Dax-Vorschau Anleger brauchen starke Nerven
26.07.2008, 12:55 UhrDie Bilanzsaison hierzulande wird in der neuen Woche volle Fahrt aufnehmen und könnte Analysten zufolge erneut für Turbulenzen an der Börse sorgen. Zahlreiche Dax-Unternehmen werden Einblick in ihre Bücher geben. Nach Ansicht von LBBW-Aktienstratege Michael Köhler könnte der Dax darauf mit heftigen Schwankungen reagieren. "Der Markt wird voraussichtlich hin- und hergerissen zwischen Erleichterung, wenn sich die Erwartungen erfüllen, und Abstürzen, wie bei den Gewinnwarnungen von Daimler und Münchener Rück", betonte Köhler. Grundsätzlich geht er von einer Seitwärtsbewegung des Dax aus, die aber bei schlechten Nachrichten auch kippen könne.
Die Anleger werden also auch weiterhin starke Nerven brauchen. Nach einem Fall unter 6000 Punkte vergangenen Mittwoch setzte der Leitindex zu einer rasanten Erholung an, die durch gut aufgenommene Zahlen von US-Grossbanken ausgelöst wurden. "Die Aufwärtskräfte scheinen jedoch bereits zu ermatten", schreibt HSBC Trinkaus in ihrem Ausblick. Am Freitag lag der Dax bei 6380 Punkten - ein Wochenminus von 0,2 Prozent.
Bislang ist die Bilanzsaison, die ihren Höhepunkt in den USA nun überschritten hat, nach Ansicht der Unicredit gemischt verlaufen. "Die Anzeichen für ein Überspringen der Kreditkrise auf die Realwirtschaft nehmen jedoch zu."
Bei den deutschen Unternehmen werden die Anleger wohl vor allem auf die Zahlen der Finanzwerte warten. So stehen unter anderem die Quartalszahlen von Postbank, Deutsche Bank und Deutsche Börse an. "Die Banken führen die laufende Erleichterungsrally an, das Potenzial für eine nachhaltige Erholung sehen wir jedoch nicht", heißt es bei der Unicredit.
Spannend wird es aber auch in anderen Sektoren: im Dax legen unter anderem Lufthansa, Bayer, FMC, Siemens, Deutsche Post, Continental, BASF und Metro Geschäftszahlen vor.
Konjunkturdaten spielen nur zweite Geige
Das nachlassende Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone, zuletzt belegt durch den Einbruch von Ifo-Geschäftsklimaindex und Einkaufsmanagerindizes, ist der Commerzbank zufolge ein Zeichen, dass die Dax-Unternehmen ihre Gewinne 2009 nicht wie von Analysten erwartet um 18 Prozent steigern können. Die Experten dürften ihre Prognosen für die Ergebnissteigerungen deshalb in den kommenden Monaten auf Null herunterschrauben. "Das sollte den Dax in den kommenden Wochen belasten", kommentierte die Commerzbank.
Neben dem Zahlenregen der Unternehmen stehen im Terminkalender einige Konjunkturdaten, die nach Meinung von Experten allerdings eher die zweite Geige spielen werden. "Dass von volkswirtschaftlicher Seite etwas Gutes kommt, damit rechnet eigentlich eh keiner mehr zur Zeit", sagte Köhler. Der Fokus der Anleger werde auf dem US-Arbeitsmarktbericht und dem ISM-Index liegen, zudem werden Daten zum angeschlagenen US-Immobiliensektor und die erste Schätzung für das US-BIP im zweiten Quartal erwartet.
Quelle: ntv.de, Anika Lehmann, Reuters