Marktberichte

Inside Wall Street Banken wieder in der Schusslinie

Es ist zurzeit wirklich nicht leicht, Verständnis für die amerikanischen Banken aufzubringen. Ungeachtet der Tatsache, dass sie größtenteils nur Dank des Milliarden-Einsatzes der Steuerzahler noch am Leben sind, betreiben sie eine Politik gegen den kleinen Mann. Milliarden-Boni und Luxus-Jets stehen auf der einen Seite, Filialschließungen und verweigerte Kredite auf der anderen.

(Foto: REUTERS)

Die jüngsten Meldungen aus dem Finanzsektor machen vor allem älteren Amerikanern zu schaffen. Die haben es zurzeit ohnehin nicht leicht, denn sie sorgen sich - völlig zu Unrecht! - um ihre Krankenversicherung während der Rente. Völlig zu recht sorgen sie sich nun auch noch um ihre lokale Bank-Filiale. Denn die Unternehmen müssen sparen, und zwar an allen Ecken und Enden.

Gebeutelt von der Finanzkrise und gelähmt von den Verlusten mit Kreditkarten und Immobilien haben einige Branchenriesen beschlossen, ihr Filialnetz auszudünnen. Die Bank of America will ein Zehntel ihrer Häuser dicht machen, aber auch kleinere Unternehmen planen Schließungen. Die Superior Bancorp aus Alabama operiert künftig nur noch in 70 statt der bisherigen 77 Vertretungen und spart damit drei Mio. Dollar jährlich.

Dass die Banken sparen ist einerseits gut - andererseits setzt man wieder einmal an der falschen Stelle an. Die Betreibungskosten einer Filiale belaufen sich auf durchschnittliche 350.000 bis 400.000 Dollar, schätzen Branchen-Insider. Von den Boni einiger Top-Manager ließe sich also manche lokale Bank weiter finanzieren, was Entlassungen und eine weitere Belastung des Arbeitsmarktes verhindern würde. Noch wichtiger: Die Kundenversorgung wäre gewährleistet. In ihrer aktuellen Planung scheinen sich die Banken zu sehr darauf zu verlassen, dass Kunden auf Online-Banking und andere Hightech-Möglichkeiten umspringen. In Ballungszentren und bei jungen Kunden wird das so sein - bei den Alten nicht.

Die Filialschließungen sind nicht das einzige Ärgernis, mit dem die Banken in dieser Woche auffallen. Untersuchungen zeigen, dass ein Regierungsprogramm zur Vermittlung von Kleinkrediten an Selbständige und kleine Mittelständler nicht so gut anläuft wie gewünscht. Das 255 Mio. Dollar schwere Programm sollte eigentlich monatlich mindestens 10 000 Kredite in einer Höhe von durchschnittlich 35.000 Dollar möglich machen - vergeben werden zurzeit gerade einmal ein Zehntel.

Der Grund: Die Banken, die mit der Abwicklung beauftragt sind, haben wenig Interesse an kleinen Krediten über sechs Jahre, denn das Profitpotenzial ist gering. Der Aufwand bei der Kreditvergabe sei derselbe wie bei Großkrediten, meinen Insider, doch die Gewinne seien gering, wenn ein Kredit auf kurze Zeit zurückgezahlt werde. Wieder einmal stellen die Banken ihr Gewinnstreben über die Bedürfnisse der US-Wirtschaft.

Quelle: ntv.de

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