Marktberichte

"Ansatzweise eingepreist" Dax fast stabil erwartet

Der Dax am Donnerstag: Am Ende stand ein Plus von 0,8 Prozent.

Der Dax am Donnerstag: Am Ende stand ein Plus von 0,8 Prozent.

(Foto: REUTERS)

Diesmal regnet es Zahlen: Am deutschen Aktienmarkt steuert die laufenden Berichtssaison auf einen ihrer Höhepunkte zu. Ergebnisse gibt es unter anderem von Deutsche Börse, Software AG und BASF.

Im deutschen Aktienhandel steht Anlegern ein ereignisreicher Tag bevor: Nach Einschätzung von Börsianern dürfte die Bilanzsaison am Morgen voll im Vordergrund stehen. Zum Auftakt stellten sich Beobachter in Banken und Brokerhäusern zunächst auf leichte Abschläge am deutschen Aktienmarkt ein.

Der Dax-Future stieg dann allerdings knapp behauptet in den Handel ein. Der September-Dax lag eine knappe Stunde vor Börsenstart lediglich 10 Punkte tiefer bei 8358 Zählern. Das bisherige Tageshoch liegt bei 8374,5 - das frühe Tagestief bei 8352,5 Punkten. Umgesetzt wurden etwa 900 Kontrakte.

Eine Reihe deutscher und europäischer Schwergewichte hat sich im Tagesverlauf mit der Vorlage von Zwischenbilanzen angekündigt, darunter auch der Marktbetreiber Deutsche Börse, der Chipanlagenbauer Aixtron, die Software AG, der Bahnausrüster Vossloh, der Anlagenbauer Krones und der Chemieriese BASF.

Ein Teil des Zahlenregens erreicht den Markt bereits vor Börsenstart: Hohe Kosten haben bei BASF zu einer enttäuschenden Gewinnentwicklung geführt, fasste Heino Ruland von Ruland Research seine ersten Eindrücke zusammen. Der deutliche Anstieg besonders der Personalkosten habe dazu geführt, dass die Gewinnkennziffern in der Breite um etwa 10 Prozent unter den Erwartungen lägen. Der Umsatz sei dagegen in Ordnung. Enttäuscht habe der Bereich Chemie, während Öl und Gas sowie Agrar sich stark entwickelt hätten.

Für den weiteren Jahresverlauf zeigte sich BASF pessimistischer als bislang. Der Konzern rechnet nicht damit, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum und die Chemienachfrage im zweiten Halbjahr beleben werden. Damit setzt sich die Schwäche der europäischen Chemie-Werte weiter fort. Bereits Akzo Nobel hatte massiv enttäuscht. BASF-Aktien werden bis zu 3 Prozent schwächer erwartet. Die Zielmarken für das Gesamtjahr behielt BASF-Chef Kurt Bock bei.

"Ansatzweise sollte die enttäuschende Gewinnentwicklung eingepreist sein", meinte Ruland mit Blick auf die vergleichsweise schwache Kursentwicklung der vergangenen Wochen. Der Analyst empfiehlt die Aktien zum Kauf mit einem Kursziel von 85,60 Euro. Grundlage des Szenarios sei die Erwartung, dass die Volkswirtschaften in den USA, in China und auch in der Eurozone im kommenden Jahr zulegten.

Daneben stehen die Aktien der Commerzbank gesondert im Blick: Die Bank hat der Pleite-Stadt Detroit in den USA mehr als 400 Mio. Dollar geliehen. Dies könnte den Kurs belasten, hieß es.

Mit Blick auf das Zwischenergebnis der Software AG und dem verhaltenen Ausblick rechneten Händler mit Abgabedruck: Das Unternehmen hat die Prognose für das laufende Jahr nur mit Vorbehalten bestätigt und spricht von einem zunehmend schwierigeren Marktumfeld. Die Geschäftszahlen für das zweite Quartal selbst bewegen sich derweil im Rahmen der Erwartungen der Analysten.

Aus dem europäischen Ausland liegen vorbörslich bereits die Ergebnisse der Schweizer Großbank Credit Suisse und des Industriekonzerns ABB vor. Im Handelsverlauf öffnet unter anderem auch der norwegische Rohstoffriese Statoil seine Bücher.

Mit Blick auf die Zahlen von Roche sprach ein Händler von einem soliden Geschäftsbericht des Schweizer Pharmakonzerns. Die Eckwerte seien durch die Bank etwas besser als erwartet ausgefallen. Der bestätigte Ausblick runde das positive Bild ab. "Bei Roche läuft es rund", sagte der Händler und verweist dabei neben dem aktuellen Geschäftsbericht auf zuletzt ermutigende Nachrichten zur Medikamentenpipeline.

Die Zahlen von ABB sollten die Stimmung für Siemens Händlern zufolge nicht nachhaltig belasten. Siemens hat sich mit dem eigenen Zwischenbericht für die kommende Woche angekündigt: "Da dürften die ABB-Zahlen allenfalls begrenzten Einfluss haben", meinte ein Marktteilnehmer. Der Auftragseingang von ABB fiel enttäuschend aus, der Nettogewinn hat die Erwartungen um 5 Prozent unterschritten. Die Aktien von ABB dürften unter diesen Zahlen leiden, hieß es am Markt.

Klarer Schub für die Börse?

Auf der Konjunkturagenda steht mit dem Ifo-Index ein schwergewichtiges Konjunktursignal an: Der Indikator zum deutschen Geschäftsklima im Juli wird gegen 10.00 Uhr (MESZ) erwartet. Im Vorfeld befragte Analysten erwarten im Schnitt einen Anstieg von 105,9 auf 106 Punkte. "Nach den ausgezeichneten Einkaufsmanager-Indizes aus Europa gestern sind die Erwartungen natürlich sehr hoch", gab ein Händler zu bedenken. Allerdings scheine Europas Wirtschaft ihren Boden gefunden zu haben.

Als "besonders eindrucksvoll" bezeichnet Valentin Marinov, Devisen-Stratege der Citigroup, die jüngsten deutschen Daten. Sie seien trotz der schwächeren Weltwirtschaft zustandegekommen. Die Hoffnung auf einen guten Ifo könnte daher berechtigt sein, meinte auch Chef-Aktienstratege Esbjorn Lundevall von der SEB. Sollte dies eintreten, würde es einen klaren Schub für die Aktienmärkte geben.

Das Schicksal des Börsen-Aufschwungs hänge kurzfristig an den Halbjahresberichten und neuen Konjunkturdaten wie dem Ifo-Index oder dem Wirtschaftswachstum in Großbritannien ab, meinte ein Marktbeobachter. "Der Markt setzt auf einen Konjunkturaufschwung in Europa", sagte Heino Ruland von Ruland Research mit Blick auf die jüngsten Kursgewinne. Das Wirtschaftswachstum in Großbritannien dürfte sich den Markterwartungen zufolge im zweiten Quartal beschleunigt haben.

Bei den Halbjahresberichten stehen die Ausblicke im Vordergrund. "Der Markt setzt auf ein Durchschreiten der Talsohle und auf ein besseres zweites Halbjahr", sagte ein Händler. Nach Daimler habe nun auch Saint-Gobain entsprechende Indikationen gegeben.

Aus technischer Sicht rechnen Marktanalysten mit einer Fortsetzung der Erholung und mit weiteren Tests der 8400er Marke. In den USA hat der S&P-500 allerdings Probleme mit der 1700er Marke, an der er am Mittwoch erneut hängen geblieben ist. Aus der weltgrößten Volkswirtschaft werden im Tagesverlauf neue Impulse erwartet. Angesetzt sind auf dem Terminkalender unter anderem die wöchentlichen Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter.

Die Vorgaben aus Übersee fallen durchmischt aus. Beobachter sprachen hier am frühen Morgen von einer neutralen Wirkung: An der Wall Street lagen die großen Indizes zum Handelsschluss am Mittwochabend in etwa da, wo sie schon zum europäischen Feierabend gelegen hatten -  in etwa auf dem Niveau des Vortagesschlusses.

In Tokio gaben die Kurse am Morgen nach. Der Nikkei-Index notierte etwa 1 Prozent im Minus. In Shanghai lag der Composite-Index kaum verändert.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen