Dax-Vorschau Börsianer fürchten Steinschlag
19.05.2013, 11:50 Uhr
(Foto: dpa)
Die Aktienmärkte scheinen derzeit nur die Richtung nach oben zu kennen. Doch nach dem steilen Kletterkurs der vergangenen Wochen halten Analysten Rückschläge beim Dax und auch dem Dow Jones für möglich. Im Blickpunkt der Börsianer stehen vor allem Zentralbanken.
Auf dem Weg zu neuen Höchstständen müssen die Aktienanleger kommende Woche in Europa und den USA zwei Klippen umschiffen. Denn die Spekulationen auf eine Straffung der lockeren Geldpolitik in den USA und ein stotternder Konjunkturmotor in Deutschland haben den Optimisten unter den Investoren etwas Wind aus den Segeln genommen. Umso sehnsüchtiger warten Anleger auf die Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch und den Ifo-Geschäftsklima-Index am Freitag.
Viele Marktteilnehmer fragen sich, wie weit die Rekordjagd noch gehen kann, die den Dax zuletzt auf bis zu 8408 Punkte getrieben hatte. Auf Wochensicht verzeichnete der deutsche Leitindex ein Plus von 1,4 Prozent.
"In der Summe spricht wenig für einen Gipfelabstieg, aber mit Steinschlag sollte gerechnet werden", fasst es Marktstratege Hans-Jörg Naumer von Allianz Global Investors zusammen. Es fehle die letzte Überzeugungskraft für den Aufschwung, was durch die niedrigen Umsätze an den Börsen bestätigt werde. "Kursgewinne können letztlich nur auf harten Daten fundamental gut abgesichert sein, nicht auf Zentralbankgeld alleine." Rücksetzer schließt Naumer deshalb nicht aus.
Wie es weitergeht mit der Geldflut der Zentralbanken könnte sich schon am Mittwoch zeigen. Dann legen die Bank of England und die japanische Notenbank ihren weiteren Kurs fest. Vor allem aber veröffentlicht die US-Notenbank am Abend ihre Protokolle über die vorige Sitzung des Offenmarktausschusses. Zuletzt hatten mehrere Fed-Mitglieder dafür plädiert, die Anleihenkäufe von aktuell 85 Mrd. Dollar pro Monat noch in diesem Jahr zurückzufahren oder gar ganz einzustellen. Die Äußerungen sorgten prompt für fallende Kurse an den Aktienmärkten und steigende Notierungen beim Dollar. Bevor die Fed-Protokolle veröffentlicht werden, nimmt Notenbankchef Ben Bernanke am Mittwochnachmittag vor dem Wirtschaftsausschuss des US-Kongresses Stellung zur Geldpolitik seines Hauses. Zur Debatte könnte dabei auch stehen, ob Bernanke bereit ist, eine dritte Amtszeit ab Januar 2014 zu übernehmen.
Neben der Fed ist auch die deutsche Konjunktur für Anleger zum unsicheren Kantonisten geworden. In der abgelaufenen Woche enttäuschte Europas Konjunkturlokomotive mit einem Mini-Wachstum ihrer Wirtschaft. Am kommenden Freitag steht dann eine ganze Reihe von Daten an, die Aufschluss über die Lage geben sollen. Beim Ifo-Geschäftsklimaindex für Mai rechnet Postbank-Analyst Heinrich Bayer mit einem Rückgang um 0,2 auf 104,2 Punkte. Damit wäre die Stimmung nach Bayers Einschätzung aber weiterhin auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Ebenfalls am Freitag stehen der GfK-Konsumklimaindex für Juni sowie die detaillierten Daten zum Bruttoinlandsprodukt Deutschlands im ersten Quartal an. Schon am Donnerstag werden die Markit-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und die Eurozone veröffentlicht.
Vom Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Mittwoch sind nach Ansicht der Analysten von Credit Suisse keine großen Neuigkeiten zu erwarten. Die Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums sollte aber einmal mehr deutlich angesprochen werden.
Deutsche Bank stellt sich Aktionären
Auf Unternehmensseite dürfte nach Pfingsten erst einmal Ruhe einkehren, da die Berichtssaison spürbar abebbt. Am Dienstag könnte mit den Jahreszahlen von Vodafone und dem Quartalsergebnis von Hewlett-Packard zumindest etwas Bewegung in den Markt kommen. Bei Vodafone dürften Börsianer aufmerksam auf Hinweise achten, ob der britische Mobilfunkriese seine milliardenschweren Anteil an Verizon Wireless an den bisherigen Partner Verizon Communications verkauft. Hewlett-Packard wiederum kann seinen Anteilseignern wohl nur wenig Erfreuliches mitteilen, da der weltgrößte PC-Hersteller gegen die immer härter werdende Konkurrenz von Smartphones und Tablets kämpft. Zuletzt hatte der Rivale Dell einen Gewinneinbruch von fast 80 Prozent im ersten Quartal vermeldet.
Hierzulande steht am Donnerstag die Hauptversammlung der Deutschen Bank auf dem Programm. Die Aktionäre haben über die neue Vergütungsverordnung für die Mitarbeiter des deutschen Branchenprimus zu befinden. Die Anteilseigner erhoffen sich zudem Hinweise auf den Geschäftsverlauf im zweiten Quartal.
Am Mittwoch findet eine Versammlung für die Gläubiger des angeschlagenen Solarkonzerns Solarworld statt. Dort will das Unternehmen seine Sanierungspläne erläutern.
Quelle: ntv.de, nne/Tom Körkemeier, rts