Zuversicht welk wie Herbstlaub Dax-Futures tief im Minus
19.09.2011, 08:15 Uhr
Der Sommer war - auf seine eigene Art - groß.
(Foto: REUTERS)
Zu Beginn der neuen Woche machen Marktbeobachter Anlegern wenig Hoffnung: Nach dem weitgehend ergebnislosen Treffen der EU-Finanzminister in Wroclaw und angesichts der schwachen Vorgaben aus Asien bereiten sich die Experten auf weitere Kursverluste im europäischen Aktienhandel vor.
Der deutsche Aktienmarkt steuert auf einen sehr schwachen Wochenstart zu. Die Dax-Futures eröffneten am Montag mit starken Abgaben. Der Dezember-Kontrakt des Dax-Futures verlor zeitweise 164,5 Zähler auf 5442,5 Punkte. Das Tageshoch liegt bislang bei 5487, das Tagestief bei 5432,5 Punkten.
"Die Abgaben an Asiens Börsen sowie die deutlichen Verluste des Euro sprechen für eine schwache Eröffnung", sagte ein Marktteilnehmer am frühen Morgen. Die Unterstützung durch den Verfall sei nun weg, damit könnten sich die Anleger wieder auf die Schuldenkrise in der Eurozone konzentrieren. hat Griechenland erneut mit Zahlungsstopp gedroht, sollte das Land seinen Verpflichtungen nicht nachkommen.
Am vergangenen Freitag war der Dax 1,2 Prozent höher bei 5573,51 Punkten aus dem Handel gegangen. Zeitweise hatte der deutsche Leitindex deutlich mehr als 2 Prozent fester notiert. Zum Abend hin hatte die zuversichtliche Stimmung jedoch an Kraft verloren. An der Wall Street hatten die US-Indizes nach Börsenschluss in Deutschland zugelegt. Der Dow Jones beendete die Sitzung am Freitag 0,7 Prozent höher, während der Nasdaq-Composite 0,6 Prozent gewann. Der S&P500 stieg ebenfalls um 0,6 Prozent.
Für die "Risk-off"-Stimmung der Anleger sorgte auch das ergebnislose Treffen der EU-Finanzminister vom Wochenende. Wesentliche Fortschritte seien nicht erzielt worden, hieß es aus dem Handel. Als belastend erweise sich auch die klare Absage an ein neues Konjunkturprogramm in der Eurozone. Befremdlich wirke auch das mehr oder weniger offene Zerwürfnis zwischen den EU-Finanzministern und ihrem US-Amtskollegen Geithner. Dessen Vorschläge seien gar nicht gut angekommen.
Im Gegenteil, die USA seien daran erinnert worden, dass ihre Verschuldungssituation sich als noch schwieriger darstelle als in Europa. Im Handel gingen Marktbeobachter vor diesem Hintergrund von einer Fortsetzung des volatilen Geschäfts aus, das vor allem vom Makroumfeld geprägt sein dürfte.
Auf Unternehmensebene beschäftigten sich Analysten unter anderem mit der lang erwarteten energiepolitischen Kurskorrektur bei Siemens: Der deutsche Industriekonzern geht endgültig auf Abstand zum Atomgeschäft. Die Pläne für ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Staatskonzern wandern in den Papierkorb. "Das Kapitel ist für uns abgeschlossen", sagte Konzernchef Peter Löscher in einem am Wochenende veröfffentlichten "Spiegel"-Interview. Die Entscheidung sei die Antwort seines Unternehmens auf die klare Positionierung von Gesellschaft und Politik in Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie" nach der Atomkatastrophe von Fukushima.
Charttechnisch orientierte Beobachter boten für orientierungslose Anleger einzelne Anhaltspunkte: Der nächste Widerstand im Dax wird demnach zunächst um das Niveau von 5650 Zählern gesehen. Nach unten sei der Leitindex bei 5400 Punkten unterstützt.
Auch an den übrigen europäischen Börsen rechneten Beobachter mit einem schwächeren Handelsstart. "Der Verfall ist abgearbeitet und damit fehlt die Unterstützung aus der Vorwoche", sagte ein Händler. Damit dürfte die Schuldenkrise in Griechenland und weiteren Euro-Staaten wieder stärker in den Vordergrund treten.
Da erst in der zweiten Wochenhälfte mit positiven Nachrichten zu rechnen sei, dürften die Aktienmärkte unter Druck geraten. Am Freitag hatten die Börsen europaweit etwas fester geschlossen. Bei volatilem Geschäft am Tag des Großen Verfalls konnten die Märkte damit die Erholung der Vortage fortsetzen.
Spekulationen, wonach Moody's die Bonität Italiens herunterstufen könnte, belasteten allerdings und führten vor allem bei französischen und italienischen Bankenwerten erneut zu Verlusten. Die Aktien von Credit Agricole fielen um 11 Prozent und BNP Paribas büßten 7,6 Prozent ein. In Mailand fielen Unicredit um 7 Prozent und Intesa Sanpaolo gaben um 2,9 Prozent nach. Der Bankensektor insgesamt verbesserte sich dennoch um 0,5 Prozent.
Am Montagmorgen stand der Euro im asiatischen Handel gegenüber dem Dollar unter Druck, nachdem die Finanzminister der Eurozone auf ihrem Treffen vorläufig keine Einigung erzielt haben. Im Gefolge der Entwicklungen am Wochenenede sei die Risikoaversion wieder an die Märkte zurückgekehrt, sagt Ben Potter von IG Markets. Dies komme der US-Währung zugute.
Der chinesische Shanghai-Composite fiel zu Wochenbeginn um 1,5 Prozent auf 2445 Punkte. In Japan bleibt die Börse am Montag feiertagsbedingt geschlossen. Die Japaner begehen den "Tag der Ehrung der Alten".
Quelle: ntv.de, DJ/rts