Marktberichte

Gewinnmitnahmen Dax-Erholung gestoppt

Der Dax konnte am Montag nicht an die fulminanten Kursgewinne der Vorwoche anknüpfen. Gewinnmitnahmen dominierten das Geschehen. Zudem belasteten die Anschläge auf die Ferieninsel Bali den Handel. Für "Schaum" auf dem Parkett sorgten Gerüchte, dass Henkel den Haarpflegekonzern Wella übernehmen will. Der Dax fiel 2,8 Prozent auf 2.850 Punkte.

Am Wochenende waren durch Bombenanschläge vor Diskotheken auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali über 180 Menschen getötet worden. Obwohl über die Drahtzieher noch nichts bekannt ist, wird die Terrororganisation El Kaida hinter den Anschlägen vermutet. Die Anschläge auf Bali seien sicher verantwortlich für einen Teil der Verluste, so ein Händler. Ein anderer Teil dürfte durch Gewinnmitnahmen zu erklären sein, nachdem der Dax am Freitag über sieben Prozent zugelegt hatte.

Für kurzzeitige Verwirrung sorgte am Nachmittag ein Versprecher von SPD-Fraktionschef Franz Müntefering. Dieser äußerte auf der Pressekonferenz zu den Koalitionsverhandlungen, dass die Steuerpflicht für Veräußerungsgewinne aus Unternehmensbeteiligungen wieder eingeführt werden soll. Der Dax stürzte binnen Sekunden um über einen Prozentpunkt ab. Genau so schnell erholte er sich aber auch wieder, als klargestellt wurde, dass Müntefering lediglich die Steuer auf private Veräußerungsgewinne meinte.

Unter den Anschlägen auf Bali litten vor allem die Lufthansa- und die TUI-Aktie, die 4,4 Prozent auf 9,80 Euro beziehungsweise 4,1 Prozent auf 15,55 Euro verloren. Ein TUI-Sprecher hatte zuvor angekündigt, aus Sicherheitsgründen werde Bali in dieser Woche nicht mehr angeflogen.

Im Blickpunkt der Anleger stand der Konsumgüterkonzern Henkel, der Presseberichten zufolge den Kosmetik- und Haarpflegekonzern Wella für bis zu 5,3 Milliarden Euro übernehmen will. Die Düsseldorfer hätten ein Gebot von 70 bis 80 Euro je Wella-Aktie vorgelegt. Dass wäre doppelt so hoch wie der Schlusskurs der Wella-Aktie vom Freitag. Es liege bislang kein Angebot vor, hieß es allerdings von Wella am Nachmittag. Ein Verkauf erscheine angesichts des Marktumfeldes in der Kosmetikbranche und der gedrückten Börsenstimmung nicht günstig. Der in der Presse genannte Verkaufspreis entspreche zudem nicht dem tatsächlichen Unternehmenswert. Die Henkel-Aktie verlor 3,2 Prozent auf 64,79 Euro. Die Wella-Aktie stieg zeitweise um über 50 Prozent, zum Handelsschluss war davon noch ein Plus von 21,5 Prozent auf 50,90 Euro übrig.

Spekulationen über eine Fusion im Bankensektor wurden dagegen sofort dementiert. Die HypoVereinsbank hat nach den Worten von Vorstandschef Albrecht Schmidt derzeit keine Pläne zur Übernahme der Commerzbank. Das stehe nicht auf der Tagesordnung, sagte Schmidt in einem Zeitungsinterview. Gleichzeitig schloss Schmidt weitere Stellenstreichungen bei der zweitgrößten deutschen Bank nicht aus. Die HypoVereinsbank-Aktie gab 2,5 Prozent auf 14,42 Euro nach.

Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller vermutet angesichts der Kurseinbrüche infolge immer neuer Negativ- Gerüchte eine gezielte Londoner Kampagne gegen sein Haus. „Ich bin zwar ein Feind jeder Verschwörungstheorie, weil das oft eine Ausrede für eigene Fehler ist“, sagte Müller in einem Interview. „Angesichts der Massivität der Attacken mag ich nicht an einen Zufall glauben.“ Für die Commerzbank ging es 3,9 Prozent auf 6,93 Euro nach unten. Das Kreditinstitut will nach Angaben ihres Chefvolkswirts Ulrich Ramm in wenigen Wochen Einzelheiten des geplanten Restrukturierungsprogramms bekannt geben, in dessen Rahmen es zu erheblichen Einschränkungen der Investmentbank-Tätigkeit kommen könnte.

Die Investmentbank Morgan Stanley hat ihr Kursziel für die Infineon-Aktie auf 10,50 Euro von zuvor 16 Euro gesenkt. Die Einschätzung „equal-weight“ wurde von den Analysten bestätigt. Es sei nicht zu erwarten, dass Infineon bis zum vierten Quartal des Kalenderjahres 2003 profitabel werde, hieß es zur Begründung für die Senkung des Kursziels. Die Aktie verlor 0,2 Prozent auf 6,78 Euro.

Der Arzneimittelhersteller Schwarz Pharma hat in den USA den seit Monaten geführten Patentstreit um das umsatz- und gewinnträchtige Medikament Prilosec des Pharmakonzerns AstraZeneca gewonnen. Schwarz Pharma sei dem Urteil zufolge das einzige von insgesamt vier Generika-Unternehmen, das vorerst ein Nachahmerprodukt für das Magen-Darm-Medikament mit dem Wirkstoff Omeprazol auf den Markt bringen dürfe, so Schwarz Pharma. Die Aktie legte 80 Prozent auf 18,70 Euro zu. Für die Aktie von Altana ging es 15,2 Prozent auf 44,30 Euro nach oben. Der Pharmakonzern habe ein ähnliches Medikament im Angebot, so ein Händler. Zudem hat die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein die Papiere auf „halten“ von zuvor „reduzieren“ nach oben gestuft.

Quelle: ntv.de

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