Extreme Nervosität Auf und Ab an Wall Street
10.07.2008, 22:25 UhrDie US-Börsen haben am Donnerstag einen extrem volatilen Handel hinter sich gebracht; mehrfach kreuzten die großen Indizes die Null-Linie, um am Ende im Plus zu schließen. Das hatte man vor allem Chemie- und Alu-Werten zu verdanken, während die Finanzwerte weiter abgaben.
Der Dow-Jones-Index schloss mit einem Plus von 81 Zählern oder 0,7 Prozent bei 11.229 Punkten, und der marktbreite S&P-50-Index holte 8 Zähler oder 0,7 Prozent auf 1253 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq verbesserte sich um 23 Zähler oder 1 Prozent auf 2257 Punkte.
Aufwärts ging es aber auch für den Ölpreis, der am Donnerstag um fast 6 Dollar zulegte. Nach der Erholung in den letzten Tagen stieg das schwarze Gold vor dem Hintergrund von Kommentaren aus Washington: Außenministerin Condoleezza Rice hat die Drohungen gegenüber Iran verschärft und trägt zur Angst vor einer weiteren Eskalation im Golf bei.
Ferner kamen aus der Hauptstadt die jüngsten Daten vom Arbeitsmarkt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sind zwar in der vergangenen Woche so deutlich zurückgegangen wie seit drei Jahren nicht mehr. Der weniger volatile Vier-Wochen-Durchschnitt hat sich aber dennoch wieder deutlich erhöht. Es zeichnet sich also weiter keine Erholung ab.
In Washington waren ansonsten alle Augen auf Finanzminister Hank Paulson und Fed-Chef Ben Bernanke gerichtet, die vor dem Kongress über die anhaltende Finanzkrise sprachen. Beide fordern mehr regulatorische Macht für die Fed und eine strengere Aufsicht für die Investmentbanken.
Aus dem Sektor kamen die größten Verlierer. Einen Tag nach dramatischen Kursverlusten für die halbstaatlichen Hypothekenfinanzierer Freddie Mac und Fannie Mae ging es für beide Aktien erneut steil in den Keller. Beide Unternehmen gelten in Analystenkreisen als zahlungsunfähig oder auf dem Weg dorthin; dass sich Politiker für eine Rettung aussprechen, stützte die Kurse nicht, da unklar ist auf welchem Wege dies geschehen und was es kosten würde.
Unterstützung bekam der Markt durch eine Übernahme: Der Chemie-Riese Dow Chemical kauft für 15 Milliarden Dollar den Konkurrenten Rohm & Haas. Der Kaufpreis entspricht 78 Dollar pro Aktie und damit einer Prämie von 75 Prozent auf den letzten Schlusskurs des Chemie-Papiers. Dow Chemical will durch die Übernahme des auf Materialien spezialisierten Konzerns in den Besitz neuer Technologien kommen.
Größter Gewinner im Dow war unterdessen die Aktie von Alcoa mit einem Plus von fast 10 Prozent. Der Alu-Riese profitiert von einem Abkommen aus Asien, wo 19 Branchenunternehmen beschlossen haben, ihren Produktausstoß um 5 bis 10 Prozent zu senken und die Preise zu stabilisieren.
Von Interesse war am Donnerstag auch der Einzelhandel: Wal-Mart und CostCo haben für den vergangenen Monat eine Umsatzentwicklung über den Erwartungen gemeldet. Die beiden Discounter profitieren massiv von einem veränderten Konsumverhalten der Amerikaner, die wegen der steigenden Benzinpreise und anderer Belastungen immer mehr bei den Billig-Ketten einkaufen.
Eine wirkliche Verbesserung für Verbraucher und Unternehmen stellt diese Situation nicht dar, weshalb es für die meisten Aktien der Branche nach anfänglichen Gewinnen wieder in den Keller ging. Zu den Verlierern gehörten auch die Papiere von Unternehmen, die Umsatzeinbrüche gemeldet hatten, darunter J.C. Penney und einige Modeketten.
Quelle: ntv.de