US-Sorgen belasten Asien im Rückwärtsgang
11.11.2008, 11:57 UhrAn den asiatischen Aktienmärkten reagierten Investoren am Dienstag empfindlich auf einige neue Hiobsbotschaften aus den USA. Dort hatte Circuit City, der zweitgrößte Anbieter von Unterhaltungselektronik, in Gläubigerschutz gehen müssen. Dies schürte die Sorge, dass die US-Nachfrage nach asiatischen Elektronikartikeln in den kommenden Monten weiter zurückgehen könne. Gleichzeitig hatte die Deutsche Bank in einer Analyse die Befürchtung geäußert, dass die Titel von General Motors nahezu wertlos sein könnten. Vor diesem Hintergrund geriet in Asien auch das umfangreiche chinesische Konjunkturförderungsprogramm aus dem Blickfeld, das gestern noch die Märkte deutlich beflügelt hatte.
In Japan war nach der Erholung zum Wochenstart die Stimmung am Dienstag wieder merklich schlechter. Zuvor war gemeldet worden, dass Japans Exporte in der ersten Oktoberhälfte um 9,9 Prozent eingebrochen sind und dadurch die Handelsbilanz negativ ausfallen werde. Es zeichnet sich damit immer mehr ab, dass auch vom Export, der Japans wichtigste Konjunkturstütze darstellt, kein Wachstumsbeitrag mehr zu erwarten ist. Der Nikkei knickte angesichts dessen um 3,0 Prozent auf 8809 Punkte ein; der breitere Topix verlor ebenfalls 3 Prozent auf 889 Zähler. Die Exportwerte gehörten naturgemäß zu den größten Verlierern. Hier gingen Sharp um 5,8 Prozent nach unten, Canon verloren 8,4 Prozent und Sanyo Electric 9,5 Prozent. Die Aktie von Citizen Holdings rutschte um 9,5 Prozent ab, nachdem der Uhrenhersteller eine Gewinnwarnung abgegeben hatte. Im Autosektor verloren Toyota Motor 4,9 Prozent und Honda Motor 5,3 Prozent. Dagegen konnten sich die Titel des Reifenherstellers Bridgestone aufgrund günstigerer Rohstoffnotierungen um 1,3 Prozent verbessern. Im Stahlsektor verbilligten sich Nippon Steel um 2,2 Prozent und JFE Holdings um 2,4 Prozent. JFE hatte zuvor erklärt, zwei Stahlwerkprojekte in Vietnam und in Brasilien vorerst abzublasen. Im Pharmasektor verloren Takeda Pharmaceutical 1,4 Prozent. Dagegen zogen Shionogi 2,9 Prozent an, nachdem der Lizenzpartner AstraZeneca mit Shionogis Präparat Crestor gute Testresultate erzielt hatte.
Auch in Korea blieb man zurückhaltend. Der Kospi gab 2,06 Prozent auf 1128 Zähler ab. Zu den Verlierern gehörten insbesondere Papiere aus dem Exportsektor und die Bankenwerte. Der Elektroniksektor wurde durch die Pleite von Circuit City besonders stark in Mitleidenschaft gezogen.
Hier gaben LG Electronics 7,0 Prozent und LG Display 6,5 Prozent ab. Die Titel des Halbleiterproduzenten Hynix Semiconductor schrammten um 8,5 Prozent nach unten. Vergleichsweise glimpflich kamen Samsung Electronics davon, die sich lediglich um 0,8 Prozent verbilligten. Hyundai Motor gaben weitere 3,4 Prozent ab. In der Schlusslinie blieben auch die Bankenwerte. Am Morgen hatte die Finanzaufsicht gemeldet, dass die Kapitalausstattung der koreanischen Banken auf das niedrigste Niveau seit über 7 Jahren gefallen ist. Hana Financial rutschten daraufhin um
6,9 Prozent und Woori Financial um 4,0 Prozent ab. Gesucht waren die defensiven Titel aus der Telekommunikationsbranche. Hier konnten sich SK Telecom um 1,4 Prozent verbessern; KT legten 0,7 Prozent zu.
In Taiwan setzten schon relativ früh Gewinnmitnahmen ein. Dies ließ den TAIEX 2,15 Prozent auf 4638 Zähler zurückgehen. Stark unter Druck standen insbesondere die Finanzwerte. Hier befürchten die Marktteilnehmer weiterhin hohe Abschreibungen und teilweise auch eine Gefährdung der finanziellen Basis der jeweiligen Institute. Cathay Financial gaben heute dementsprechend 7 Prozent ab, Taishin Financial und First Financial fielen ebenfalls um die in Taipeh maximal möglichen 7 Prozent. Unter den Technologiewerten gaben Nanya Technology 7 Prozent ab, Taiwan Semiconductor verbilligten sich um 0,2 Prozent. Dagegen konnten sich die Papiere des Elektronik-Auftragsproduzenten Hon Hai Precision um 0,3 Prozent verbessern. Das Unternehmen hatte den Umsatz im vergangenen Monat auf Konzernebene um über 29 Prozent steigern können.
Deutliche Zugewinne gab es bei den Herstellern von Baumaterialien, die weiter von dem neuen Konjunkturprogramm in der Volksrepublik China profitierten. Asia Cement und Taiwan Cement sowie Taiwan Glass legten jeweils 7 Prozent zu.
In Hongkong fiel der Hang Seng Index um 4,77 Prozent auf 14.040 Punkte. Die gestrigen Zugewinne wurden damit mehr als ausgelöscht. Den Marktteilnehmern schlug dabei nicht nur die schwache Entwicklung an den anderen asiatischen Märkten auf den Magen, sondern insbesondere auch die Tatsache, dass an den China-Börsen die gestrige Erholung nicht fortgesetzt werden konnte. Dementsprechend setzte vor allem in den letzten Handelsstunden ein erheblicher Verkaufsdruck ein. Gemieden wurden unter anderem die Titel der Großbank HSBC, die nach der Veröffentlichung von Details zum dritten Quartal um 4,6 Prozent nach unten gingen. Unter den übrigen Hongkonger Bankenwerten verbilligten sich Hang Seng Bank um 4,9 Prozent und Bank of East Asia um 5,9 Prozent. Auch für die Immobilienwerte blieb man kritisch, was etwa Cheung Kong um
9,3 Prozent und Henderson Land um 7,8 Prozent nach unten gehen ließ. Auch bei den Rohstoff- und Stahlwerten fanden Gewinnmitnahmen statt. Unter den Ölaktien gaben PetroChina 4,0 Prozent und CNOOC 5,4 Prozent ab; Aluminum Corp. of China fielen um 4,6 Prozent und Angang Steel um 2,5 Prozent. Die Aktie des Textilexporteurs Li & Fung setzte ihren Kursrutsch fort und verlor weitere 12,5 Prozent, nachdem sie von CLSA auf "verkaufen" abgestuft worden war. Gegen den Trend schossen die Papiere von Semiconductor Manufacturing International um 29 Prozent nach oben. Der Chiphersteller geht davon aus, dass Datang Telecom, Technology & Industry 30 Prozent seiner Anteile übernehmen werden.
In China verlor der Shanghai Composite Index 1,66 Prozent auf 1843 Punkte; der Shanghai A-Share Index gab 1,66 Prozent auf 1936 Stellen ab.
Quelle: ntv.de