Marktberichte

Dax-Vorschau Börsianer wittern Morgenluft

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(Foto: AP)

Nach seinem starken Jahresauftakt dürfte der deutsche Aktienmarkt nach Einschätzung von Börsianern wohl einen Gang herunterschalten. Obwohl Griechenland im Speziellen und Euro-Schuldenkrise im Allgemeinen nach wie vor ungelöst sind, hoffen mancher Anleger, dass die Stimmung so positiv bleibt.

Trotz der weiter schwelenden Euro-Schuldenkrise kehrt die Zuversicht der Anleger nach Einschätzung von Analysten Schritt für Schritt zurück. Nach dem jüngsten Höhenflug rechnen die Experten damit, dass die Aktienmärkte ihre Kursgewinne in der neuen Woche verteidigen können.

In der vergangenen Woche hat der Dax 4,3 Prozent gewonnen. Seit Jahresbeginn summiert sich das Plus damit auf rund acht Prozent - Balsam für die Seelen der Anleger, die das vergangene Jahr nach rasantem Auf und Ab mit einem deutlichen Minus beendet hatten. Von ungefähr kommt der jüngste Kursauftrieb aber nicht: Die Europäische Zentralbank hat mit dem Griff in die Trickkiste den Liquiditätsengpass einiger Eurostaaten wie auch Banken den wichtigen Faktor Zeit zur Verfügung gestellt.

EZB hilft nach

Die Kursgewinne der deutschen und europäischen Aktien sind mit der deutlichen Entspannung am europäischen Anleihenmarkt einhergegangen. Triebfeder der liquiditätsgetriebenen Erholung sind die Milliarden, die die Europäische Zentralbank mit dem Tender mit einer Laufzeit von drei Jahren in das Europäische Bankensystem gepumpt hat. Erst ein Bruchteil dieser Gelder wurde bisher ihrer Bestimmung zugeführt. Ein Blick in die Konten der Europäischen Zentralbank zeigt, dass die Banken dort weiterhin 420 Mrd. Euro parken. Ein großer Teil davon dürfte auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten sein.

Doch es gibt auch fundamentale Gründe für eine Entspannung, nämlich von der Konjunkturseite. Die befürchtete harte Landung der chinesischen Volkswirtschaft scheint auszubleiben. In den USA gibt es unverändert gute Daten vom Arbeitsmarkt, die sich mittelfristig in der Nachfrage nach Häusern und Konsumgütern niederschlagen wird. Für die Global Player aus Deutschland sind dies gute Nachrichten. Denn die europäische Nachfrage nach Gütern "Made in Germany" beginnt zu schwächeln.

Kurse billig oder nur niedrig?

Dieses Umfeld bietet einen guten Nährboden für weiter steigende Kurse am deutschen Aktienmarkt. Die Risikoprämie, die Anleger in den vergangenen Monaten von deutschen und europäischen Aktien gefordert haben, sollte schmelzen. Ein Rückblick auf die Bewertungen zeigt, dass die europäischen Aktien innerhalb des betrachteten Zeitrahmens von 32 Jahren nur in acht Prozent dieser Zeit so niedrig bewertet waren, wie momentan. Neue Aufschlüsse über die aktuelle Bewertung der deutschen Aktien liefert die Berichtssaison, die ab kommender Woche stärker in den Fokus rücken dürfte.

"Ich bin verhalten optimistisch, dass wir das Schlimmste hinter uns haben", resümiert Wolfgang Duwe, Aktienstratege bei der Bremer Landesbank. Ähnlich zuversichtlich äußert sich auch Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank. "Es dürfte in der neuen Woche an den Märkten stabil bleiben, vielleicht sogar noch einen leichten Tick nach oben geben", prognostiziert er. "Die Lage hat sich etwas beruhigt, dazu haben auch die erfolgreichen Anleiheplatzierungen von Euroländern beigetragen."

Damoklesschwert Schuldenkrise

Ein Störfaktor ist aber nach wie vor noch nicht ausgeräumt, da sind sich die Fachleute einig: Die Schuldenkrise dürfte noch eine ganze Weile die Großbaustelle Europas bleiben und Politiker, Anleger und Analysten weiter beschäftigen. Auch wie es mit dem Dauer-Sorgenkind Griechenland weitergeht, ist noch nicht klar. Die Experten von der Landesbank Berlin mahnen angesichts der Unsicherheiten auch zur Vorsicht. "Schuldenkrise und Konjunkturausblick bergen weiterhin Abwärtspotenzial", warnen sie in einem Kommentar.

Um den Schuldnerstaat Italien wird es am Montag in Brüssel gehen. Dort stellt der italienische Ministerpräsident Mario Monti sein Reformpaket den Finanzministern der Euro-Zone vor. Am Dienstag treffen sich in der belgischen Hauptstadt dann die Finanzminister der Europäischen Union.

US-Bilanzsaison auf Hochtouren

Eine ganze Reihe namhafter US-Unternehmen präsentiert in der neuen Woche Ergebnisse, darunter der Internet-Konzern Yahoo und der Computerkonzern Apple (beide Dienstag). Aus Deutschland stehen am Dienstag die Quartalsergebnisse des Technologiekonzerns Siemens an. Einen Tag später folgt der Konsumgüterhersteller Beiersdorf.         

Auf der Konjunkturseite wird das Stimmungsbarometer des Ifo-Institutes (Mittwoch) Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Analysten sagen für Januar einen leichten Anstieg auf 107,7 Punkte von 107,2 Zählern im Vormonat voraus. Aus den USA steht am Freitag die erste Schätzung für das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal 2011 an.

Am Mittwoch wird zudem die US-Notenbank Fed über die Zinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft entscheiden. Geldpolitische Schritte erwarten Analysten nicht.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

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