Marktberichte

Inside Wall Street Banker fürchten um Weihnachtsgeld

Wenn am Rockefeller Center der größte Tannenbaum New Yorks feierlich erleuchtet wird, beginnt in den USA offiziell die Weihnachtszeit. Von der angemessenen Besinnlichkeit ist natürlich nichts zu spüren: Die Verbraucher sind im Einkaufsstress, und an der Wall Street ängstigt man sich um die Boni.

Bei manchem Banker im New Yorker Finanzviertel wird Weihnachten in diesem Jahr etwas kleiner ausfallen. Denn inmitten einer massiven Finanzkrise mit Milliarden-Abschreibungen und Rekordverlusten für fast alle Häuser der Branche bleiben die Bonus-Ausschüttungen für die Mitarbeiter deutlich unter den Werten der Vorjahre.

Besonders hart dürfte es erwartungsgemäß all jene Banker treffen, die direkt mit Hypotheken und mit Hypotheken-gesicherten Krediten handeln. Denn deren wilde Spekulationen haben die aktuelle Krise ausgelöst, entsprechend werden sie abgestraft: Der Durchschnittsbonus fällt von zwei Mio. Dollar genau die Hälfte, in vielen Fällen sollen die Zahlungen um bis zu 60 Prozent gekürzt werden.

Damit alleine lassen sich die Verluste der Branche wohlgemerkt nicht wettmachen. Immerhin haben die großen amerikanischen Finanzhäuser bisher Abschreibungen von rund 40 Mrd. Dollar eingestanden und dürften damit noch nicht am Ende sein. Entsprechend wird auch in anderen Abteilungen gespart. Kredit-Vermittler dürften ihre Boni um 35 Prozent gekürzt bekommen, Mitarbeiter im Fixed Income um bis zu 20 Prozent. Diese Statistiken meldet die Options Group, die alljährlich über die Ausschüttungen an der Wall Street Buch führt.

Andererseits gibt es durchaus Banker, deren Boni inmitten der Finanzkrise dennoch steigen dürften. Wer im Rohstoff-Sektor arbeitet, hat ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr hinter und ein entsprechend dickes Weihnachtsgeld vor sich. Und die Spezialisten für Merger und Übernahmen freuen sich ebenfalls auf steigende Zahlungen, denn mit Unternehmensdeals in Höhe von mehr als 21 Mrd Dollar in diesem Jahr zeigt sich ihr Geschäft stabil.

Nicht nur zwischen den einzelnen Sektoren gibt es Unterschiede, sondern auch von Haus zu Haus. Goldman Sachs steht erwartungsgemäß an der Spitze der Bonus-Pyramide. Das Traditionshaus ist besser durch die Finanzkrise geschifft als alle Konkurrenten; mit geschickt platzierten Shorts hat man von den dramatischen Einbrüchen der Subprime-Kredite sogar profitiert. Bei Goldman Sachs werden entsprechend zu Weihnachten Boni über insgesamt 20 Mrd. Dollar ausgeschüttet - das entspricht mehr als der Hälfte aller Wall-Street-Zahlungen und dem zweifachen des Bruttoinlandsprodukts von Jamaica.

Da mag manch ein Banker neidisch auf den Kollegen bei Goldman Sachs sein, und das beunruhigt die Konkurrenten. Entsprechend achtet man darauf, dass die eigenen Boni nicht allzu steil fallen - Hand auf's Herz: Der Subprime-Broker kommt mit einem auf 1 Mio. Dollar halbierten Bonus noch recht gut weg. Außerdem wird ein größerer Teil des Bonus als bisher in Aktien statt in Cash gezahlt. Das soll Top-Banker im Unternehmen halten und einen Brain Drain vor allem bei den Häusern verhindern, die ihre Spitzenleute am dringendsten brauchen, um im nächsten Jahr aus der Krise zu finden.

Quelle: ntv.de

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