Zahlen und Worte China und Bernanke weisen den Weg
13.07.2013, 15:37 Uhr
Es ist wieder soweit: Fed-Chef-Chef Ben Bernanke tritt vor den US-Kongress.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am Mittwoch ist es wieder soweit: Die Anleger hängen an den Lippen von US-Notenbank-Chef Ben Bernanke, wenn dieser vor dem US-Kongress auftritt. Zuvor gibt die Konjunktur-Lok China ihr Wirtschaftswachstum bekannt. Darüber könnten dann fast zahlreichen Unternehmenszahlen in den Hintergrund treten. Grundsätzlich bleibt die Stimmung an den US-Börsen aber freundlich.
Die Kauflaune an der New Yorker Wall Street dürfte auch in der kommenden Woche für steigende Kurse sorgen. Grund ist das Bekenntnis von US-Notenbank und Europäischer Zentralbank (EZB) zu einer lockeren Geldpolitik. Einige Marktteilnehmer den Dow Jones bereits in Richtung eines neuen Rekordhochs marschieren. Auf Wochensicht legte der Dow-Jones-Index 2,1 Prozent zu. Der breiter gefasste S&P-500 kletterte sogar um 2,9 Prozent und ist damit nur noch 7 Punkte von seinem Rekordhoch vom 22. Mai entfernt. Die Technologiebörse Nasdaq legte um 3,5 Prozent. Am letzten Handelstag hielten sich etliche Investoren wegen der sich abzeichnenden Flut von Unternehmenszahlen zurück.
In der neuen Woche stehen zudem eine Reihe von Konjunkturdaten sowie der halbjährlichen Auftritt des US-Notenbankchefs Ben Bernanke vor dem US-Kongress am Mittwoch und Donnerstag im Fokus. Dabei rechnet Aktienstratege Tobias Basse von der NordLB damit, dass der Fed-Chef "sicher auf die Euphorie-Bremse treten" werde. Einerseits will die Notenbank einen allzu starken Kursrückgang am Aktienmarkt verhindern, weil die Entwicklung an der Wall Street direkten Einfluss auf das US-Konsumverhalten habe. Zugleich aber habe sie auch kein Interesse, die Kurse weiter anzufeuern. Bernanke müsse als "einen verbalen Spagat wagen".
Bereits zu Wochenbeginn geben einige Wirtschaftsdaten einen Einblick ins Innenleben der Konjunktur. "Die US-Wirtschaft profitiert von weiterhin recht soliden Zuwächsen des privaten Konsums und des Wohnungsbaus", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Balz. "Dies dürfte die Hauptbotschaft der nächste Woche anstehenden US-Daten sein."
Konjunkturmotor China stottert
Mit Blick auf die am Montag vorgestellten Einzelhandelsdaten rechnen Experten mit einem Plus von 0,6 Prozent im Vormonat auf nun 0,8 Prozent. Eine ähnliche Tendenz dürfte dann am Mittwoch aus den Zahlen zu den Baugenehmigungen und Wohnbaubeginnen abzulesen sein.
Dagegen kommen aus China wohl eher trübere Meldungen: Die Konjunktur scheint weiter an Fahrt zu verlieren, während die politische Führung des Landes versucht, den Umbau der Wirtschaft voranzutreiben und dabei auch ein schwächeres Wachstum in Kauf nimmt. Finanzminister Lou Jiwei überraschte am Freitag mit seiner Aussage, dass die Regierung auch damit leben könne, wenn die ausgerufene 7,5-Prozent-Zielmarke für das Gesamtjahr nicht erreicht werde. Die Hauptprobleme für China sind die schwache Nachfrage aus dem Ausland, insbesondere aus dem rezessionsgeplagten Europa, steigende Preise und Löhne sowie ein stärkerer Yuan.
Analysten sagen für das zweite Quartal eine Verlangsamung des Wachstums auf 7,5 Prozent im Jahresvergleich voraus, nach einem Plus 7,7 Prozent im ersten Quartal. Commerzbank-Experte Balz rechnet sogar nur mit 7,2 Prozent. "Eine steigende Verschuldung, zunehmende Sorgen wegen der extremen Luftverschmutzung und die wegen höherer Löhne sinkende Profitabilität der Industrie bremsen das Wachstum." Die Zahlen stehen am Montag auf der Agenda.
Flut an Unternehmenszahlen
Schließlich geht die in den USA die Bilanzsaison weiter. Allerdings betrachtet Nord-LB-Experte Basse die Zahlen aber prinzipiell als eher zweitrangig. "Große Kursbewegungen werden derzeit von Konjunkturdaten und Geldpolitikern gemacht." Dieses Wechselspiel zwischen Wirtschaftsdaten und Aussagen zur künftigen Geldpolitik der Notenbanken wird noch einige Zeit anhalten, sagt ein anderer Marktteilnehmer. Denn der Übergang von der Notenbank-finanzierten Aufwärtsbewegung an den Börsen zu einem selbsttragenden Konjunkturaufschwung, der die Börsen steigen lässt, verläuft in der Regel holprig.
In der neuen Woche steht unter anderem die Finanzbranche im Rampenlicht. Mit Citigroup (Montag), Goldman Sachs (Dienstag), Bank of America (Mittwoch) und Morgan Stanley (Donnerstag) öffnet das Who's Who der US-Branche seine Bücher. Analysten rechnen allerdings wegen der hohen Nervosität an den Finanzmärkten, der Flaute im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen und anhaltend niedrigen Zinsen mit mauen Ergebnissen.
Der Donnerstag steht ganz im Zeichen des Technologiesektors. Dann wollen AMD, Google und Microsoft ihre Zahlen vorlegen. Das Vorspiel zu diesem Reigen liefert Intel. Der Chip-Hersteller hat die Veröffentlichung seiner Quartalsergebnisse für am Mittwochabend (MESZ) angekündigt.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/dpa/DJ