Marktberichte

Dax-Vorschau Datenflut trifft Konjunkturskepsis

Eine interessante Woche mit Daten von allen Seiten steht den Aktienmärkten bevor. Mit einer Fülle an Informationen sowohl von Notenbanken und der konjunkturellen Seite, ergänzt um unzählige Quartalszahlen der Berichtssaison, wird es der Markt schwer haben, eine einheitliche Deutung zu finden.

(Foto: REUTERS)

Das Gegeneinander-Aufwiegen dieser zahlreichen Daten dürfte länger dauern als die verfügbaren fünf Handelstage. Kein technischer Analyst rechnet damit, dass der Dax die Marke von 6000 Punkten überwindet. 

Zweifel an der Nachhaltigkeit der konjunkturellen Entwicklung wird den deutschen Aktienmarkt nach Einschätzung von Analysten auch in der neuen Woche belasten. Von einer neuen Welle an Unternehmensbilanzen seien ebenfalls keine positiven Impulse zu erwarten, da die Erwartungen bereits hochgesteckt seien. "Die langersehnte Korrekturphase scheint ihren Startpunkt gefunden zu haben", urteilen die Analysten der Landesbank Berlin.

"Wir erwarten, dass die aufgekommene Skepsis der letzten Tage nicht so schnell verfliegen wird und den Anlegern zunächst eine unruhige Börsenphase bevorsteht." Die anziehenden Umsätze der vergangenen Tage deuteten darauf hin, dass Investoren derzeit eher bereit seien, Gewinne mitzunehmen. Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp zieht Parallelen zur Dax-Entwicklung des Jahres 2003. Damals habe es sich ausgezahlt, schwächere Tage zum Einstieg zu nutzen. "Wir erwarten Ähnliches für den Herbst 2009."

Optimistischer äußert sich Aktienstratege Wolfgang Duwe von der Bremer Landesbank. "Ich halte es für möglich, dass der Dax sein dreiprozentiges Kursminus der abgelaufenen Woche wieder aufholt." Er setze nach den überraschend starken Zahlen zum US-Bruttoinlandsprodukt vom Donnerstag auf weitere positive Überraschungen. "Das war die Initialzündung."

Blick in die USA

Amerikanische Konjunkturdaten bleiben in der kommenden Woche im Fokus. In den USA werden mit den ISM-Indizes zum Zustand des Verarbeitenden (Montag) und des Service-Gewerbes (Mittwoch) die wichtigsten Zukunfts-Indikationen veröffentlicht. Das überraschend gute US-BIP zum dritten Quartal hatte hier Hoffnungen geweckt, die sich in rasanten Kursgewinnen niederschlugen. "Aber ich weiß nicht, ob die Erwartungshaltung bei den Konjunktur-Indikatoren nun zu hoch liegt", kommentierte ein Händler. Denn immerhin entstamme das US-BIP einem Quartal, das mit Staatshilfen, Steuerstundungen und Verschrottungsprämien künstlich belebt worden war.

Auch am Freitag stehen wichtige US-Daten zur Veröffentlichung an: die Zahlen zum US-Arbeitsmarkt. Analysten gehen davon aus, dass sich der Stellenabbau außerhalb der Landwirtschaft im Oktober auf 175.000 von 263.000 im Vormonat verringert hat. Hinweise auf die offiziellen Arbeitsmarktdaten erhoffen sich Investoren von den zwei Tage zuvor veröffentlichten Zahlen der privaten Arbeitsagentur ADP. Den ISM-Indizes misst der Markt aber eine höhere Bedeutung zu. "Sie sind die wichtigsten zukunftsgerichteten Aussagen", so ein Händler. Gute Daten dürften daher mit neuerlichen Kursgewinnen belohnt werden.

Euro prägt Aktienkurse

Daneben wird auch die Richtung des Euro ein wichtiger Indikator für die Aktienmärkte sein. Die Kurseinbrüche Mitte vergangener Woche wurden im Handel klar auf Gewinnmitnahmen von Anlegern aus dem Dollar-Raum zurückgeführt. Sie hatten ohne Währungssicherung auf europäische Aktien gesetzt, um sowohl vom Aktien- als auch vom Euro-Anstieg zu profitieren. Die Korrektur des Euros seit 1,50 US-Dollar war ihnen nun zu weit gegangen - durch massive Blockverkäufe fuhren sie ihre Gewinne ein. Wie wichtig diese Anlegergruppe am Markt mittlerweile ist, bewies der Kursrückgang: Der Dax war nicht in der Lage, dieses Material ohne deutliche Abschläge aufzunehmen.

Ein steigender Euro dürfte sie in den Markt zurücklocken und für weiter steigende Aktien sorgen. Umgekehrt könnte eine deutliche Verbesserung der ISM-Daten dafür sorgen, dass die Dollar-Schwäche bzw die Euro-Stärke dem Ende entgegensieht. Für neuerliche Anlagen im Euro-Raum fehlte dieser Anlegergruppe dann die Motivation.

Notenbanker tagen

Überraschungspotenzial enthalten auch die vielen Zinsentscheidungen der Notenbanken rund um den Globus. Sie stehen sowohl bei der EZB (Donnerstag) als auch bei der US-Notenbank (Mittwoch) und der Bank of England (Donnerstag) an. Mit Zinserhöhungen rechnet niemand, wohl aber mit Aussagen zur "Exit-Strategie" aus der Politik der Liquiditätsschwemme. Kein anderes Thema steht zur Zeit derart im Fokus bei Analysten. Bei der Zinsentscheidung der Notenbank in Australien (Dienstag) ist man sich bereits nicht mehr sicher, ob eine Erhöhung ausgeschlossen werden kann. Japan hatte zwar im Wochenverlauf den Zins unverändert gelassen, Norwegen aber bereits erhöht. "Die Einschläge kommen näher und man merkt, dass das Thema Zinserhöhung oder zumindest ein angekündigtes Ende der Nullzins-Politik immer akuter wird", erklärte ein Analyst.

Bereits zu Wochenbeginn hatten die Analysten der UniCredit darauf hingewiesen, "dass ein positives US-BIP in 3Q zu einer Änderung in der Risikoeinschätzung der Fed am 4. November führt". Diese ist eine Grundlage der Politik niedriger Zinsen. Für Aktienmärkte wäre die Konsequenz steigender Zinsen, oder zumindest versiegender Liquidität, ein Anstieg der Risikoprämie. Kurz: Der Aktienerwerb wäre im Vergleich zu Anleihen nicht mehr so attraktiv.

Zahlreiche Quartalszahlen

Unternehmen werden daher bei den vielen Zahlen der kommenden Woche den Beweis erbringen müssen, dass sie weiterhin attraktivere Renditen als Anleihen erwirtschaftet haben - und weiter werden. Anleger werden deshalb besonders auf die Ausblicke und neben den Gewinnausweisen auf die Umsätze achten. Hier macht sich zunehmend "Verstimmung" am Markt breit. "Fast alle Gewinne werden nur durch Kostensenkungen gestützt - bei den Umsätzen zeigt sich aber nicht die kleinste Verbesserung", monierte ein Analyst.

Mit Zahlen unter anderem von Linde lässt sich der Montag noch ruhig an. Am Dienstag folgen Fresenius, Metro, Beiersdorf und BMW. Mittwoch zählen zu den Highlights die Ergebnisse von Adidas. Donnerstag ist dann ein Hauptkampftag der Berichtssaison: Unter anderem berichten hier Commerzbank, Deutsche Telekom, Software AG, Wacker Chemie, Deutsche Post, Deutsche Postbank, Gildemeister, Münchener Rück, ProSiebenSat.1, Air Berlin und Deutsche Börse. Der Freitag klingt dann mit Fuchs Petrolub, Centrotec und Hannover Rück schon fast besinnlich aus.

Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts

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