Chinas Kreditregeln belasten Asien-Börsen uneinheitlich
27.01.2010, 10:35 UhrDie strengeren Kreditregeln in China sorgen an den Börsen in Fernost weiterhin für Nervosität. Anleger sind aber auch wegen der bevorstehenden Zinsentscheidung der Notenbank Fed in den USA vorsichtig.

In Tokio blieben Anleger vor der Fed-Entscheidung vorsichtig.
(Foto: REUTERS)
Die Volksrepublik China will die Kreditvergabe einschränken. Bei vielen Anlegern macht sich die Sorge breit, dass dies den Aufschwung der Weltwirtschaft gefährden könnte. In Tokio verlangsamten die Börsen allerdings dank der Nachfrage nach einheimischen Werten ihre Talfahrt.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index verlor 0,7 Prozent auf 10.252 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index schloss rund 1,0 Prozent im Minus bei 907 Zählern. Es war der vierte Handelstag mit Verlusten an den japanischen Börsen. Auch die Aktienmärkte in Taiwan, in Australien und Südkorea verzeichneten Verluste. Den Markt in Südkorea belastete ein Schusswechsel zwischen Soldaten des Landes und Nordkorea. Die Aktienmärkte in Hongkong, Singapur verzeichneten hingegen Gewinne. Der chinesische Leitindex stagnierte bei seinem Vortageswert.
In Tokio blieben Anleger vor der Fed-Entscheidung vorsichtig. Zwar wird von der US-Notenbank keine Veränderung der Leitzinsen erwartet. Die Investoren erhoffen sich aber Hinweise darauf, wann und wie die Fed aus ihrer Politik des billigen Geldes aussteigen wird. "Die Investoren warten nach den gestrigen Verlusten in Asien inklusive China erst einmal ab", sagte ein Analyst.
Der Kurs des Autokonzerns Toyota gab um 4,3 Prozent nach. Der Hersteller setzt die Produktion von acht Modellen wegen Problemen mit dem Gaspedal aus. Auch andere Exportwerte gaben ab, nachdem sich der Yen erneut verteuerte.
Seoul im Minus
Die Börse in Seoul setzte ihre Verlustphase den vierten Tag in Folge fort und schloss leichter. Vor dem Hintergrund der weiterhin am Markt bestehenden Sorgen über die chinesische Geldpolitik und die Regulierung des US-Bankensektors hätten vor allem ausländische Investoren größere Positionen verkauft, hieß es im Handel. Der Kospi verlor 0,7 Prozent auf 1625 Punkte, wobei der südkoreanische Leitindex erst im Verlauf ins Minus drehte. Die temporären Gewinne zur Eröffnung seien technischer Natur gewesen, hieß es zur Begründung.
Meldungen über einen Schusswechsel zwischen nord- und südkoreanischen Truppen drückten den Leitindex auf das Tagestief von 1620 Zählern. Allerdings habe der Vorfall nur kurze Wirkung entfaltet. Man wisse in Südkorea, dass derartige Vorkommnisse nur selten in ernsthaften Konflikten mündeten, erläuterte ein Analyst. Mehr belastet hätten externe Faktoren. "Die Sorgen über die US-Bankenregulierung und eventuell weitere geldpolitische Straffungen in China dürften auch weiterhin auf den Märkten lasten", sagte ein Händler.
Im Technologiesektor realisierten Anleger Gewinne, um einer weiteren Korrektur vorzubeugen. Samsung Electronics sanken um 1,8 Prozent, Hynix Semiconductor um 1,5 Prozent und LG Electronics um 1,9 Prozent. Das Unternehmen hatte Quartalszahlen ausgewiesen, die unter den Erwartungen des Marktes lagen. Auf der Gewinnerseite fanden sich indes defensive Aktien aus den Sektoren Telekommunikation und Versorgung wieder: KT zogen um 7,1 Prozent, SK Telecom um 5,1 Prozent und Korea Electric Power um 3,6 Prozent an.
Verluste in China
Die Börse in Shanghai schloss einmal mehr belastet vom Finanzsektor schwächer und fiel dabei auf den tiefsten Stand seit drei Monaten. Händler erklärten die neuerlichen Abschläge mit den weiterhin umgehenden Sorgen über die Straffung der chinesischen Geldpolitik. Der Shanghai-Composite-Index verlor 1,1 Prozent auf 2987 Punkte, dem niedrigsten Stand seit dem 29. Oktober 2009. Allein in den vergangenen vier Sitzungen büßte der chinesische Leitindex 5,6 Prozent ein.
Der Shenzhen-Composite fiel um 0,8 Prozent auf 1104 Zähler, und in Hongkong gab der HSI 0,4 Prozent auf 20.033 Punkte nach. Analysten zufolge wird der Leitindex in Shanghai in der laufenden Woche um die Marke von 3000 Zählern konsolidieren. "Es gibt die Erwartung steigender Zinsen in China. Je schneller die Zinsanhebung kommt, desto eher verschwindet die Unsicherheit am Markt", sagte ein Börsianer.
Bankaktien und Anteilsscheine von Wertpapierhandelshäusern standen wegen Befürchtungen über eine weitere Straffung des Kreditvolumens unter Abgabedruck. ICBC, Chinas größte Bank gemessen an den Vermögenswerten, teilte am Berichtstag mit, dass sich das Tempo im Kreditgeschäft abgekühlt habe. Zuvor sei es im Januar ein wenig "zu schnell" gestiegen. Die Aussagen deckten sich mit zuvor gemachten Warnungen der chinesischen Notenbank, die ein zu schnelles Kredit-Wachstum moniert hatte. Darüber hinaus gab es Medienberichte, wonach die chinesische Regierung zur Stornierung bereits gewährter Kreditzusagen aufrief, sollten Banken ihre Quote für Januar ausgeschöpft haben.
Allerdings sprachen Analysten von einer überverkauften Situation im Bankensektor. Investoren sollten die Gunst der Stunde ergreifen und im Zuge günstiger Bewertungen zukaufen, sagte ein Marktstratege. ICBC fielen um 1,8 Prozent, obwohl die Bank für 2009 mit einer deutlichen Gewinnsteigerung rechnet. China Citic Bank sanken um 3,2 Prozent, und Pacific Securities büßten 1,1 Prozent ein. In Hongkong verloren HSBC 0,1 Prozent.
Beflügelt von Gelegenheitskäufern trotzten Immobilienwerte dem Markttrend. China Vanke kletterten um 0,8 Prozent und Gemdale Corp um 1,1 Prozent. Beide Titel waren zuletzt deutlich gefallen.
Quelle: ntv.de, rts/DJ