Blick nach Japan Dax arbeitet sich vor
19.09.2012, 18:00 UhrDie Freude der Aktienanleger über die Lockerung der japanischen Geldpolitik währt nur kurz, der Dax kann seine Anfangsgewinne nicht in vollem Umfang verteidigen.
Nach zuletzt zwei schwächeren Handelstagen hat sich der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte moderat ins Plus vorgearbeitet. Am Nachmittag lag der Leitindex Dax nach einem wenig inspirierten Handelsverlauf mit 0,5 Prozent im Plus bei 7390 Punkten. Mit Rückenwind aufgestockter Anleihekäufe durch die Bank of Japan war er zuvor fester in den Handel gestartet, bevor ihm dann aber über weite Strecken die Luft ausging. Der MDax legte 0,3 Prozent auf 11.123 Punkte zu, und der TecDax lag mit plus 0,1 Prozent bei 812 Punkten.
Die Bank of Japan (BoJ) will ihr Anleihenkaufprogramm um zehn Billionen Yen (rund 97 Mird.Euro) und damit doppelt so stark wie gedacht ausweiten. "Auf den ersten Blick sind die Anleihe-Käufe natürlich eine Stützungsmaßnahme für die Konjunktur", sagt ein Börsianer. "Da wir zuletzt alle paar Tage Eingriffe der Notenbanken gesehen haben, darf man dabei aber nicht übersehen, dass wir uns mitten in einem Abwertungswettlauf befinden." Im Kampf gegen ihre jeweiligen wirtschaftlichen Schwierigkeiten könnten sich weder die USA noch die Euro-Zone oder Japan eine starke Währung leisten. "Bei diesem Spiel kann es keinen Gewinner geben", fügt der Aktienhändler hinzu.
Chefhändler Matthias Jasper von der WGZ Bank verweist darauf, dass der Markt zuletzt stark gestiegen war und daher nun eine Atempause einlege. In der Spitze war der Dax seit Monatsbeginn mit Hilfe der weltweit locker sitzenden geldpolitischen Zügel um mehr als sieben Prozent gestiegen. "Anleger waren zuletzt sehr optimistisch gestimmt und so ist eine mehrtägige Konsolidierung durchaus möglich", sagt er. "Die Rahmenbedingungen für den Aktienmarkt sind aber so gut wie lange nicht mehr."
Die BoJ will ihr Ankauf-Programm um 10 Billionen Yen (rund 97 Mrd. Euro) ausweiten. Vergangene Woche hatte bereits die Notenbank Fed milliardenschwere Geldspritzen zur Ankurbelung der US-Konjunktur angekündigt. Die Europäische Zentralbank will Staatsanleihen aufkaufen und damit kriselnden Euro-Staaten helfen.
Für den Analysten Keith Bowman vom Brokerhaus Hargreaves Lansdown steht bei der Lockerung der japanischen Geldpolitik der positive Konjunktureffekt im Vordergrund. Der Optimismus der Anleger sei bislang zwar noch verhalten. Dennoch verlagerten sie langsam, aber stetig Kaptal in konjunktursensible Werte, um von dem erhofften Wirtschaftsaufschwung profitieren zu können.
Frankfurter Händler prognostizieren, dass der große Verfallstermin am Freitag an der Derivatebörse Eurex den Dax zurückhalten könnte. Dann verfallen Optionen auf den Dax und auf Einzelaktien sowie Terminkontrakte auf Aktienindizes. Im Vorfeld dieses auch Hexensabbat genannten Termins sind die Börsen oft stark von technischen Aspekten und den Positionierungen der Anleger getrieben.
Banken im Plus
Die Aussicht auf eine neue Welle frischen Geldes gab den Finanzwerten Auftrieb. Deutsche Bank gewannen 1,5 Prozent und Commerzbank 1,9 Prozent.
Allianz weiteten ihre Kursverluste der vergangenen Tage aus. Die Papiere des Versicherers gehörten mit einem Minus von 0,1 Prozent zu den größten Verlierern im Dax. Börsianer machen Gewinnmitnahmen für das erneute Minus verantwortlich. Die sich abzeichnende Verschiebung bei der Einführung schärferer Kapitalvorschriften spiele keine Rolle. "Im Grunde ist dies eine positive Nachricht für die Branche, weil die Unternehmen mehr Zeit bekommen", meint Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research. Damit würden Hau-Ruck-Aktionen zur Stärkung der Kapitalbasis überflüssig.
Volkswagen legten dagegen 1,6 Prozent zu, nachdem das Landgericht Braunschweig erste Schadensersatzklagen gegen Porsche wegen der gescheiterten Übernahme des VW-Konzerns abgewiesen hat. Porsche-Aktien schnellen um 7,2 Prozent hoch. "Das hört sich wie eine gute Grundlage an, dass man Porsche keine unrichtige Informationspolitik vorwerfen kann", sagt ein Händler. Der Vorwurf der Marktmanipulation wurde abgewiesen. Dies mache Hoffnung, dass auch den weiteren Klagen die Grundlage entzogen werde.
Im TecDax verteuerten sich Evotec an der Spitze dagegen 6,9 Prozent. Das Biotech-Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge den Zuschlag für einen bis zu 60 Mio. Euro schweren Auftrag der US-Gesundheitsbehörde NIH erhalten.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ