Die Angst geht um Asien-Börsen im Minus
17.05.2010, 12:10 UhrDie Auswirkungen der Schuldenkrise in der Euro-Zone greifen nun auch nach Asien. Die Aktienmärkte taumeln. Vor allen in Japan, China und Südkorea gibt es kräftige Kursabschläge.
Die Sorgen über die Finanzstabilität in der Euro-Zone und das Vierjahrestief der europäischen Gemeinschaftswährung haben die Börsen in Fernost deutlich belastet. Anleger zogen ihr Geld aus den Aktienmärkten in die als weniger riskant geltenden Gold- und Anleihenmärkte ab. Anleger befürchteten vor allem, dass auch finanziell solide Staaten der Euro-Zone wie Frankreich oder Deutschland durch die von ihnen geleistete Milliarden-Hilfe etwa für Griechenland belastet würden. "Es gibt die Sorge, dass sie in etwas hineingezogen werden, dass unvermeidlich Auswirkungen auf europäische Aktien und schließlich die weltweite Wirtschaft haben wird", sagte ein Aktienstratege.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 2,2 Prozent tiefer bei 10.235 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit zehn Wochen. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 1,7 Prozent auf 920 Zähler.
Der Euro fiel sank in Fernost zwischenzeitlich auf 1,2234 Dollar, den tiefsten Stand seit April 2006. Die Gemeinschaftswährung sank unter 113 Yen und eliminierte die positive Wirkung guter Daten vom japanischen Maschinenbau. Ein Stratege eines Vermögensverwalters sagte, dass nun Sorgen um die Unternehmensergebnisse für das laufende Geschäftsjahr aufgekommen seien. Denn der Wert des Euro notiere derzeit deutlich unter den Wechselkursprognosen der Unternehmen. Diese lägen zwischen 120 und 123 Yen.
Sony unter Druck
An der japanischen Börse belastete die Euro-Schwäche vor allem exportorientierte Unternehmen wie den weltgrößten Kamera-Hersteller Canon, dessen Aktie um 1,7 Prozent tiefer schloss. Nikon sanken um 3,4 Prozent und Sony um 4,5 Prozent.
Für Nippon Sheet Glass ging es um 8,6 Prozent abwärts, nachdem das Unternehmen am Freitag mit seinem Ergebnisbericht enttäuscht hatte. Aktien mit Rohstoffbezug litten unter rückläufigen Notierungen des Öls und von Nichteisenmetallen, da die japanischen Händler bei diesen auf steigende Preise gesetzt hätten, wie es hieß. Mitsui & Co. verbilligten sich um 3,2 Prozent und Mitsubishi Corp. um 3,6 Prozent.
JVC Kenwood brachen bei hohem Volumen um 20,8 Prozent ein. Das Management hatte am Freitag einen Aktiensplit angekündigt.
Wie häufig bei rückläufigen Aktienmärkten zu beobachten, legten defensive Titel zu und profitierten von Umschichtungen aus den Exportwerten. Tokyo Electric Power stiegen um 1,3 Prozent und Kansai Electric Power um 1,7 Prozent.
Gegen den Trend um 0,6 Prozent zulegen konnte Japans zweitgrößte Bank Mizuho Financial wegen eines positiven Ausblicks.
NTT gewannen nach der Veröffentlichung guter Quartalszahlen 3,2 Prozent. Der Telekommunikationskonzern hatte zudem angekündigt, in den kommenden zwei Jahren etwa 16 Prozent der eigenen Aktien einzuziehen.
Südkorea und China sehr schwach
Der Aktienmarkt in Shanghai ging auf dem tiefsten Stand seit einem Jahr aus dem Handel. Vor allem Privatanleger stießen Aktien ab, weil die Regierung in Peking im Kampf gegen eine Blase am Immobilienmarkt unerwartet hart durchgegriffen hat. Dazu kamen die Verluste an den anderen Märkten in Fernost, wo die Sorgen über die Finanzstabilität in der Euro-Zone und das Vierjahrestief der europäischen Gemeinschaftswährung zu Verkäufen führte.
Die Börse in Shanghai schloss 5,1 Prozent schwächer bei 2559 Punkten. Das war der größte prozentuale Tagesverlust seit fünf Monaten. Die größten Verlierer bei den Einzelwerten waren Immobilienaktien: Gemdale Corp büßte 8,4 Prozent ein, China Vanke sank 5,3 Prozent. Händler gingen allerdings davon aus, dass sich der Markt jederzeit erholen wird, weil die Fundamentaldaten wie Chinas Wirtschaftswachstum unverändert blieben.
Unruhe in Seoul
Auch der Aktienmarkt in Seoul schloss sehr schwach. Vor dem Hintergrund der Sorgen um die Verschuldung mancher europäischer Staaten hätten Ausländer südkoreanische Aktien verkauft, hieß es. Der Kospi fiel um 2,6 Prozent auf 1652 Punkte. Analyst Kim Joong-hyun von der Shinhan Investment Corporation sagte, dass europäische Hedgefonds nach den Kursverlusten in Europa am Freitag offenbar Aktien abgestoßen hätten und es einige Zeit dauern dürfte, bis die Ausländer an die Börse in Seoul zurückkehren.
Finanzwerte folgten angesichts der anhaltenden Sorgen um die Staatsverschuldungsprobleme in Europa den Vorgaben aus Übersee abwärts. KB Financial fielen um 5,3 Prozent, Shinhan Financial Group um 2,4 Prozent und Samsung Securities um 4,4 Prozent.
Samsung und LG sehr schwach
Nach dem deutlichen Rückgang des Ölpreises verbilligten sich SK Energy um 6,9 Prozent und S-Oil um 4 Prozent. Auch andere konjunktursensible Titel gerieten unter Druck: Posco fielen um 4,7 Prozent und Hyundai Heavy Industries um 4,3 Prozent.
Für Samsung Electronics ging es um 3,2 Prozent abwärts nachdem der Konzern angekündigt hatte, im laufenden Jahr die Rekordsumme von rund 26 Billionen Koreanischen Won (18,6 Mrd. Euro) zu investieren. Das Geld soll in die Produktionsstätten sowie Forschung und Entwicklung fließen. Die Aktie wurde Analysten zufolge von Ängsten vor einem möglichen Überangebot belastet.
Auch die Papiere der Konkurrenten gerieten aus diesem Grund unter Druck: Hynix Semiconductor sanken um 5,8 Prozent und LG Display um 3,6 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ