Inside Wall Street Beim königlichen Schatzmeister
12.08.2009, 19:58 Uhr
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die Finanzkrise in den USA lässt sich durch drei Buchstaben erklären: AIG. Die American International Group, früher ein Dow-notierte Assekuranzriese und heute nur dank Milliarden-Zahlungen des Steuerzahlers überlebensfähig, bemüht sich allerdings um gute Nachrichten. Man blickt auf einen Quartalsgewinn, hat einen neuen CEO - doch schon wieder droht ein PR-Desaster.
Dabei machte die Ernennung von Robert Benmosche zunächst positive Schlagzeilen. Mit dem 65-Jährigen hat sich AIG einen der führenden Köpfe der Branche ins Haus geholt. Benmosche, der acht Jahre lang CEO von MetLife war und in dieser Zeit die Versicherung von einem Mitgliedschaftsmodell in einen Börsenriesen wandelte, gilt unter Headhuntern als eine "fast schon weise Besetzung" des Chefsessels.
Wie weise, das zeigt sich allerdings bereits in den ersten Tagen nach Benmosches Dienstantritt. Kaum im Büro verabschiedet sich der als Retter eingeflogene Experte nämlich für einen zweiwöchigen Urlaub nach Kroatien.
Dort besitzt er ein Haus, das er vor einigen Jahren stolz dem Wirtschaftsmagazin Forbes zeigte. Die Villa mit rund 800 Quadratmetern Wohnfläche, zu der drei weitere Gebäude und rund 50 Meter Privatstrand gehören, liegt nahe Dubrovnik und wurde 1934 für den Schatzmeister des jugoslawischen Königs gebaut. "Es ist atemberaubend", schwärmt Benmosche. "So etwas finden sie sonst nirgends auf der Welt."
Atemberaubend ist allerdings auch, dass Benmosche sich bereits in den ersten Tagen im neuen Job für dermaßen entbehrlich hält. Dass er nur "eine Stunde Flugzeit von den meisten europäischen Zentren" entfernt ist und Italien mit einem kurzen Fähren-Trip über die Adria erreichen kann, dürfte seine Mitarbeiter - und den Steuerzahler als Haupteigner von AIG - nicht beruhigen.
"Es ist wahrscheinlich nicht der beste Zeitpunkt für einen Urlaub", meint auch Steven Seiden, dessen New Yorker Agentur auf die Vermittlung von Top-CEOs spezialisiert ist. Selbst wenn Benmosche in Kroatien erreichbar sei und per Telefon, Email und Internet in alle wichtigen Prozesse bei AIG eingebunden sein könnte, sei die Reise "aus der Sicht der Öffentlichkeit nicht weise gewählt".
AIG schuldet der US-Regierung zurzeit mehr als 180 Mrd. Dollar.
Quelle: ntv.de