Marktberichte

Inside Wall Street Ausverkauf in Corporate America

Nicht nur Touristen aus aller Welt trieb es in den letzten Monaten scharenweise zur Schnäppchenjagd nach New York. Auch Unternehmen nutzten den schwachen Dollar, um in die USA zu expandieren. Fast die Hälfte aller Investitionen in Merger und Übernahmen kam im vergangenen Quartal aus dem Ausland - mehr als je zuvor.

In den drei Monaten von Oktober bis Dezember summierten sich die Merger und Übernahmen in Corporate America auf 230,5 Mrd. US-Dollar. Etwa 105,3 Mrd. US-Dollar kamen dabei aus dem Ausland, wobei einige der größten Investitionen gar nicht mitgerechnet sind - nämlich die von staatlich geführten Investmentfonds, beispielsweise aus Asien und Nahost. Diese kauften sich zuletzt mit 17,9 Mrd. US-Dollar bei einigen Finanzriesen ein.

Unter den größten Deals in diesem Bereich: Die schlagzeilenträchtigen Finanzspritze an die Citigroup, die 7,5 Mrd. US-Dollar aus Abu Dhabi bekam, die chinesischen Anlagen von 5 Mrd. US-Dollar bei Morgan Stanley und 1 Mrd. US-Dollar bei Bear Stearns sowie 4,4 Mrd. US-Dollar, die Singapurs Temasek-Fond an Merrill Lynch überwies.

Zu den weiteren Übernahmen im Bankensektor gehört der Kauf der Commerce Bancorp im Bundesstaat New Jersey durch die Dominion Bank aus den kanadischen Toronto für 8,5 Mrd. US-Dollar.

Ansonsten schlugen ausländische Investoren in allen Branchen zu. Der finnische Handy-Hersteller Nokia kaufte für 8,1 Mrd. US-Dollar die Navteq Corp., einen Spezialisten für Navigations-Software aus Chicago. Die türkische Yildiz Holding übernahm den Schokoladenbäcker Godiva, der zuvor zum Lebensmittelkonzern Campbell Soup gehört hatte.

Dass die Investitionen aus dem Ausland in den letzten Monaten derart dramatisch zugenommen haben, ist vielen Anlegern in den USA verborgen geblieben. Denn die jüngsten Merger und Übernahmen vermieden Schlagzeilen, wie sie noch vor zwei Jahren die in Dubai basierte DP World ausgelöst hatte. Die Holding wollte im Rahmen seiner Übernahme eines britischen Schifffahrtsriesen sechs Frachthäfen in Amerika übernehmen. Das löste massive Sicherheitsbedenken auf politischer Ebene aus, zumal die Häfen seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 als Schwachstelle im Bereich der "Homeland Security" gelten.

Dass massive Investitionen ausländischer Anleger auch im Finanzbereich ein Sicherheitsrisiko bergen, ist der Wall Street durchaus klar. Doch in diesem Sektor haben Fonds und Firmen bisher nur kleine Anteile übernommen, und das soll auch künftig so bleiben. So wird die Börse Dubai nur eine Minderheit an der Nasdaq übernehmen dürfen, deren globale Strategie seit Monaten verhandelt wird.

Bedenklich ist dennoch, welcher Ausverkauf sich in Corporate America abspielt. Der schwache Dollar, den die Fed durch weitere Zinssenkungen immer tiefer drückt und der dadurch auch zur Entschuldung der Staatskasse benötigt wird, hat eben auch seine Schattenseiten.

Quelle: ntv.de

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