Stärkstes Minus seit 9.11. Asien bricht weiter ein
16.08.2007, 12:44 UhrVon Gerhard Heinrich, Emfis
Die neuerlich schlechten Vorgaben aus den USA und weitere Hiobsbotschaften vom dortigen Immobilienmarkt und von Seiten verschiedener Baufinanzierer haben am Donnerstag in Asien eine mittelschwere Panik verursacht. Sämtliche Märkte standen stark unter Verkaufsdruck. Dabei befanden sich vor allem die Anleger aus Übersee auf der Verkäuferseite. Dort hat angesichts der herben internationalen Rückschläge offenbar die Risikobereitschaft stark gelitten. Naturgemäß waren insbesondere die asiatischen Schwellenländerbörsen von dieser Entwicklung besonders betroffen.
Auch in Japan wurde heute massiv verkauft. Allerdings setzten zum Ende der Sitzung wieder mehrheitlich Kauforders ein, wodurch Schlimmeres verhindert werden konnte. Der Nikkei 225 gab schlussendlich dennoch 2,0 Prozent auf 16.148 Punkte ab, der breitere Topix verlor 1,7 Prozent auf 1567 Zähler. Angesichts des steigenden Yen standen weiterhin Exporttitel auf der Abschussliste. So rutschten im Autosektor Honda Motor um weitere 3,6 Prozent ab, Isuzu Motors verloren 3,8 Prozent und Toyota Motor 2,6 Prozent. Unter den Technologiewerten verbilligten sich Hitachi um 4,11 Prozent und Fujitsu um 3,97 Prozent. Uneinheitlich entwickelte sich der Bankensektor, wo nach anfänglich herben Verlusten zuletzt wieder Schnäppchenkäufe einsetzten. Während Mizuho Financial 1,5 Prozent abgaben, konnten sich Mitsubishi UFJ um 2,8 Prozent verbessern.
In Korea wurden die Händler Zeugen eines regelrechten Kursmassakers. Dort hatte gestern feiertagsbedingt kein Handel stattgefunden, womit den Marktteilnehmern die Hände gebunden waren. Der Verkaufsdruck war so hoch, dass beim Technologieindex Kosdaq f ür 20 Minuten der Handel ausgesetzt wurde. Der Kospi selbst brach um 6,93 Prozent auf 1691 Punkte ein. Gerade von den bisher gut gelaufenen Titeln konnten sich die Anleger heute gar nicht schnell genug trennen. So schlitterten unter den Schiffsbau-Werten etwa Samsung Heavy Industries um 13,2 Prozent und Daewoo Shipbuilding um 15 Prozent nach unten. Die Aktie des Baukonzerns Hyundai Engineering brach um 14,5 Prozent ein. Unter den Broker-Werten rutschten etwa Daewoo Securities um 12,8 Prozent ab. Die Aktie von Samsung Electronics gab 5,2 Prozent ab. Vergleichsweise glimpflich kamen die bisher wenig dynamischen Titel von Hyundai Motor und SK Telecom davon. Diese verbilligten sich um jeweils 2,2 und 2,5 Prozent.
Taiwans TAIEX erhielt heute ebenfalls eine weitere schwere Breitseite und knickte um 4,56 Prozent auf 8201 Stellen ein. Auch hier wurden Aktien aus allen Branchen abverkauft. Dabei litt der Technologiesektor zusätzlich noch unter dem schwachen Ausblick des amerikanischen DRAM-Produzenten Applied Materials. Dennoch kamen Taiwan Semiconductor mit minus 3,11 Prozent und United Microelectronics mit minus 1,96 Prozent vergleichsweise ungeschoren davon. Schlimmer betroffen waren die PC- und Notebook-Hersteller. Hier schrammten etwa Acer um 6,98 Prozent und Quanta Computer um 5,28 Prozent nach unten. Im Bankensektor verloren Cathay Financial 4,59 Prozent und Shin Kong Financial 5,22 Prozent. Cathay Real Estate gaben 5,28 Prozent und Taiwan Cement 6,9 Prozent ab.
Hongkongs Hang Seng Index verlor heute weitere 3,29 Prozent auf 20.672 Punkte. Vor allem die China-Titel wurden dabei massiv auf den Markt geworfen. Hier gaben etwa im Finanzsektor ICBC 5,48 Prozent und China Life 5,3 Prozent ab. China Mobile verloren 3,92 Prozent, obwohl der Mobilfunkriese mit seinen Halbjahreszahlen die Markterwartungen übertreffen konnte. Unter den Immobiliengesellschaften verbilligten sich Cheung Kong um 3,03 Prozent und Sun Hung Kai Properties um 2,95 Prozent. Die Papiere von Li & Fung zogen dagegen entgegen dem allgemeinen Trend um 5,21 Prozent nach oben. Das Handelsunternehmen hatte gestern überzeugende Zahlen vorlegen können.
Selbst der chinesische Markt wurde heute in Mitleidenschaft gezogen. Hier grassiert derzeit zudem die Befürchtung vor einer konjunktureller Überhitzung. Der Shanghai Composite Index verlor angesichts dessen 2,14 Prozent auf 4765 Punkte; der Shanghai A-Share Index verlor 2,14 Prozent auf 5001 Stellen.
Quelle: ntv.de