Verluste im späten Handel Athen drückt Wall Street
15.05.2012, 22:40 Uhr
An der Wall Street dominieren die Minuszeichen.
(Foto: AP)
Die Neuwahlen in Griechenland trüben die Stimmung an den US-Börsen. Kurz vor Handelsschluss drehen die Aktienmärkte ins Minus, der S&P rutscht sogar auf ein Drei-Monats-Tief. Gute Konjunkturdaten verbessern die Atmosphäre nur vorübergehend.
Neue Hiobsbotschaften aus Griechenland haben vielen Anlegern in den USA die Freude über gute Konjunkturdaten verhagelt. Die Industrie im wichtigen Bundesstaat New York gewann im Mai merklich an Schwung, die Daten zum deutschen Wirtschaftswachstum waren überraschend gut ausgefallen. Doch weil sich die griechischen Parteien nicht auf eine Regierung verständigen konnten, wird es dort zu Neuwahlen kommen. Die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt des Landes aus der Eurozone ist damit gestiegen. "Europa bleibt der Stachel im Fleisch des Marktes", sagte Andre Bakhos von Lek Securities.
Der Dow-Jones-Index sank nach einem volatilen Verlauf um 0,5 Prozent auf 12.632 Punkte, während der S&P-500 0,6 Prozent leichter bei 1331 Punkten aus dem Handel ging. Der Composite der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,3 Prozent auf 2893 Punkte.
Nach einem Treffen mit den Spitzen der fünf größten Parteien hat der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias für morgen Vormittag ein Treffen einberufen, um eine Übergangsregierung zu bestimmen. Laut den jüngsten Umfragen liegt die radikale Linke mit großem Vorsprung vor den anderen Parteien. Die Parteiführung hat bereits angekündigt, das Sparprogramm von EU und IWF aufzukündigen. Damit droht Griechenland die baldige Pleite und möglicherweise ein Ausscheiden aus der Eurozone. Was das jedoch für den Euro und die Stabilität der Wirtschaftsgemeinschaft bedeuten würde ist alles andere als vorhersehbar.
Nicht gerade hilfreich war in diesem Zusammenhang eine Erklärung des griechischen Präsidenten, wonach die Griechen am Montag 700 Mio. Euro an Einlagen von den griechischen Banken abgezogen haben. "Die Banken sind derzeit sehr schwach", beurteilte der Präsident die Lage des heimischen Bankensektors. Seit der Verschärfung der Schuldenkrise im Jahr 2009 kämpfen die griechischen Geldhäuser mit einem steten Abfluss von Kapital in andere Länder. "Die ganze Sache mit der Eurozone beinhaltet so viele variable Punkte", sagte Mike Shea von Direct Access Partners. "Es ist schwer, die das zum jetzigen Zeitpunkt einzuschätzen und ich denke, das ist auch der Markt den wir gerade sehen."
Für Impulse sorgte auch die Berichtssaison. Die US-Baumarktkette Home Depot hatte im ersten Quartal von der milden Witterung profitiert. Der Konzern, der 2254 Baumärkte hauptsächlich in den USA betreibt, übertraf mit kräftigem Gewinnzuwachs die Erwartungen und erhöhte wie erwartet die Prognose für das Gesamtjahr. Allerdings enttäuschte das Unternehmen beim Umsatz. Die Aktie verlor 2,4 Prozent.
Groupon hatte im ersten Quartal die Umsatzerwartungen von Analysten übertroffen und einen besser als erwarteten Ausblick auf das zweite Jahresviertel abgegeben. Die Aktie sprang zeitweise um mehr als 17 Prozent nach oben und schloss mit einem Plus von 3,7 Prozent.
Der Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty hat seine milliardenschwere Übernahmeofferte für Avon zurückgezogen. Das von der deutschen Milliardärsfamilie Reimann kontrollierte Unternehmen werde nun nach anderen Alternativen suchen, teilte Coty dem Board der US-Kosmetikgesellschaft mit. Avon fielen um 10,7 Prozent.
Gegen den Trend gewannen die Papiere von JPMorgan 1,3 Prozent. Das Papier hatte in den vergangenen Tagen nach Bekanntwerden des Handelsskandals deutlich eingebüßt.
Quelle: ntv.de, DJ/rts