Marktberichte

Angst vor Euro-Hängepartie Asien-Börsen rutschen ab

Die Unsicherheit über die richtigen Entscheidungen auf dem nahenden EU-Gipfel zur Euro-Rettung ziehen die Kurse in Fernost nach unten. Ein überraschendes Treffen von Kanzlerin Merkel mit Frankreichs Präsident Sarkozy schürt die Sorgen zusätzlich an.

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(Foto: AP)

Die Schuldenkrise in Europa und die Diskussion über die Schlagkraft des Rettungsfonds EFSF haben am Donnerstag auf die Stimmung von Anlegern in Fernost gedrückt. Händler reagierten enttäuscht auf Äußerungen des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, der die Gespräche zur Lösung der Schuldenkrise als festgefahren bezeichnet hatte. Dies schürte Sorgen, dass sich die europäischen Staats- und Regierungschefs bei ihrem Krisengipfel am Wochenende nicht auf eine umfassende Lösung zur Eindämmung der Schuldenkrise verständigen könnten. Der Euro verlor an Wert.

In Tokio ging der Nikkei-Index mit einem Minus von rund ein Prozent bei 8682 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix gab um 0,7 Prozent auf 746 Stellen nach. Auch die Aktienmärkten in Hongkong, Shanghai , Singapur , Taiwan , Südkorea und Australien verzeichneten Verluste.

Im Anschluss eines Krisentreffens von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sarkozy am Mittwochabend in Frankfurt wurden zunächst keine Details zum Inhalt der Gespräche bekannt. Die europäischen Regierungen verhandeln derzeit fieberhaft darüber, mit welchen Mitteln der Rettungsschirm EFSF schlagkräftiger gemacht werden kann. "Der Markt wird kommende Woche nach dem EU-Gipfel zittrig sein", sagte der Analyst Yutaka Miura von Mizuho Securities. Doch auch vor dem EU-Treffen am Sonntag hielten sich Investoren aus Unsicherheit über die weitere Entwicklung in der Euro-Zone zurück. Der Handel fiel entsprechend dünn aus.

Daneben kamen erneut Sorgen über die wirtschaftliche Verfassung der USA auf, nachdem die US-Notenbank am Vortag mit der Veröffentlichung des "Beige Bookes" einen düsteren Konjunkturausblick geliefert und dem Arbeitsmarkt zudem keine Verbesserung attestiert hatte. "Das hat die breite Unsicherheit über die US-Wirtschaft noch einmal unterstrichen", kommentierte ein Analyst von Chibagin Asset Management.

Exportwerte schwach

Exportwerte zählten vor diesem Hintergrund zu den stärksten Verlierern. Kyocera verbilligten sich um 2,1 Prozent und Denso um 2,4 Prozent. Unter Druck standen zudem Chipwerte, belastet von einem Auftragseinbruch im September. Gegenüber dem Vorjahr seien die internationalen Aufträge bei japanischen Chipherstellern um rund 38 Prozent zurückgegangen, hieß es von der Semiconductor Equipment Association of Japan (SEAJ). Tokyo Electron gaben um 2,3 Prozent nach, Advantest um 2,4 Prozent.

Aktien von Festplattenlaufwerk-Herstellern und deren Zulieferern litten unter Aussagen von Western Digital, nach denen das Unternehmen stark von der Hochwasserkatastrophe in Thailand getroffen worden sei. Eine Erholung der Geschäfte sei erst in einigen Quartalen zu erwarten, so Western Digital. Showa Denko sackten um 5,4 Prozent ab, während TDK 3,8 Prozent verloren.

Papiere von Olympus setzten ihren Abwärtstrend weiter fort und sanken um 4,9 Prozent. Das Unternehmen hatte am Mittwoch eingestanden, in Zusammenhang mit einem Zukauf ungewöhnlich hohe Summen an Berater gezahlt zu haben. Der am Freitag entlassene Chef Michael Woodford will die Vorgänge von der japanischen Börsenaufsicht untersuchen lassen.

Gegen den Trend des Marktes zogen defensive Werte wie Japan Tobacco (+1,9 Prozent) an. Tepco sprangen bei hohem Volumen um 35,9 Prozent. Händler verwiesen auf anhaltende Spekulationen in dem Titel sowie auf Presseberichte, nach denen ein Tepco-Aktionär eine Schadenersatzklage gegen die japanische Regierung eingereicht haben soll.

Seoul im Minus

Mit Sorgen über die europäische Schuldenkrise und die konjunkturelle Entwicklung der USA ging die Börse in Seoul mit sehr schwachen Kursen aus dem Handel. Der Kospi sackte um 2,7 Prozent auf 1805 Punkte ab.

"Nachdem die Gespräche zwischen Deutschland und Frankreich im Vorfeld des EU-Gipfels am Wochenende ins Stocken geraten zu sein scheinen, ist eine umfassende Lösung für die Schuldenkrise wieder unwahrscheinlicher geworden", sagte ein Analyst von Hyundai Securities. Auch mit Blick auf die massiven Streiks in Griechenland werde daher befürchtet, dass ein Zahlungsausfall des hochverschuldeten Landes möglicherweise doch nicht zu vermeiden sein könnte.

Konjunktursensible Werte unter anderem aus der Chemiebranche standen besonders unter Druck. SK Innovation sackten um 6,4 Prozent ab, LG Chem fielen um 7,6 Prozent.

Auf der Gewinnerseite standen unterdessen Technologietitel, gestützt von Meldungen, nach denen der japanische Elektronikkonzern Panasonic sein Fernsehgeschäft drastisch verkleinern will. Dadurch eröffneten sich für die koreanischen Anbieter neue Chancen auf Marktanteilsgewinne, hieß es. Samsung Electronics zogen um 2,4 Prozent und Samsung SDI um 2,4 Prozent an.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts

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