Marktberichte

Dax-Vorschau Börsen spielen die Deflationskarte

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(Foto: REUTERS)

Die Börsen laufen wieder heiß. Das Thema Ukraine ist - vorerst zumindest - abgehakt. Investoren setzen stattdessen auf Konjunkturimpulse von der Europäischen Zentralbank.

Trotz der Krim-Krise scheint der Frankfurter Aktienmarkt nur eine Richtung zu kennen: nach oben. In der kommenden Woche sehen Beobachter die Chance auf Rekordstände im deutschen Leitindex Dax - wenn die Bedingungen stimmen. Unterstützung könnte von der Europäischen Zentralbank und vom amerikanischen Arbeitsmarkt kommen. Am Freitag hatte der Dax 1,4 Prozent auf 9587 Punkte gewonnen. Auf Wochensicht legte der Index damit um 2,6 Prozent zu.

Jeder Kursrücksetzer werde von Investoren schon seit längerer Zeit als Einstiegsmöglichkeit wahrgenommen, sagte Daniel Saurenz von Feingold Research. Die 10.000 Punkte seien für den Dax nicht mehr weit. "Mit Rückenwind von der Konjunkturseite und passablen Aktienbewertungen in Europa könnte er dieses Ziel schon vor Ostern anpeilen", ergänzte er.

Was macht die EZB?

Ein entscheidendes Wort mitreden dürfte dabei EZB-Präsident Mario Draghi am kommenden Donnerstag. Dann entscheidet die Zentralbank über die Geldpolitik. Einige Ökonomen befürchten derzeit, dass die Eurozone in eine deflationäre Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Nachfrage abgleitet. In Spanien ging die Teuerung im März auf 0,2 Prozent zurück, auch in Deutschland hatte sich die Teuerung abgeschwächt.

Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Angesichts dieser Preisschwäche können an den Finanzmärkten die Inflationserwartungen für die gesamte Eurozone nach unten geschraubt werden. "Ein Szenario, das die EZB mit allen Mitteln bekämpfen wird", wie Annalisa Piazza vom Broker Newedge sagt. Gehen Verbraucher und Unternehmen von fallenden Preisen aus, halten sie sich mit Käufen und Investitionen zurück. Die ohnehin wackelige Erholung der Konjunktur droht zu versanden.

Am Montag werden Daten zur Inflation in der Eurozone veröffentlicht. Analysten erwarten im Schnitt, dass diese im März bei 0,6 Prozent und damit deutlich unter dem von der EZB angepeilten Ziel von knapp 2 Prozent liegen wird. Im November hatten die Währungshüter den Leitzins nach dem Rückgang der Teuerung in den 17 Euro-Ländern auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gekappt.

Zuletzt hatten die Stimmen, die sich eine weitere Lockerung der Zinsen oder zusätzliche Instrumente wie massive Wertpapierkäufe vorstellen können, im EZB-Rat wieder zugenommen. Selbst Bundesbankpräsident Jens Weidmann schließt massive Wertpapierkäufe durch die Zentralbank nicht mehr kategorisch aus.

"Erfüllt sich die Markterwartung und bleibt der disinflationäre Trend bestehen, dürfte das Mario Draghi und Kollegen nicht erfreuen", vermutete das Bankhaus Metzler. Es werde Draghi zu "deutlichen Worten" veranlassen. Die Reaktion am Devisenmarkt auf die gesunkenen Verbraucherpreise in Spanien zeige, wie sensibel Inflationsdaten derzeit aufgenommen werden: "Der Euro/Dollar ist sogleich kräftig gefallen", stellt die Bank fest. In nur 15 Minuten büßte der Euro am Freitag fast einen halben US-Cent ein.

Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die EZB nun weitere stützende Maßnahmen ergreift, ist damit laut Experten gestiegen. Noch billigeres Geld von der EZB würde nach Ansicht von Händlern auch die Aktienkurse weiter nach oben treiben.

Einige Anleger fürchten eine Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Russland, die in der Wirtschaft des Landes deutliche Spuren hinterlassen dürften. Bislang haben die USA und die EU wegen der Krim-Krise Reisebeschränkungen verhängt und die Konten einiger Dutzend Personen aus dem Umfeld des russischen Präsidenten Wladimir Putin eingefroren.

Blick über den Atlantik

Neben der EZB und der Krim rückt auch die US-Konjunktur im Fokus. Zuletzt hatten die wieder besseren Wirtschaftsdaten Hoffnungen auf eine nachhaltige Erholung der amerikanischen Konjunktur geschürt. In der neuen Woche stehen unter anderem der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe (Dienstag), die Auftragseingänge in der Industrie (Mittwoch) und der offizielle Arbeitsmarktbericht der US-Regierung (Freitag) an. Analysten gehen für März von einem Anstieg auf 195.000 Stellen aus - im Vormonat hatten die amerikanischen Firmen 175.000 neue Jobs geschaffen. Nach dem Abebben der Kältewelle in den USA sei wieder ein stärkeres Beschäftigungsplus als in den vergangenen Monaten zu erwarten, prognostizierte Commerzbank-Analyst Christoph Balz.

Sollte es am US-Arbeitsmarkt weiter bergauf gehen, dürften Investoren dies laut Börsianern als Signal werten, dass die US-Notenbank Fed ihre milliardenschweren Anleihenkäufe wie geplant im Herbst beenden wird. Die Fed hatte zu Jahresbeginn damit begonnen, ihr monatliches Wertpapierkaufprogramm zu drosseln. Eine Zinserhöhung wird ungefähr in einem Jahr erwartet.

Als weitere wichtige Daten dürften sich Anleger für Dienstag noch die chinesischen und europäischen Einkaufsmanagerindizes sowie die deutschen Arbeitslosenzahlen vermerkt haben.

Auf Unternehmensseite dürfte die Deutsche Post die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen. Post-Chef Frank Appel will am Mittwoch neue strategische Ziele präsentieren. Mit Spannung dürften Investoren auch auf die Aktien der Lufthansa schauen. Die Piloten wollen von Mittwoch 00.00 Uhr bis Freitag 23.59 Uhr einen Arbeitsausstand an, um den Druck im Tarifkonflikt mit Europas größter Fluglinie zu erhöhen. Sie verlangen für mehr Geld und die Beibehaltung einer betriebsinternen Frührente.

Am Montag präsentieren unternehmen aus der zweiten Reihe endgültige Geschäftszahlen. Das sind QSC aus dem TecDax sowie Wacker Neuson und Grammer aus dem SDax.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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