Dax-Vorschau Anleger vor turbulenten Tagen
26.11.2011, 12:30 UhrDem Frankfurter Aktienmarkt steht eine nervenaufreibende Woche bevor. Die europäische Schuldenkrise bestimmt weiterhin das Geschehen. Im Fokus vieler Anleger steht erneut der Anleihemarkt: Belgien, Italien und Spanien wollen sich frisches Geld besorgen.

Auch die kommenden Tage können bei Anlegern für Kopfschmerzen sorgen.
(Foto: REUTERS)
Die Euro-Krise zieht immer weitere Kreise, doch auf ein umfassendes Lösungspaket warten die Anleger weiter vergebens. Entsprechend vorsichtig dürften sich die Investoren auch in der neuen Woche am deutschen Aktienmarkt zeigen. "Das nervöse Auf und Ab im Dax sollte uns erhalten bleiben", sagt Aktienstratege Jörg Rahn vom Vermögensverwalter Marcard, Stein & Co. Der schleichende Abwärtstrend in den letzten Wochen verheiße jedenfalls nicht Gutes.
Für Unruhe sorgt vor allem der Anleihemarkt. Für die Staaten der Eurozone wird es immer teurer, sich Geld zu leihen. Mit Belgien, Italien und Spanien wollen in der kommenden Woche gleich drei hoch verschuldete Staaten Anleihen begeben. Ein holperiger Verlauf der Auktionen und weiter steigende Renditen könnten den Dax schnell in Richtung der alten Jahrestiefs fallen lassen.
Auch charttechnisch spricht wenig dagegen. "Ein Fall unter 5340 Punkte dürfte weitere Stopps auslösen und den Verkaufsdruck nochmals anheizen", meint Analyst Stefan Salomon. Das einzige, was den Absturz des deutschen Aktienmarktes etwas bremsen könnte, sei ausgerechnet seine schwache Verfassung. Nach dem Rutsch von über 6000 auf 5400 Punkte sei der Abwärtsschwung verbraucht. "Die Markttechnik zeigt bereits überverkaufte Züge, so dass jederzeit eine von technischen Faktoren getriebene Erholung einsetzen kann", ergänzen die Analysten der LBBW.
Eine Gegenbewegung wäre aber keine Trendwende. Solange die Schuldenkrise nicht bewältigt ist, werden die Märkte unruhig bleiben. Zumal nicht nur am europäischen Konjunkturhorizont dunkle Wolken aufgezogen sind, sondern auch China als Lokomotive der Weltwirtschaft geht der Dampf aus. Der zuletzt schwache Einkaufsmanagerindex war ein klares Warnsignal.
Eurobonds sorgen für Diskussionen
Damit könnte das Thema Eurobonds rascher wieder auf die Tagesordnung kommen, als es der deutschen Regierung lieb ist. "Es wird immer deutlicher, dass Euroraum-Anleihen die einzige verbleibende Option für Europas Politiker sein könnten", meinen die Devisenanalysten der Commerzbank.
Und wenn sich keine Einigung auf Eurobonds finden lässt? Dann könnte wieder ein anderer Lösungsansatz hervorgekramt werden: Der unbegrenzte Kauf von Anleihen durch die Europäische Zentralbank.
Aus Sicht von Aktienstratege Rahn hat nur noch die EZB die Macht, dem Negativtrend entgegenzuwirken, indem sie Bonds aus den europäischen Kernstaaten inklusive Italien und Spanien ab einem bestimmten Zinssatz ohne Mengenbeschränkung ankauft. Die derzeit wiederaufgeflammte Diskussion über die Einführung von Eurobonds hält er für wenig zielführend. "Euro-Bonds wären nur bei einer flankierenden Vereinheitlichung und Kontrolle der Fiskalpolitik dauerhaft stabil und damit hilfreich", sagte er.
Etwas mehr Klarheit erhoffen sich die Anleger in der neuen Woche dagegen in puncto Griechenland: Auf ihrem Treffen am Dienstag wollen die Euro-Finanzminister entscheiden, ob das von der Pleite bedrohte Land die letzte Tranche aus dem ersten Hilfspaket überwiesen bekommt.
Blick in die USA
Ebenfalls auf der Agenda stehen die Hebelungsmodelle des Rettungsschirms EFSF, die festgezurrt werden sollen. Die Euro-Staats- und Regierungschefs hatten Ende Oktober grünes Licht dafür gegeben, die Schlagkraft des Euro-Rettungsfonds über zwei Modelle zur Hebelung durch Mittel externer Geldgeber zu erhöhen.
Neben der Euro-Krise haben die Investoren auch die monatlichen US-Arbeitsmarktdaten am Freitag im Blick. Zwei Tage zuvor legt die private Arbeitsagentur ADP ihren Monatsbericht vor. Am Dienstag stehen zudem einige Stimmungsindikatoren aus der Euro-Zone auf dem Terminplan. Am selben Tag wird auch das US-Verbrauchervertrauen veröffentlicht.
Zu den wenigen Unternehmen, die Geschäftszahlen präsentieren wollen, gehört die Immobilienfirma GSW aus dem Nebenwerteindex MDax. Am Dienstag will sich die im Kleinwerte-Segment SDax gelistete österreichische Ölbohrfirma Cat Oil in die Bücher schauen lassen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ