Marktberichte

Inside Wall Street Astronauten an der Wall Street

Für die amerikanischen Börsen geht es am Montag nach oben - und zumindest mit Blick auf die Schlussglocke ist das auch einmal angemessen. Die läutet zum Wochenstart nämlich Buzz Aldrin, ein Mann, der sich mit Bewegungen "nach oben" auskennt.

Aldrin war gemeinsam mit Neil Armstrong und doch nur als zweiter Mann auf dem Mond. 40 Jahre ist das nun her.

Buzz Aldrin

Buzz Aldrin

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Buzz Aldrin wird mit einigen anderen Astronauten an der Wall Street erwartet, nur sein Kommandant von der "Appolo 11"-Mission ist nicht dabei. Neil Armstrong passt auch gar nicht so richtige zur Börse, an der Zurückhaltung und Bescheidenheit keine gefragten Eigenschaften sind. Genau diese zeichnen Armstrong allerdings aus. Seit man ihn in den Monaten nach der Mondlandung mit seinen Nasa-Kollegen in Paraden in den ganzen USA auftreten ließ, hatte er bald die Nase voll.

Die Mondlandung sei gar nicht sein Verdienst, sagt Armstrong seit Jahren, sondern vielmehr der Erfolg eines Teams von hunderten Wissenschaftlern und Technikern. Damit hat er auch recht, doch darf auch das größte Team ein Maskottchen vorschieben, das stellvertretend gefeiert wird. Diese Aufgabe allerdings übernimmt Buzz Aldrin, der Bücher schreibt und überall auftritt, wo man ihn sprechen lässt. Armstrong unterdessen, übrigens ein Amerikaner mit deutschen Wurzeln, lebt zurückgezogen im Bundesstaat Ohio.

Ob er sich dort zumindest die Schlussglocke an der New York Stock Exchange ansieht? "Look, it´s Buzz ringing the bell", könnte er seiner Frau zurufen, wenn der Handel an der Ostküste schließt. Aldrin wird derweil auf dem Balkon der Börse applaudieren und den ehrwürdigen Holzhammer schwingen, der die Kurse für den Rest des Abends und bis zum nächsten Morgen einfriert.

Was danach kommt? Wahrscheinlich keine Kursraketen mehr. Dass die Aufstufung für Goldman Sachs am Montag eine so deutliche Rallye ausgelöst hat, ist genauso ungeheuerlich wie die breiten Kursgewinne der letzten Monate. Selbst wenn das Brokerhaus, wie erwartet, starke Quartalszahlen vorlegen sollte, rechtfertigt das nicht unbedingt den Aufstieg des Papiers, das sich in sieben Monaten im Wert immerhin verdreifacht hat. Oder doch?

Vielleicht sind die Aussichten für Goldman Sachs aus rosig. Das Unternehmen macht gerade Schlagzeilen, seit der Autor Matt Taibbi im Magazin "Rolling Stone" eine donnernde Kritik über den Konzern verfasst hat. Taibbi klagt Goldman Sachs an, jede wichtige amerikanische Konjunkturblase seit der Weltwirtschaftskrise verursacht oder zumindest angefacht – und damit ordentlich Geld gemacht zu haben. Die Anklage ist gut recherchiert, und selbst die Wall Street gibt zu, dass keine wirklichen Unwahrheiten vorliegen. Einzige Kritik: Der Autor übertreibe etwas und stelle den Finanzriesen als zu mächtig dar.

Daran wiederum darf gezweifelt werden. Immerhin gibt es in Washington, zwischen Notenbank und Finanzministerium, sowie in den Chefetagen der marktentscheidenden Banken in den USA kaum einen, der nicht enge Verbindungen zu Goldman Sachs unterhält. Sämtliche Finanzminister und Berater im Weißen Haus kommen aus der Kaderschmiede.

Taibbi geht davon aus, dass die gute Vernetzung des Konzerns Goldman Sachs auch vom Handel mit Emissionsrechten profitieren lassen dürfte - dem möglicherweise nächsten großen Geschäft von Corporate America. Zumindest hat man wohl kaum Konkurrenz, denn andere einst mächtige Finanzriesen haben das vergangene Jahr ja nicht überlebt.

So könnte es durchaus auch sein, dass Goldman Sachs in den nächsten Tagen fantastische Quartalszahlen vorlegen und ein neues starkes Quartal ankündigen wird. Ob das die Aktie viel höher treiben kann, ist fraglich. Auf die Wall Street dürfte es keinen Einfluss haben, denn die Situation der Bank ist einzigartig. Deren Triebkraft hat mit dem breiten Markt so viel zu tun wie Neil Armstrong und Buzz Aldrin mit einem Touristenflug in die Karibik.

Quelle: ntv.de

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