Marktberichte

Inside Wall Street Burger statt Steak

Die Amerikaner sparen. Nicht nur beim Einkaufen, sondern auch beim Essen. Statt ins Steakhaus geht es zu McDonald's, statt Steak gibt es Hamburger. Das hat teure Auswirkungen auf die Mastbetriebe. Denn Filet und Bulette kommen nicht vom selben Tier, wie oft vermutet wird.

Amerikanische Steaks haben nicht umsonst einen besonders guten Ruf in der ganzen Welt. Abgesehen von Modeerscheinungen wie dem japanischen Kobe gelten Steaks aus der Prärie seit jeher als die besten und das hängt mit der Ernährung der Rinder zusammen. Anders als in Europa werden die Tiere in den USA nämlich ein Leben lang auf ihre spätere Verwendung vorbereitet: Während Burger-Lieferanten zunächst Milch geben und grasen, werden künftige Steaks in Mastbetriebe verfrachtet, wo sie mit Getreide gemästet werden.

Diese Mastbetriebe, hunderte in den USA, sind jetzt in Schwierigkeiten, denn ihr qualitativ hochwertiges und entsprechend teures Erzeugnis ist plötzlich nicht mehr gefragt. Tiere werden mit einem Pro-Kopf-Verlust von rund 200 Dollar verkauft. Für die Branche, die jede Woche 550.000 Rinder verarbeitet, bedeutet das einen Wochenverlust von 110 Mio. Dollar. „Es wird mindestens bis Mitte 2010 dauern, die bisherigen Verluste wett zu machen, fürchtet Jim Robb, ein auf Rinder spezialisierter Branchenanalyst.

Dabei ist eine sofortige Erholung keineswegs abzusehen. Im Gegenteil: Restaurants haben immer mehr Schwierigkeiten, ihre teuren Steaks abzusetzen. Qualitätsketten lassen sich ständig neue Marketing-Tricks einfallen, um den Kundenverkehr stabil zu halten. Beim „Outback Steakhouse gibt es zur Zeit etwa „15 Essen unter 15 Dollar, denn die Berater haben herausgefunden: Die Zahl der Amerikaner, die aus Lust und Genuss ins Restaurant gehen, ist rückläufig; die Zahl derer, die wegen eines Sonderangebots kommen, ist um 6 Prozent gestiegen.

Solche Aktionen helfen den Restaurants, mindern aber den Preisdruck auf die Mastbetriebe nicht. Die ersten haben bereits geschlossen. Der Branchenriese AzTx Cattle in Texas will von fünf auf vier Betriebe verringern, Entlassungen sind nicht zu vermeiden. Für Brancheninsider ist vor allem schmerzlich, dass die Nöte der Branche am Verbraucher weitgehend unerkannt vorbeigehen. „Die Leute essen ja weiterhin Fleisch, weiß Analyst Robb. „Sie wissen nur nicht, dass Qualitätsfleisch eine ganz andere Herkunft hat als Gehacktes.

Denjenigen, die dem guten Steak in der Krise und darüber hinaus treu bleiben, drohen höhere Preise, sobald in einem besseren wirtschaftlichen Umfeld die Nachfrage anzieht. Denn die kann von einer kleineren Anzahl von Mastbetrieben wohl nicht mehr gedeckt werden. Eine gute Nachricht ist das allerhöchstens für ein paar Rinder, die dann dem Schlachterbeil entgehen und ihr Dasein auf den grünen Wiesen im Mittleren Westen fristen dürfen.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen