angehoben. Experten rechnen damit, dass auch Länder wie Russland und Mexiko nachziehen werden. "Wir sind am Beginn eines globalen Zinserhöhungszyklus, in dem die Schwächsten als erste agieren müssen", erklärten die Analysten der SEB-Bank.

Quelle: ntv.de, mmo/jwu/dpa/rts/DJ

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