Marktberichte

Commerzbank in der Gerüchteküche Dax-Futures starten unschlüssig

Aus der Nähe betrachtet wird der Börsenbulle ein bisschen müde.

Aus der Nähe betrachtet wird der Börsenbulle ein bisschen müde.

(Foto: dpa)

Zu Beginn der neuen Woche könnte der deutsche Aktienmarkt Anlegern am Morgen eine Überraschung bescheren: Marktbeobachter rechnen zunächst mit anhaltendem Rückenwind. Doch die Futures deuten zaghaft nach unten. Wird es ein "typischer Konsolidierungstag"? Gerüchte setzen die Coba-Aktien schwer unter Druck.

Zum Wochenstart könnte der Dax seinen Marsch nach oben Börsianern zufolge fortsetzen. Am Freitag hatte der deutsche Leitindex erstmals in seiner Geschichte die Marke von 8300 Punkten übersprungen, anschließend allerdings deutlich an Schwung verloren. Am Abend war er lediglich 0,2 Prozent fester bei 8278 Punkten aus dem Handel gegangen. Auch die US-Börsen hatte ihre Rally zuletzt fortgesetzt: Der Dow-Jones-Index rückte am Freitag um 0,2 Prozent vor, der S&P-500 gewann 0,4 Prozent und der Nasdaq-Composite 0,8 Prozent.

Kühler Wind kam wenige Minuten vor Handelsstart in Frankfurt auf: Die deutschen Aktienindex-Futures sind etwas leichter in die neue Handelswoche gestartet. Der Juni-Kontrakt des Dax-Futures verliert gegen 8.30 Uhr 19,5 auf 8281 Punkte. Das Tageshoch liegt bislang bei 8285 und das Tagestief bei 8273 Punkten. Umgesetzt wurden rund 1800 Kontrakte. Solange der kritische Unterstützungsbereich um 8220 Zähler nicht unterschritten wird, sehen Experten keine Gefahr eines größeren Kurseinbruch. "Das sieht bis jetzt nach einem typischen Konsolidierungstag aus", meinte ein Händler.

An der Börse in Tokio hielten die Investoren an ihrer Zuversicht fest: Dank der Talfahrt des Yen setzten Anleger darauf, dass Exportunternehmen ihre Geschäftsprognosen für das laufende Geschäftsjahr erhöhen werden. Der Nikkei-Index stieg am Montag zeitweise um 1,7 Prozent auf den höchsten Stand seit mehr als fünf Jahren. Der Shanghai-Composite in China gab dagegen leicht nach und notierte 0,4 Prozent schwächer.

Heißestes Thema des Tages sind die Gerüchte über eine angeblich unmittelbar bevorstehende Kapitalmaßnahme bei der Commerzbank: Das zweitgrößte Geldhaus Deutschlands will einem Zeitungsbericht zufolge ihre 2,5 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung bereits am Dienstag oder Mittwoch angehen - und damit deutlich früher als erwartet.

Der Abschlag auf den aktuellen Aktienkurs werde dabei in der Größenordnung von 35 Prozent liegen, berichtete das "Handelsblatt" unter Berufung auf Finanzkreise. Angesichts der Rekordjagd an den Börsen sei das Marktumfeld jetzt ideal für die Platzierung, hieß es. Die Commerzbank wollte den Bericht über Änderungen im Zeitplan zur im März angekündigten Kapitalmaßnahme nicht kommentieren.

Starke Reaktionen

Im vorbörslichen Handel genügte allein die Aussicht auf eine unmittelbar bevorstehende milliardenschwere Kapitalerhöhung, um die Commerzbank-Aktien erneut ins Minus zu drücken. Die Anteilsscheine fielen im vorbörslichen Geschäft von Lang & Schwarz um gut 4 Prozent auf 9,90 Euro.

Dieser starke Kursverlust sei nicht gerechtfertigt, sagte ein Börsianer. Schließlich habe die Commerzbank die Kapitalerhöhung bereits vor Wochen angekündigt. Der Rutsch unter die psychologisch wichtige Marke von zehn Euro habe offenbar Anschluss-Verkäufe ausgelöst.

Hedgefonds im Spiel?

"Es wird nicht gleich um die vollen 35 Prozent runtergehen, die als Discount genannt werden, aber die Hälfte kann es schon sein", meinte dagegen ein anderer Händler mit Blick auf den Bericht im "Handelsblatt". Stützend auf die Aktie werde das "hohe Short-Interest" wirken. Zu viele Hedgefonds seien bereits in Richtung fallender Kurse engagiert, als dass noch zu viele neu Verkäufe erfolgen sollten. Die Positionen dürften dann mit Aktien aus der Kapitalerhöhung geschlossen werden.

"Es wäre interessant, wenn die Erhöhung nicht so hoch wie die genannten 2,5 Mrd. Euro ausfällt - dann käme es zu einem kräftigen Short Squeeze mit entsprechenden Kursgewinnen bei der Aktie", meinte ein weiterer Händler. Als "nicht ganz negativ" wertete ein anderer Beobachter den Zeitpunkt: "Wenn sie eingesehen haben, dass sie den Kurs ohnehin nicht über 10 Euro halten können, dann ist das jetzt ein idealer Zeitpunkt für einen guten Preis". Dem Markt dürfte es leichter fallen, die Aufstockung zu verdauen, wenn sie nun schnell durchgezogen würde.

Sehr positiv für die Aktien des Medizintechnikkonzerns Dräger werteten Händler Aussagen von Vorstandschef Stefan Dräger, die Marge deutlich steigern zu wollen. "Margenschwäche war bei Dräger immer ein Thema, dass als Kursbremse gewirkt hat", sagte ein Händler. "Zudem soll die Dividendenausschüttung kräftig erhöht werden". Erhöhte Ausschüttungsquoten seien "der" Kurstreiber in den vergangenen Monaten gewesen. Wie der Dräger-Chef der "Welt am Sonntag" sagte, soll die Marge von rund 10 auf 12 Prozent steigen. "Sobald wir eine Eigenkapitalquote von 40 Prozent erreicht haben werden, soll die Ausschüttung auf 30 Prozent verdoppelt werden". Derzeit liegt die Quote bei etwa 35 Prozent.

Von einem recht guten Ergebnis sprach ein Analyst mit Blick auf die Quartalszahlen von BayWa. Das erste Quartal sei aber traditionell das schwächste und volatilste des Agrarhändlers und daher wenig aussagekräftig mit Blick auf den Rest des Geschäftsjahres, meinte der Experte. BayWa hat den Ausblick für alle drei Sparten bestätigt. Im Frühhandel gibt der Kurs um 0,7 Prozent nach.

Im Späthandel vor dem Wochenende hatten die deutschen Aktien etwas nachgegeben. Der L-Dax schloss im späten Xetra-Geschäft bei 8265,33 Punkten. Zuvor war es für den Leitindex Dax noch um 0,19 Prozent auf 8278,59 Punkte nach oben gegangen. Im Handelsverlauf war er auf den höchsten Stand seiner Geschichte gestiegen. Für den L-MDax standen am Ende 13.878,75 Punkte zu Buche. Den elektronischen Haupthandel hatte der MDax der mittelgroßen Werte 0,46 Prozent fester bei 13.893,50 Punkten beendet. Beim L-TecDax zeigten die Kurstafeln einen Schlussstand von 948,04 Punkten an - davor hatte der Technologiewerte-Index TecDax 0,20 Prozent auf 948,36 Punkte gewonnen.

Im Wochenverlauf stehen weitere Unternehmensergebnisse an: Im Dax werten die Quartalsberichte von K+S, Merck KGaA und Deutsche Post am Dienstag erwartet. RWE, Allianz und ThyssenKrupp wollen am Mittwoch folgen.

An Konjunkturdaten bleibt der Kalender für die Woche vor Pfingsten übersichtlich: Wichtigster Termin dürfte Beobachtern zufolge der ZEW-Index am Dienstag und die BIP-Daten aus Frankreich, Italien, Deutschland und der Eurozone insgesamt sein, die am Mittwoch erwartet werden.

Blick in die europäische Runde

Die übrigen europäischen Börsen werden zur Eröffnung wenig verändert erwartet. Nach den jüngsten "hawkishen" Kommentaren der Fed-Mitglieder Plosser und Fisher stehe für die Investoren vor allem die Frage im Blickpunkt, hieß es, wie es mit der Geldpolitik der US-Notenbank weiter gehe. "Es wird interessant zu sehen, wie die US-Händler auf den Artikel von Jon Hilsenrath reagieren werden", sagte Chris Weston von IG Markets.

Hilsenraths Beitrag im "Wall Street Journal" zufolge arbeitet die US-Notenbank an einem Ausstiegsplan aus dem Anleihenkaufprogramm. Angesichts der positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt dürfte nach Einschätzung von Weston vor allem die weitere Inflationsentwicklung für das Vorgehen der US-Notenbank entscheidend werden.

Insgesamt dürfte der Wochenauftakt ruhig verlaufen. Akzente könnte die Auktion italienischer Staatsanleihen am Vormittag mit Laufzeiten bis 2026 setzen. Im Handel gab man sich optimistisch, dass es mit den Renditen grundsätzlich weiter nach unten geht. Hintergrund ist der gestiegene Diversifizierungsbedarf japanischer institutioneller Anleger angesichts der extrem expansiven Geldpolitik der japanischen Notenbank und der damit verbundenen Schwäche des Yen.

Nach den heftigen Kursverlusten vom Freitag stabilisierten sich die Renten-Futures am Montag im frühen Handel auf niedrigem Niveau. Der Bund-Future mit Fälligkeit im Juni steigt um 7 Ticks auf 144,74 Prozent. Der umsatzstarke Kontrakt war am Freitag um 114 Ticks eingebrochen, das war der größte Tagesverlust seit Anfang des Jahres. Das Tagestief liegt bei 144,43 Prozent und das Tageshoch bei 144,75 Prozent. Umgesetzt worden sind bislang knapp 40.000 Futures. Der Bobl-Future gibt um 3 Ticks auf 126,24 Prozent nach.

"Wir sehen weiteren Korrekturbedarf für den Euro-Bund-Future", warnten Experten der HSBC Trinkaus. Anleger sollten ihr Augenmerk verstärkt auf die am 18. März gerissene Kurslücke des Juni-Kontrakts richten. Deren unteres Ende liege bei 143,54 Prozent. Knapp darunter bei 143,20 Prozent verlaufe die gleitende 200-Tages-Linie. Eine technische Widerstandszone reiche von 145,58 bis 145,63 Prozent.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen