Marktberichte

Inside Wall Street Chancen in der Krise

Seit Anfang des Jahres hat die amerikanische Konjunktur fast zwei Millionen Jobs abgebaut; der Arbeitsmarkt in den USA ist damit so schwierig wie seit 15 Jahren nicht mehr. Doch nicht in allen Branchen sind die Aussichten düster: Ein Blick zwischen die Zeilen der jüngsten Statistik zeigt, dass es hier und da doch Chancen gibt.

Neue Arbeitsplätze werden zurzeit etwa im Bereich der Erziehung und Ausbildung geschaffen. Fast 10.000 waren es allein im November, in den nächsten Monaten dürfte die Branche weiter boomen - was man vor allem der miesen Situation in anderen Sektoren zu verdanken hat. Denn die zwingt immer mehr Amerikaner dazu, umzuschulen oder sich weiterzubilden. Viele Amerikaner drängen zurück in die Schulen, um höhere Abschlüsse zu machen. Andere buchen Lehrgänge, um Zusatzqualifikationen zu erlangen.

Und die Politik gibt dem Sektor Rückhalt: Für die Obama-Regierung hat Bildung hohe Priorität. Das heißt, dass man nicht nur Initiativen von Schulen und Universitäten fördern, sondern auch deren Finanzierung unterstützen wird. Experten rechnen damit, dass Washington dafür sorgen wird, dass der Bildungssektor einer der ersten ist, der von wieder erstarkten Kreditmärkten profitieren dürfte - wenn der aktuelle Crunch überstanden ist.

"Baby Boomer" gehen in Rente

V öllig unabhängig von der Konjunktur ist auch der Gesundheitssektor, in dem allein im November 34.000 neue Stellen entstanden sind. Fast 370.000 neue Jobs werden für das laufende Jahr verbucht. Neue Arbeitskräfte werden immer gesucht, zumal die Generation der "Baby Boomer" ins Rentenalter kommt. Zudem steigt allgemein die Lebenserwartung der Bevölkerung, womit Krankenhäuser und Pflegedienste langfristig gefragt sein werden.

Das Krankenpflege-Programm der renommierten Columbia University in New York verzeichnet jüngst einen Anstieg von Bewerbungen um 50 Prozent. Dass viele ausgebildete Kräfte nachher nicht übernommen werden könnten, gehört nicht zu den Sorgen der Akademie; immerhin suchen nicht nur Ärzte, Krankenhäuser und ähnliche Dienste Nachwuchs, sondern auch die Pharma-Industrie, die ihrerseits krisenresistent ist.

Buchhalter gesucht

Interessanterweise gibt es aber auch in der Finanzbranche Jobs, die immer mehr nachgefragt sind: die Buchhalter. Zurzeit profitiert die Sparte von einem doppelten Boom: Saisonal geht es zum Jahresende stets aufwärts, weil im ersten Quartal des nächsten Jahres die Steuern der Amerikaner fällig werden und zig Millionen von Steuerbescheiden zu erstellen und zu überprüfen sind.

Außerdem profitiert die Branche direkt von der Finanzkrise. Umfragen zeigen, dass zahlreiche Unternehmen engagierter denn je Kosten sparen wollen und daher strenge finanzielle Kontrollen intern ausbauen. Wer Zahlenkolonnen überprüfen und interpretieren kann, wer sich mit Hintertürchen im Steuergesetz auskennt, und wer seinem Arbeitgeber damit Einsparungen bringen kann, der wird im aktuell schwachen wirtschaftlichen Umfeld Chancen haben.

Das heißt nicht, dass sich die Krise in Konjunktur und Arbeitsmarkt entspannt. Allgemein - also abgesehen von den wenigen, handverlesenen Wachstumssektoren - droht in Amerika weiterer Stellenabbau über Monate.

Quelle: ntv.de

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