Inside Wall Street Bailout-Bosse ganz privat
22.12.2008, 18:54 UhrDie Auto-CEOs in Detroit können einem schon leid tun. Dass sie vor einigen Wochen in Privat-Jets nach Washington flogen, um dort um Milliarden zu betteln, machte man ihnen - völlig zu Recht! - zum Vorwurf. Ganz anders allerdings bei den Banken: Denen warf der Kongress das Geld geradezu hinterher, ohne sich um Jets, Limousinen, Chauffeure und Boni zu kümmern.
Eine Recherche bei 116 Banken, die Hilfe aus dem 700 Milliarden Dollar schweren TARP-Paket bekommen haben, zeigt, dass von den insgesamt ausgeschütteten 188 Milliarden Dollar satte 1,6 Milliarden Dollar an die Top-Manager gingen. Pro-Kopf wurden damit durchschnittlich 2,6 Millionen Dollar gezahlt.
Damit stecken diese dennoch immense Kürzungen ein: Im Vorjahr hätten die Gehälter und Boni für die fast 600 Bosse die Bailout-Kosten für 53 der 166 Häuser gedeckt. Doch beklagen dürfte sich keiner. Richard Fairbank, der CEO des Kreditkartenriesen Capital One, kommt für 2008 - ein miserables jahr für das Unternehmen - noch immer auf 17 Millionen Dollar in Optionen; sein Haus hat gerade 3,56 Milliarden Dollar aus dem TARP-Fond bezogen.
Und John Thain, einst legendär an der Spitze von Goldman Sachs und der New York Stock Exchange und jetzt glücklos bei Merrill Lynch, mag mit seiner Forderung nach einem 10-Millionen-Bonus gescheitert sein. Doch bleiben ihm ein Start-Bonus von 15 Millionen Dollar und 68 Millionen Dollar in Optionen - dazu sein, zugegebenermaßen bescheidenes, Grundgehalt von knapp 58.000 Dollar. Merrill Lynch hat gerade 10 Milliarden Dollar vom Steuerzahler erhalten.
In Washington ärgert man sich. Die Bank-Manager bräuchten offensichtlich auch in Krisenzeiten "extra Geld, um für ihre Arbeit motiviert zu werden", schimpft Barney Frank, der demokratische Kongressabgeordnete und Vorsitzende des Finanzausschusses.
Es macht die Situation nicht erträglicher, dass die Bosse nicht nur Boni abstauben, sondern auch ihr Luxusleben an der Konzernspitze nicht einschränken müssen. Citigroup lässt seine Chefs nach wie vor in vier Jets und einem Helikopter fliegen, Morgan Stanley hat die Flotte gerade von drei auf nur noch zwei Jets verringert und gibt rund 355 000 Dollar für Privatflüge von CEO John Mack aus.
JP Morgan hat zur Zeit vier Privatjets in privaten Hangars stehen, darunter eine Langstreckenmaschine für geschätzte 47,5 Millionen Dollar. Und die Bank of America hat mit 9 Jets, darunter 4 Gulfstreams, die größte Flotte unter den Banken. Branchen-Experten rechnen damit, dass die Maschinen der Banken künftig immer weniger für private Flüge der Chefs genutzt werden. Doch eines ist klar: Zwischen beruflichen und privaten Flügen gibt es einen großen, grauen Bereich. Ist ein CEO, der mit Geschäftspartnern zum Golf-Wochenende fliegt, beruflich oder privat unterwegs?
Bailout-Kritiker fordern, dass sich die Banken umgehend einschränken. Und der Kongress zieht mit. Dass Standard-Argument der Banken, dass ihre CEOs aus Sicherheitsgründen privat fliegen müssten, entkräftet etwa der demokratische Abgeordnete Brad Sherman im Handumdrehen: "Banken-CEOs sind regelmäßig in der Öffentlichkeit, und da ist es weniger sicher als ausgerechnet in den Flughafen-Terminals."
In den Chef-Etagen wird man sich nun wohl neue Argumente ausdenken, die Privatjets zu rechtfertigen. Denn auch inmitten der schwersten Finanzkrise lassen sich die CEOs ihren Luxus nicht nehmen - schon gar nicht vor Weihnachten.
Quelle: ntv.de