Herbe Abschläge Asien tiefrot
20.11.2008, 13:01 UhrDie herben Verluste an der Wallstreet ließen auch die asiatischen Börsen weiter nach unten purzeln. Die Anleger waren unter anderem stark alarmiert über den gestrigen massiven Kursverfall bei der Citigroup-Aktie, die darauf hinzuweisen schienen, dass die bis vor kurzem größte Bank der Welt ernsthafte Probleme habe. Auch das öffentliche Bangen um das Überleben des amerikanischen Autosektors trug nicht gerade zur Stimmung der Anleger bei. Zudem kamen sehr schwache Daten aus dem US-Immobiliensektor, während dort gleichzeitig die Verbraucherpreise zurückgegangen waren, was Sorgen vor dem Einsetzen einer Deflationsspirale anfachte.
Der Blick auf die Vorgaben aus den USA ließ heute auch die japanischen Anleger resignieren. Der Nikkei 225 brach um 6,9 Prozent auf 7703 Punkte ein. Zuvor hatten neue volkswirtschaftliche Daten erneut die schmerzliche Abhängigkeit des Landes von der globalen Konjunkturentwicklung belegt. So waren die Exporte im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 7,7 Prozent eingebrochen. Dies ließ gleichzeitig auch wieder ein Handelsbilanzdefizit entstehen. Deutliche Abschläge mussten unter anderem die Finanztitel hinnehmen. Hier rutschten Mitsubishi UFJ um 6,1 Prozent und Sumitomo Mitsui Financial sogar um 10,4 Prozent ab, nachdem zuvor in New York die Aktie der Citigroup auf Talfahrt gegangen war. Die Papiere aus dem Autosektor litten unter dem gestiegenen Yen und unter der Furcht um den Fortbestand der amerikanischen Autohersteller.
Isuzu Motors etwa brachen um 16,9 Prozent ein, Honda fielen um 6,8 Prozent und Toyota um 3,4 Prozent. Unter den übrigen Exportwerten rutschten Canon um 7,0 Prozent, Sony um 6,4 Prozent und Panasonic um 7,7 Prozent ab. Die Aktie von Kyocera ging um 8,5 Prozent nach unten. Zu den wenigen Gewinnern gehörten einige Versorgerwerte. So stiegen Tokyo Electric Power um 1,7 Prozent und Tokyo Gas um 2,2 Prozent.
In Korea sorgte die gestrige Entwicklung an der Wallstreet ebenfalls für schwere Verwerfungen. Der Kospi fiel um 6,7 Prozent auf 948 Stellen. Damit ist Koreas Leitindex seit dem vergangenen Montag um 18 Prozent nach unten gegangen. Gleichzeitig wurde heute auch wieder das Niveau von 1000 Punkten unterschritten. Die Sorgen um den Fortbestand der Citigroup brachten auch die koreanischen Finanzwerte ins Wanken. KB Financial brachen um 14,9 Prozent ein, Hana Financial fielen um 14,7 Prozent.
Schlimmeres dürfte lediglich durch die Tatsache verhindert worden sein, dass in Seoul der maximale Tagesverlust auf 15 Prozent begrenzt ist. Im Technologiesektor schrammten Hynix Semiconductor um 15 Prozent nach unten. Die Marktteilnehmer befürchteten hier, dass der Speicherchip-Hersteller unter der laufenden Nachfrageschwäche besonders leiden werde, während die taiwanesische Konkurrenz möglicherweise Staatshilfen in Anspruch nehmen könne. Die Aktie von Samsung Electronics fiel um 3,4 Prozent. Die Titel des Stahlriesen Posco gingen um 5,3 Prozent nach unten; Hyundai Motor verbilligten sich um 11,5 Prozent. Gefragt waren einige defensive Werte wie die Aktie des Zigaretten-Konzerns KT&G, die sich um 1,1 Prozent verbessern konnte.
Auch in Hongkong konnte man sich dem internationalen Abwärtstrend heute nicht entziehen. Immerhin fanden sich in der zweiten Handelshälfte wieder einige Käufer, nachdem der Hang Seng Index zuvor unter die 12.000-Punkte-Linie gerutscht war. Hongkongs Leitindex, der in der Spitze bis auf 11.976 Zähler eingeknickt war, gab schlussendlich 4,04 Prozent auf 12.298 Punkte ab, womit er gleichzeitig auf seinem Tageshoch schloss. In die Mangel genommen wurden einmal mehr die Finanz- und Immobilienwerte. Im Immobiliensektor verloren Sino Land 8,0 Prozent und Sun Hung Kai 5,0 Prozent. Im Finanzsektor gaben HSBC 4,6 Prozent und China Life ebenfalls 4,6 Prozent ab. Die Aktie des Börsenbetreibers Hong Kong Exchange fiel um 6,2 Prozent. Unter den Telekomwerten verbilligten sich nach Veröffentlichung der Nutzerdaten vom Oktober China Mobile um 1,5 Prozent und China Unicom um 5,2 Prozent. Auch der Rohstoffsektor wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Unter den Ölförderern gaben PetroChina 4,3 Prozent und CNOOC 6,3 Prozent ab. Die Titel des Stahlriesen Angang brachen sogar um 15,3 Prozent ein. Entgegen dem allgemeinen Markttrend konnten sich ZTE heute nochmals um 3,0 Prozent verbessern. Die Aktie des Kommunikationsausrüsters profitierte von der Hoffnung auf eine gute Auftragslage durch den Aufbau von 3G-Diensten.
In Taiwan gab der TAIEX heute 4,53 Prozent auf 4089 Stellen ab und bewegte sich damit im Einklang mit den anderen asiatischen Börsen nach unten. Charttechnisch sah hier die Situation allerdings besonders schlimm aus, da Taiwans Leitindex dadurch auf das niedrigste Niveau seit sechs Jahren abgerutscht ist. Auch ein von der Regierung angekündigtes Konjunkturprogramm konnte den Markt kaum stützen. Gemieden wurden unter anderem die Titel aus dem von der internationalen Nachfrage abhängigen Technologiesektor. Hier brachen etwa Hon Hai Procision und United Microelectronics um die in Taipeh maximal möglichen 7 Prozent ein.
Taiwan Semiconductor verloren 3,2 Prozent. Die Aktie von Powerchip fiel um 7 Prozent, obwohl man hier mit Kooperationsverhandlungen mit dem japanischen Konkurrenten Elpida rechnete. Auch im Finanzsektor wurde nicht lange gefackelt. Sowohl Fubon Financial als auch Chinatrust Financial brachen um 7 Prozent ein. Der einzige Lichtblick war der Autosektor, der von dem taiwanesischen Konjunkturprogramm besonders profitieren dürfte. Hier legten China Motor 7 Prozent zu; Yulon Motor stiegen um 5,0 Prozent.
In China fiel der Shanghai Composite Index um 1,67 Prozent auf 1983 Punkte; der Shanghai A-Share Index gab 1,68 Prozent auf 2083 Zähler ab.
Quelle: ntv.de