Tokio trotzt Konjunktur Asien-Börsen uneinheitlich
15.12.2010, 10:35 Uhr
Wo geht die Reise hin?
(Foto: REUTERS)
Trotz trüber Aussichten verteidigt die Börse in Tokio ihr Vortagesniveau. Insgesamt können sich die asiatischen Börsen jedoch nicht für eine Richtung entscheiden. Besonders die widersprüchlichen Signale von der US-Wirtschaft erschweren den Anlegern die Entscheidung.
Die Aktienmärkte in Fernost haben sich am Mittwoch uneinheitlich gezeigt. Hoffnung auf ein Anziehen der US-Wirtschaft machten Händlern die höher als erwartet ausgefallenen Einnahmen der amerikanischen Einzelhändler. Allerdings erklärte die US-Notenbank Fed am Dienstag, die Wirtschafterholung sei immer noch zu langsam, um die hohe Arbeitslosenquote spürbar zu senken. Die Fed will die lahmende Wirtschaft auch im kommenden Jahr mit kräftigen Geldspritzen stützen. Analysten sagten, die Fed-Ankündigung sowie die Konjunkturdaten sorgten für einen gewissen Optimismus. Gewinnmitnahmen hielten die Gewinne jedoch in Grenzen.
Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte beendete den Handel bei 10.309 Punkten mit einem minimalen Verlust von sieben Punkten oder 0,07 Prozent. Der breiter gefasste Topix-Index zeigte sich ebenfalls fast unverändert bei 902 Punkten. Die Börsen in Taiwan und Korea legten zu. Der Markt in Australien zeigte sich unverändert. Die Börsen in Hongkong, Shanghai und Singapur verloren.
Die Aktienbörse in Tokio trotzte einem trüberen Wirtschaftsausblick für Japan. Der Tankan-Konjunkturbericht der Notenbank zeigt die erste Verschlechterung seit knapp zwei Jahren. Händler betonten, die Abschwächung sei weniger stark als erwartet. Zudem zeigten sich Unternehmen zu Jahresende traditionell vorsichtig, was die Geschäftserwartungen betreffe.
"Es ist ein Tauziehen zwischen den verbesserten Bedingungen im Ausland und der verschlechterten Geschäftsstimmung im Tankan-Bericht der Bank of Japan", kommentierte Hideyuki Ishiguro, Analyst bei Okasan Securities.
Andere Händler verwiesen auf die Neigung zu Gewinnmitnahmen. Da die Aktien zuletzt sehr gut gelaufen seien - so habe der Nikkei seit Anfang November rund 13 Prozent zugelegt- neigten die Anleger dazu, vor dem Jahresende zu verkaufen, sagte ein Beobachter.
Der japanischen Otsuka Holdings gelang der weltweit größte Börsengang in der Pharmabranche. Die Aktien des Unternehmens schlossen bei ihrem Handelsdebüt an der Tokioter Börse mit 2140 Yen. Die Dividendenpapiere waren mit 2100 Yen je Titel am unteren Ende der Preisspanne ausgegeben worden. Der Börsengang kam auf ein Gesamtvolumen von umgerechnet rund zwei Mrd. Euro. Spitzenreiter in der Branche war bislang die deutsche Firma Merck KGaA, die 1995 etwa 1,3 Mrd. Euro einsammelte.
Immobilientitel zeigten sich zumeist im Plus, gestützt von soliden Wohnungsverkaufsdaten und einem Bericht in der Zeitung "Nikkei", dass die Bank of Japan bereits am Mittwoch mit dem Kauf von börsennotierten Immobilienfonds beginnen könnte. So kletterten etwa Mitsubishi Estate um 0,4 Prozent.
Sorgen um die TV-Verkäufe in den USA angesichts der schwachen Geschäftszahlen des amerikanischen Händlers Best Buy belasteten die Aktien von einigen TV-Herstellern: Sharp verloren 1,5 Prozent, während Sony im späten Geschäft noch ins Plus drehten und 0,4 Prozent gewannen.
Daneben bestimmten Analysteneinschätzungen den Handel. Dentsu profitierten von einer Hochstufung auf "Bullish" von "Neutral" durch die Analysten von Daiwa Securities und stiegen um 2,7 Prozent. Toyota Motor gewannen 0,9 Prozent, gestützt von einem angehobenen Kursziel von Deutsche Securities. Daiwa Securities Group fielen dagegen um 1,4 Prozent. Zuvor hatte Goldman Sachs eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen.
Im asiatischen Devisenhandel geriet der Euro unter Druck, nachdem die Ratingagentur Moody's mitgeteilt hatte, die Bonität des hoch verschuldeten Spaniens auf eine Herabstufung zu prüfen. Der Kurs der Gemeinschaftswährung zum Dollar fiel auf 1,3314 Dollar von etwa 1,3340 Dollar vor der Moody's-Mitteilung.
Die US-Devise erholte sich von seinem Wochentief und notierte zur asiatischen Leitwährung mit 83,81 nahe dem Wert am Dienstag zum Schluss der New Yorker Börse. Händler führten dies vor allem auf ermutigende US-Konjunkturdaten zurück. Zum Yen wurde der Euro mit 111,50 Yen gehandelt.
Gewinne in Seoul
Die Börse in Seoul ging fester aus dem Handel. Der Kospi gewann 0,4 Prozent auf 2017 Punkte und schloss damit auf einem Dreijahreshoch. Gesucht waren vor allem Chemie- und Schiffsbauaktien. "Der Gesamtmarkt könnte kurzfristig nach der jüngsten Rally noch mal korrigieren, aber das große Bild zeigt doch eher, dass der Leitindex die 2000er Marke als neue Basis gesichert hat", sagte ein Analyst bei Hyundai Securities.
Unter den Chemiewerten kletterten SK Energy um 3,3 Prozent, LG Chem um 3,1 Prozent und Honam Petrochemical um 3,6 Prozent. Analysten erwarten für das erste Quartal in dem Sektor wegen steigender Nachfrage anziehende Gewinne.
Der Schiffsbausektor wird weiter von Auftragshoffnungen beflügelt, nachdem Hyundai Heavy Industries am Dienstag einen Milliardenauftrag von Hapag-Lloyd und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering einen aus Südostasien bekannt gegeben hatten. Hyundai Heavy gewannen 1,8 Prozent, Daewoo Shipbuilding 3,5 Prozent und Samsung Heavy Industries 3,2 Prozent.
Große Technologiewerte litten dagegen unter Gewinnmitnahmen: Samsung Electronics fielen um 1,4 Prozent, Hynix Semiconductor 2 Prozent und LG Display um 2,6 Prozent.
Verluste in Shanghai
Nach anhaltenden und sich im Verlauf ausweitenden Gewinnmitnahmen haben die Börsen in China mit teils deutlichen Verlusten geschlossen. Der Shanghai Composite fiel um 0,5 Prozent auf 2911 Zähler. In Hongkong gab der HSI um 1,9 Prozent auf 23.275 Zähler ab.
Befürchtungen um weitere geldpolitische Straffungen in Form von Zinssenkungen schürten weiter im Raum, sagten Händler. "Der Markt befindet sich weiter im Konsolidierungsmodus, aber wir denken, dass nach dem 25. Dezember mehr Anleger an den Markt kommen werden, wenn sich einige Institutionelle für das nächste Jahr positionieren", kommentierte sagte ein Analyst von Shenyin Wanguo Securities.
Telekomtitel führten die Verliererliste an. Die Aktie des Index-Schwergewichts China United Network Communications verlor 1,4 Prozent, nachdem sie in den vergangenen drei Sitzungen um 16,5 Prozent haussiert hatte.
In Hongkong litten vor allem Bankentiteln unter neuen Sorgen um die Schuldenkrise in Europa - die Ratingagentur Moody's hatte angekündigt, Spanien möglicherweise abzustufen. Hier verloren Bank of China und Bank of East Asia jeweils 2,8 Prozent. Auch Immobilientitel verzeichneten Verluste: Hang Lung Properties fielen um 3,4 Prozent und Sino Land um 3,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ