Marktberichte

Obama-Party vorbei Böses Erwachen in Asien

Auf die Obama-Rally vom Mittwoch folgte am Donnerstag an den asiatischen Börsen die Ernüchterung. In den USA war bereits der Dow Jones Index um mehr als 5 Prozent gefallen. Schwache Daten aus dem US-Dienstleistungssektor und vom dortigen Arbeitsmarkt haben den Realitätssinn der Marktteilnehmer auch in Asien wieder geschärft. Verschiedene Händler erklärten allerdings auch, dass die heutigen Gewinnmitnahmen nach den erheblichen Kursgewinnen der vergangenen Tage nur allzu verständlich seien.

In Japan rutschte der Nikkei 225 um 6,5 Prozent auf 8899 Punkte ab. Die Umsätze blieben aber vergleichsweise gering. Der breitere Topix verlor 6,0 Prozent auf 909 Zähler. Für Gewinnmitnahmen sorgte vor allem der gegenüber dem US-Dollar wieder gestiegene Yen. In Folge dessen wurden die Exportwerte in die Mangel genommen. Canon rutschten um 12,6 Prozent ab; Sony verbilligten sich um 11,1 Prozent und Panasonic um 8,5 Prozent. Sanyo Electric knickten um 9,3 Prozent ein, obwohl derzeit viele Marktteilnehmer mit einer baldigen Übernahme des Elektronikkonzerns durch Panasonic rechnen. Im Autosektor brachen Toyota Motor um 10,6 Prozent ein. Der Autokonzern gab anschließend nach Börsenschluss eine massive Gewinnwarnung ab. Isuzu Motors rutschten sogar um 20,7 Prozent ab; Honda Motor verbilligten sich um 9,8 Prozent und Mazda Motor um 9,7 Prozent. Auch der normalerweise eher defensive Pharmasektor kam nicht ungeschoren davon. Hier gingen etwa Takeda um 5,7 Prozent nach unten, Astellas Pharma verloren 5,0 Prozent.

In Südkorea gab der Kospi 7,6 Prozent auf 1092 Zähler ab. Auch hier wirkten sich insbesondere die schwachen US-Vorgaben negativ aus. Daneben konnte auch die Erwartung einer Leitzinssenkung in Südkorea am Freitag den Markt kaum noch stützen. Die Marktteilnehmer waren allgemein der Überzeugung, dass ein solcher Schritt der Notenbank die allgemeine Wirtschaftsflaute kurzfristig kaum positiv beeinflussen werde. Unter Beschuss standen unter anderem die Bankenwerte, die sich in den vergangenen Tagen besonders gut entwickelt hatten. Hier knickten KB Financial um 14,8 Prozent ein, Shinhan Financial verbilligten sich um 9,2 Prozent. Ebenfalls gemieden wurden die Titel aus der Stahl- und Autoindustrie. Analysten befürchten zunehmend, dass die neue US-Regierung von Barack Obama das Handelsabkommen mit Südkorea unvorteilhaft modifizieren werde, um die notleidende US-Autobranche zu unterstützen. Hyundai Motor verloren angesichts dessen 10,6 Prozent, Hyundai Steel gaben 15,0 Prozent und Posco 10,6 Prozent ab. Unter den Schiffsbau-Werten fielen Hyundai Heavy Industries um 14,9 Prozent und Samsung Heavy Industries um 14,8 Prozent. Zu den wenigen Kursgewinnern gehörte die Aktie von KT&G, die sich um 1,1 Prozent verbesserte. Die Titel des Tabak-Monopolisten werden gemeinhin als sicherer Hafen in Krisenzeiten angesehen.

Auch in Hongkong fanden in beträchtlichem Umfang Gewinnmitnahmen statt. Dies brachte den Hang Seng Index um 7,08 Prozent nach unten auf 13.790 Stellen. Die Abschlagswelle erfasste den gesamten Markt. Die zyklischen Werte, die sich in den letzten beiden Wochen gut erholt hatten, kamen allerdings besonders unter die Räder. So knickten unter anderem die Titel aus dem chinesischen Finanzsektor ein. Hier verloren ICBC 8,4 Prozent und Bank of China 8,1 Prozent. Die Aktie des Versicherungsriesen China Life ging um 7,6 Prozent nach unten. Daneben verbilligten sich Cheung Kong um 7,2 Prozent und Henderson Land um 6,2 Prozent, nachdem Morgan Stanley ihre Kursziele für den Hongkonger Immobiliensektor nach unten gesetzt hatten. Die Aktie der Airline Cathay Pacific brach nach einer Gewinnwarnung um 14,3 Prozent ein. Die Papiere aus dem Rohstoffsektor litten unter den deutlich zurückgekommenen Rohstoffnotierungen. Hier verbilligten sich PetroChina um 7,8 Prozent und CNOOC um 5,8 Prozent. CNOOC waren zuvor außerdem von Credit Suisse auf "neutral" abgestuft worden.

In Taiwan fiel der TAIEX um 5,71 Prozent auf 4694 Zähler. Dies war zum einen der Asien weiten Tendenz zu Gewinnmitnahmen geschuldet; zum anderen machten sich die Anleger Sorgen um mögliche Missstimmigkeiten zwischen der Regierung und der derzeit anwesenden Delegation aus der Volksrepubik China. Zwar waren zu Beginn der Woche wegweisende Abkommen für einen Ausbau der direkten Verkehrsverbindungen zwischen Taiwan und China abgeschlossen worden. Am Mittwoch kam es dann aber zu antichinesischen Demonstrationen während eines Staatsbanketts. Zahlreiche Titel fielen um die in Taipeh maximal möglichen 7 Prozent. Dazu gehörten etwa im Technologiesektor unter anderem AU Optronics sowie die Halbleiter-Unternehmen MediaTek und Taiwan Semiconductor. Im Bankensegment gaben etwa Cathay Financial und Shin Kong Financial 7 Prozent ab. Sehr schwach zeigte sich auch der Bausektor, wo Taiwan Cement und Asia Cement jeweils um 7 Prozent abrutschten. Einige Titel aus dem Verkehrs- und Transportsegment konnten sich allerdings dem allgemeinen Abwärtstrend entgegenstemmen. So legten Evergreen Marine 1,8 Prozent zu; EVA Air stiegen um 2,9 Prozent.

In China fiel der Shanghai Composite Index um 2,44 Prozent auf 1717 Zähler; der Shanghai A-Share Index gab 2,44 Prozent auf 1804 Zähler ab.

Quelle: ntv.de

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