Inside Wall Street Das etwas andere Hilfspaket
15.01.2009, 21:14 UhrBarack Obama ist noch nicht im Amt, sein Stimulus-Paket für die amerikanische Konjunktur noch nicht beschlossen, da kurbelt der designierte Präsident die Wirtschaft schon auf ganz andere Weise an: Amerika strömt in die Läden und auf allerlei Webseiten, um Obama-Artikel zu kaufen. Bücher, T-Shirts, Sticker, Tragetaschen, Schmuck - es gibt nichts, was nicht mit "O" beklebt werden kann.
Nie zuvor in der Geschichte des hemmungslosen Ausschlachtens prominenter Gesichter haben die Kitsch- und Souvenirhändler in den USA ein solches Geschäft gemacht. Die Vermarktung von Barack Obama hat in den offensichtlichen Bereichen begonnen. Schon im Wahlkampf gab es T-Shirts und Pins zu kaufen, dazu die beiden erfolgreichen Bücher "Dreams from my Father" und "The Audacity of Hope". Beide Titel sind von den bestsellerlisten nicht wegzudenken, wenngleich diese wenige Tage vor der Amtseinführung von einem Comic angeführt werden: In der aktuellen Ausgabe von "Spiderman" - Nummer 583 - trifft der Superheld auf Barack Obama; das Heft ist landesweit ausverkauft.
Dafür gibt es genügend andere Artikel für Obama-Fans. Ein iPhone-Case, beispielsweise, für 19 Dollar, die Obama-Krawatte (17 Dollar), die Papiermaske mit Gummiband (75 Cent), den präsidialen Kühlschrank-Magneten (5,95 Dollar), die I-love-Obama-Kaffeetasse (9,99 Dollar), den Flachmann, die Grillschürze, die Wanduhr, das Hunde-Sweatshirt (21 Dollar in Pinscher-Größe), es gibt Obama-Bettwäsche, Partylichter, Christbaumkugeln, und geschützte drei Millionen weitere Artikel.
Zu den meist verkauften Artikeln gehören "streng limitierte" Wandteller; sie sind schrecklich kitschig und werden im Werbefernsehen von komplett unglaubwürdigen "Sammlern" gelobt. Es muss aber durchaus Amerikaner geben, die einen gülden umrahmten Obama-Teller an die Wohnzimmerwand klammern wollen. Der Einkaufsender HSN rechnet jedenfalls mit Umsätzen von bis zu 3 Millionen Dollar.
Mit dem Namen und Konterfei des designierten "Commander in Chief" wird allerdings nicht nur Krempel verhökert. Die Designerin Diane von Fürstenberg hat eine 70 Dollar teure Handtasche entworfen. Drucke des Graffiti-Künstlers Shepard Fairey, der das markante und allgegenwärtige blau-rote Image Obamas geschaffen hat, werden für tausende von Dollar gehandelt.
Auch große Unternehmen springen auf den Zug auf. "Change begins at home", mahnen gigantische Werbetafeln, die Ikea in den U-Bahnen aufgehängt hat und für neue Möbel wirbt. Das Obama-Motto "Hope" prangt ebenfalls auf Werbetafeln, wobei das "O" nicht mehr durch das Wahlkampfmotto ersetzt ist, sondern durch das kreisrunde Pepsi-Logo. Die Unternehmen können es sich leisten, mit dem prominentesten Ami aller Zeiten zu werben: Gewählte Volksvertreter verlieren ihre Namens- und Bildrechte, die an die Öffentlichkeit übergehen und kostenlos genutzt werden dürfen.
Den Wert der Marke Obama beziffern Experten vor der Amtseinführung auf mindestens 2 Milliarden Dollar, wobei mindestens zwei große Sektoren noch nicht berücksichtigt sind: Lebensmittel und Tourismus, wo Zahlen schwer zu greifen sind. Doch profitieren beide vom neuen Präsidenten. Reise-Anbieter organisieren etwa Touren nach Kenia, die mit dem Konterfei von Barack Obama beworben werden. Die kenianische Tourismusbehörde rechnet damit, im nächsten Jahr 15 Prozent mehr internationale Besucher zu sehen als sonst.
Und wer sich einen Trip nach Afrika nicht leisten kann, der gönnt sich vielleicht einen Drink. Bars in ganz Amerika bieten zur Zeit "Obamapolitans" und "Barackatinis" an. In einer Bar in Manhattan ist ein "Obamatini" für 15 Dollar der meist bestellte Cocktail.
Für die strauchelnde Restaurantbranche und die US-Konjunktur im Allgemeinen ist Barack Obama also bereits ein Segen - unabhängig von den Details eines noch zu beschließenden Stimulus-Pakets.
Quelle: ntv.de