Minuszeichen dominieren Dax-Anleger machen Kasse
12.05.2011, 18:00 Uhr
(Foto: REUTERS)
Gewinnmitnahmen prägen am Donnerstag den Handelsverlauf auf dem deutschen Aktienparkett. Der Rally geht die Luft aus, für eine ordentliche Korrektur fehlt den Börsianern gleichwohl die Traute. Und so geht das Spiel der Achterbahnbörsen in eine neue Runde.
Der deutsche Aktienmarkt geht nach einem verlustreichen Handelstag mit einem moderaten Minus aus dem Handel. Zwischenzeitlich gaben quasi alle Standardwerte teils deutlich nach, doch eine leichte Erholung an den US-Börsen ließ auch hierzulande die Hoffnung aufkeimen, dass es für einen Ausverkauf zu früh sein könnte. So rettete sich der Dax auch ein ordentliches Stück über die Marke von 7400 Punkten.
Zum Ende des elektronischen Handels notierte der Dax bei 7443,95 Punkten, ein Tagesminus von 0,7 Prozent. Auf Jahressicht bleibt dennoch ein Plus von rund 7 Prozent, Der MDax verlor 0,6 Prozent auf 10.759,22 Zähler. Der TecDax verlor 1,0 Prozent auf 922,37 Punkte.
"Angesichts der Rallye in den vergangenen Wochen müssen wir immer wieder mal mit Kursrückschlägen rechnen, weil Anleger ihre Gewinne mitnehmen - da helfen dann auch gute Quartalszahlen nicht", sagte ein Händler. "Dass die Unternehmen viel Geld verdienen wissen wir inzwischen, das ist ein alter Hut", fügte ein anderer Börsianer hinzu.
Zur Verunsicherung trugen der Preisrückgang bei Rohstoffen und der wieder festere Dollar bei. Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich Anleger aus riskanter eingeschätzten Anlageklassen wie Aktien und Rohstoffen zurückziehen. Grund dafür ist laut Analysten die Aussicht auf ein Ende der Politik des billigen Geldes. So reagierte die chinesische Notenbank mit einer erneuten Straffung der Geldpolitik auf anhaltend hohe Inflationsraten. Sie hob zum achten Mal seit Oktober die Mindestreserveanforderungen für Banken an.
Als stärkster Kursgewinner gingen die Papiere der Lufthansa mit einem Plus von 2,4 Prozent aus dem Handel. Das Unternehmen profitierte von den deutlich gesunkenen Ölpreisen, die sich positiv auf die Kosten einer Fluglinie auswirken. Der Preis für ein Faß Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit rund 113 US-Dollar rund zehn Prozent weniger als noch vor zwei Wochen. Bei der Nummer Zwei der Branche verfing diese Logik hingegen nicht: Im SDax verloren die Aktien von Air Berlin 0,7 Prozent.
Gefragt waren auch defensive Aktien, die weniger stark unter einer konjunkturellen Eintrübung leiden. Die Aktien des Konsumgüterkonzerns Henkel zogen 1,5 Prozent an, der Nivea-Produzent Beiersdorf legte um 0,9 Prozent zu. Auch im Gesundheitssektor suchten Anleger ihr Glück, was den Papieren von Merck 1,4 Prozent nach oben verhalf und Fresenius um 0,5 Prozent.
Trotz Warnsignalen im US-Technologiesektor zogen die Aktien von Infineon 0,6 Prozent an. Der weltgrößte Netzwerkausrüster Cisco war noch schlechter ins Jahr gestartet als erwartet und erschreckte mit einer Warnung vor einem Umsatzrückgang im laufenden vierten Quartal.
Versorger schwach
Unter Druck standen dagegen Titel von Energieversorgern. Nach einem Gewinnrückgang im abgelaufenen Quartal verloren die Aktien von RWE 1,4 Prozent. RWE verdiente zwar weniger, hielt sich aber immer noch besser als von Analysten erwartet. Zudem bekräftigte der Konzern seinen Jahresausblick. Für den Branchenprimus Eon ging es um 2,6 Prozent nach unten.
Auch Allianz-Aktien wurden verkauft, sie verloren 1,4 Prozent. Die Bilanz der Münchener war zuletzt wegen zahlreicher Naturkatastrophen wie dem Jahrhundert-Erdbeben in Japan belastet worden. Allein die jüngste Serie von Tornados in den USA schlug mit 60 Millionen Euro zu Buche. Noch schlimmer erwischte es die Aktien des niederländischen Konkurrenten Aegon, die nach einem Gewinneinbruch 5,7 Prozent abrutschten.
Dividendensegen drückt Kurse
Die stärksten Verluste verbuchten die Papiere von K+S mit einem Minus von 2,7 Prozent oder 1,48 Euro. Die Aktien notierten nach der Hauptversammlung vom Vortag allerdings mit einem Dividendenabschlag von 1,00 Euro, so dass das rechnerische Minus deutlich geringer ausfiel. Dazu trug auch bei, dass die Analysten der Deutschen Bank ihr Urteil zu den Papieren von "Sell" auf "Hold" erhöht haben.
Auch im MDax sorgten Gewinnausschüttungen für optisch niedrigere Kurse. Rational notierten unter den schwächsten Nebenwerten mit einem Minus von 5,8 Prozent oder 11,05 Euro. Der Großküchenzulieferer hatte an seine Anteilseigner eine Dividende von 9,00 Euro ausgeschüttet, entsprechend kleiner fiel der Abschlag eigentlich aus. Auch Tognum notierten ex Dividende 1,7 Prozent oder 0,44 Euro im Minus. Da das Unternehmen jedoch 0,50 Euro ausgeschüttet hatte, verzeichneten Aktionäre unter dem Strich einen Gewinn. Vorzugsaktien von Fuchs Petrolub gaben nach der Dividendenzahlung von 2,70 Euro mit 3,5 Prozent oder 3,90 Euro stärker nach.
Sky-Zahlen ziehen
In der zweiten Börsenliga machten Sky Deutschland von sich Reden. Anleger honorierten den deutlichen Zuwachs bei den Abonnentenzahlen und treiben den Aktienkurs mit einem Plus von 7,8 Prozent auf den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren. Die Zahlen für das erste Quartal seien sehr gut ausgefallen, lobten die Analysten von Silvia Quandt Research in einem Kommentar. Mit der höheren Zahl zahlender Zuschauer konnte Sky seinen Quartalsverlust um zehn Prozent auf 86,9 Mio. Euro reduzieren. Der Umsatz legte um rund 15 Prozent auf knapp 270 Mio. Euro zu.
Im TecDax wurden dagegen Q-Cells deutlich abgestraft. Ein Einbruch bei Umsatz und Gewinn schickt die Titel des Solarkonzerns mit einem Abschlag von 8,9 Prozent auf Talfahrt. "Wieder ein deutsches Solarunternehmen mit sehr enttäuschenden Zahlen", sagte ein Händler. Dem Negativtrend entziehen können sich allerdings Solarworld. Die Aktien verteuerten sich um 1,2 Prozent. Der Solarkonzern hat dank florierender Geschäfte im Ausland zum Jahresauftakt Umsatz und Gewinn gesteigert.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts