Vor dem EU-Gipfel Asien-Börsen halten inne
21.10.2011, 11:25 UhrAn den asiatischen Aktienmärkten halten Anleger angesichts der großen Ungewissheit über die künftige Richtung in der Euro-Rettung ihr Pulver trocken. In Tokio tritt der Leitindex Nikkei auf der Stelle. Auch der Start in die japanische Halbjahresberichtssaison sorgt für Zurückhaltung.
Kurz vor dem EU-Gipfel zur Schuldenkrise am Wochenende hat sich der Tokioter Aktienmarkt am Freitag kaum verändert gezeigt. Investoren warteten auf Signale der Staats- und Regierungschefs, wie die Krise bekämpft werden soll. Allerdings soll nun erst kommende Woche eine Einigung in offenen Fragen bei der Lösung der Schuldenkrise erzielt werden, wie die Regierungen Frankreichs und Deutschlands am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Erklärung ankündigten. Der Euro legte trotz der Verzögerung leicht zu.
In Tokio ging der Nikkei-Index unverändert bei 8678 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix gab um 0,2 Prozent auf 744 Stellen nach. Die Aktienmärkten in Hongkong, Singapur, Taiwan und Südkorea legten zu. Die Börsen in Shanghai und Australien verzeichneten dagegen leichte Verluste.
Das Handelsvolumen fiel kurz vor dem europäischen Gipfeltreffen gering aus. Hiroichi Nishi von SMBC Nikko Securities sagte, größere Bewegungen seien für die Märkte schwierig, bis die Pläne in Europa Gestalt annähmen. Ursprünglich hatten Anleger in Fernost mit einer Lösung zum Wochenende gerechnet.
Bei den Einzelwerten stand erneut der affärengeplagte Kamerahersteller Olympus im Interesse der Anleger. Die wichtigsten Aktionäre des Unternehmens verlangen eine Erklärung zu Zahlungen in Höhe von mehreren Hundert Millionen Dollar, die in dieser Woche von dem entlassenen Firmenchef Michael Woodford offengelegt wurden. Die Aktie brach um 6,8 Prozent ein.
Handelsunternehmen litten unterdessen unter eingetrübten Konjunkturaussichten. Mitsubishi Corp. sackten um 2,5 Prozent ab, Sumitomo Corp. um 1,1 Prozent und Mitsui & Co. um 3,3 Prozent.
Ein Prozent ging es dagegen für den Autohersteller Mitsubishi Motors aufwärts. Nach einem Bericht der Zeitung "Nikkei" liegt das operative Ergebnis für den Zeitraum April bis September deutlich höher als von dem Unternehmen bislang erwartet.
Zuvor hatte die Hoffnung auf Bewegung in der Schuldenkrise die Wall Street etwas gestützt. Die Regierungen Frankreichs und Deutschlands hatten am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Erklärung eine Einigung bis Mittwoch in Aussicht gestellt.
Gewinne in Südkorea
Die Börse in Seoul ging mit deutlichen Aufschlägen aus dem Handel. Vor allem Technologiewerte seien wegen ihrer aktuell günstigen Bewertungen und verbesserten Geschäftsaussichten gesucht gewesen, hieß es von Händlern. Der Kospi kletterte um 1,8 Prozent auf 1838 Punkte und entwickelte sich damit deutlich besser als andere asiatische Indizes.
Unter den Einzelwerten stachen Hynix Semiconductor mit einem Plus von 10,2 Prozenthervor. Kurstreiber für den Titel waren Meldungen, nach denen im neuen iPhone 4s von Apple Hynix-Speicherchips verbaut würden.
LG Display zogen trotz Vorlage eines großen Nettoverlustes für das dritte Quartal um 7,8 Prozent an. "Ein Großteil der Verluste ging von Einmal-Effekten und Abschreibungen aus", sagte ein Analyst von HMC Investment Securities und fügte hinzu, dass sich die Blicke der Anleger vielmehr auf den verbesserten Ausblick des Unternehmens gerichtet hätten.
Bauwerte profitierten nach dem Tod des gestürzten libyschen Machthabers Gaddafi unterdessen von Hoffnungen auf eine Auftragszunahme aus dem Mittleren Osten und Nordafrika. Laut einem Analysten von Daewoo Securities stammen rund 65 Prozent der Auslandsaufträge südkoreanischer Baufirmen aus den beiden Regionen. Angesichts der anhaltenden Unruhen seien die Aufträge in diesem Jahr im Vergleich zu 2010 zurückgegangen. Hyundai E&C verteuerten sich um 6,6 Prozent, Daewoo E&C um 7,8 Prozent und Daelim Industrial um 7,5 Prozent.
Chinas Börsen uneinheitlich
Die Börse in Shanghai schloss mit Verlusten. Sorgen über die chinesische Konjunktur führten vor allem im Rohstoffsektor zu Abschlägen. Kursgewinne bei Bankentiteln hätten das Abwärtspotenzial des Marktes jedoch begrenzt, so Händler. Der Shanghai Composite büßte 0,6 Prozent auf 2317 Punkte ein.
Nach einem volatilen Verlauf ging der Hang Seng in Hongkong unterdessen mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent bei 18.026 Zählern aus dem Handel. Kursgewinne zum Handelsstart in Europa hätten dem Index im späten Geschäft zu einer Rückkehr ins positive Territorium verholfen, hieß es. Im Vorfeld des am Wochenende anstehenden EU-Gipfels hätten viele Anleger jedoch eine abwartende Haltung eingenommen.
Analysten zeigten sich pessimistisch über die weitere Kursentwicklung in Shanghai. "Es besteht noch immer Abwärtspotenzial, da sich die Investoren weiterhin fragen, wo der Boden des derzeitigen Konjunkturabschwungs liegen könnte.
Minen- und Ölwerte führten die Verliererseite angesichts der jüngsten Preisrückgänge an den Rohstoffmärkten an. Shandong Gold-Mining gaben um 4 Prozent nach, Petrochina um 0,9 Prozent und China Shenhua Energy um 0,8 Prozent.
Gegen den Trend zeigten sich Bankenwerte mit Aufschlägen, nachdem das chinesische Finanzministerium am Vortag ein Versuchsprogramm gestartet hatte, bei dem vier Regionalregierungen in ost- und südchinesischen Wirtschaftsregionen erlaubt wird, Anleihen direkt zu verkaufen. Dieser Schritt lasse vermuten, dass Schuldscheine regionaler Regierungen, die aktuell von Banken gehalten würden, künftig eventuell auf Finanzvehikel der Regierungen übertragen werden könnten, was die Banken entlasten würde, so ein Analyst von Southwest Securities.
Hua Xia Bank kletterten um 2 Prozent, China Minsheng Banking um 1,9 Prozent und Agricultural Bank of China um 1,2 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ