Marktberichte

Chinas Zinssenkung hilft Asien-Börsen legen zu

Obwohl aus den USA neue - und sehr schwache - volkswirtschaftliche Daten gekommen waren, herrschte an den asiatischen Börsen am Donnerstag wieder eitel Sonnenschein vor. Zuvor waren auch die Kurse an der Wall Street erneut gestiegen. Viele Marktteilnehmer sind jetzt offenbar der Meinung, dass die schlimmsten Aspekte der globalen Finanzkrise bereits ausgestanden sein dürften, nachdem zuletzt viele Regierungen rund um den Erdball gewaltige Konjunkturprogramme und Bürgschaften für den Finanzsektor angekündigt haben. Auch die deutliche Leitzinssenkung der chinesischen Notenbank am Mittwoch wurde begrüßt und brachte insbesondere die zyklischen Werte und den Rohstoffsektor nach oben.

An der japanischen Börse freute man sich insbesondere über die gestrige Leitzinssenkung in China. Die Marktteilnehmer kauften angesichts dessen vor allem im Rohstoffbereich und bei den Reedereien zu. Diese Segmente könnten von einer besser als erwarteten Wirtschaftsentwicklung beim Nachbarn China besonders profitieren. Dem Nikkei 225 brachte dies ein weiteres Plus von 1,95 Prozent auf 8373 Zähler ein; der breitere Topix verbesserte sich um 1,5 Prozent auf 829 Punkte. Das Handelsvolumen blieb allerdings sehr gering. Im Rohstoffsektor legten etwa die Titel von Inpex 10 Prozent zu, nachdem sich gestern die Rohölnotierungen ruckartig erholt hatten. Unter den rohstofflastigen Handelsgesellschaften verteuerten sich Mitsui & Co um 7,7 Prozent; Mitsubishi legten 5,7 Prozent zu. Unter den Reedereien zogen Mitsui OSK um 7,4 Prozent und Nippon Yusen um 6,5 Prozent an. Auch für den Technologiesektor gab es einen gewissen Auftrieb. Hier stiegen Canon um 2,7 Prozent und Fujitsu um 4,8 Prozent. Dagegen rutschten die Titel von Panasonic wegen Gerüchten um eine bevorstehende Gewinnwarnung um 4,7 Prozent ab. Nach Börsenschluss setzte der Unterhaltungselektronikriese dann seine Gewinnprognose um 39 Prozent nach unten. Weiterhin schwach blieb der Autosektor, wo etwa Toyota 1,2 Prozent und Honda 1,5 Prozent abgaben. Die Titel des Baumaschinenproduzenten Komatsu zogen dagegen wegen der Hoffnung auf ein weiter robustes China-Geschäft um 4,4 Prozent an.

Auch in Südkorea blickte man auf die guten Wall-Street-Vorgaben und die Leitzinssenkung in China. Dies brachte den Kospi um weitere 3,27 Prozent nach oben auf 1063 Zähler. Damit hat Südkoreas Leitindex seit Anfang der Woche schon knapp 10 Prozent zugelegt. Sogar die Investoren aus Übersee gehörten bereits den zweiten Tag in Folge netto zu den Zukäufern. Die Anleger deckten sich insbesondere weiterhin mit Bankaktien ein. Hier hatte sich vor einigen Tagen die Überzeugung durchgesetzt, dass die Regierung alle nötigen Maßnahmen ergreifen werde, um den Sektor nicht in eine Schieflage geraten zu lassen. Woori Finance sprangen angesichts dessen um 14,7 Prozent nach oben, Hana Financial stiegen um 10,8 Prozent. Erholt zeigte sich auch der Autosektor. Während man hier noch vor einigen Tagen befürchtete, dass sich eine Rettung der angeschlagenen US-Autoriesen zum Nachteil der koreanischen Konkurrenten auswirken könnte, ging man davon aus, dass dies den Markt stabilisieren und den Koreanern steigende Marktanteile bringen könne. Hyundai Motor stiegen dementsprechend um 4,6 Prozent; Kia Motors legten 6,3 Prozent zu. Im Elektroniksektor glänzten Hynix Semiconductor mit einem Kursgewinn von 14,5 Prozent. Die Aktie von LG Powercomm verbesserte sich an ihrem ersten Handelstag um 18 Prozent.

In Hongkong legte der Hang Seng Index in der Spitze bis auf knapp 14.000 Punkte zu. Die Haupttriebkraft dafür war die gestrige deutliche Leitzinssenkung der Volksrepublik China. In der zweiten Handelhälfte setzten dann aber wieder Gewinnmitnahmen ein. Die Tatsache, dass Chinas Notenbank eine solch vergleichsweise umfangreiche Leitzinssenkung vorgenommen hat, weckte Befürchtungen, dass auch der dortige Konjunkturabschwung stärker als erwartet ausfallen könnte. Hongkongs Leitindex schloss 1,4 Prozent im Plus bei 13.552 Zählern. Zu den Anlegerfavoriten gehörten nach der Leitzinssenkung die Titel der chinesischen Immobilienkonzerne. Hier zogen etwa China Overseas Land um 7,5 Prozent an; Guangzhou R&F Properties stiegen sogar um 12,2 Prozent. Ebenfalls gefragt waren die Papiere der Rohstoffunternehmen. Angang Steel legten 3,7 Prozent zu. Hier hofften die Anleger, dass ein robusterer Immobilienmarkt auch die Stahlnachfrage wieder beleben könnte. Die Aktie des Kohleminen-Betreibers Shenhua Energy stieg um 5,3 Prozent. Im Ölsektor verbesserten sich Sinopec um 3,7 Prozent und PetroChina um 4,2 Prozent. Die chinesische Regierung hatte zuvor angekündigt, die Details der geplanten Ölpreisreform so bald wie möglich offenzulegen. Daneben stieg die Aktie von Air China um 9,4 Prozent. Die Marktteilnehmer hofften, dass auch Air China bald eine Finanzspritze erhalten könnte, nachdem bekannt gegeben wurde, dass China Southern Airlines frische Mittel von der staatlichen Muttergesellschaft zugewiesen bekommt. China Southern Air waren am Donnerstag vom Handel ausgesetzt.

In Taiwan wirkten sich die guten Vorgaben von der Wall Street am deutlichsten aus. Der TAIEX zog um 4,26 Prozent auf 4453 Punkte an. Auch die Leitzinssenkung in China stellte eine entscheidende Stimulation dar. Das chinesische Festland ist einer der wichtigsten Handelspartner Taiwans. Üppige Aufschläge wurden einmal mehr im Finanzsektor erzielt. Hier zogen sowohl Yuanta Financial als auch Fubon Financial und First Financial um die in Taipeh maximal möglichen 7 Prozent an. Im Technologiesektor gab es ebenfalls einige Aktien, die ihr maximales Kurspotential voll ausloteten. Dazu gehörten etwa die Titel des Chip-Designers MediaTek oder des Elektronik-Auftragsherstellers Hon Hai Precision. Unter den großen Halbleiterwerten verteuerten sich Taiwan Semiconductor um 4,9 Prozent und United Microelectronics um 6,2 Prozent. Die Aktie von China Steel erholte sich um 3,7 Prozent, obwohl der Konzern am Mittwoch einen skeptischen Ausblick abgegeben und Stahlpreissenkungen angekündigt hatte.

In China selbst stieg der Shanghai Composite Index allerdings lediglich um 1,05 Prozent auf 1917 Punkte. Der Shanghai A-Share Index gewann 1,05 Prozent auf 2014 Zähler hinzu.

Quelle: ntv.de

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