Finanztitel heiß begehrt Dax auf Klettertour
08.03.2002, 20:20 UhrDie deutschen Standardwerte verabschiedeten sich mit deutlichen Kursgewinnen aus der Woche. Positive Arbeitsmarktdaten aus den USA und ein fester Verlauf der US-Börsen verliehen dem Dax am Freitag Auftrieb. Insbesondere Finanzwerte standen in der Gunst der Anleger ganz oben und hievten das deutsche Börsenbarometer über die Widerstandsmarke von 5.350 Punkten. Der Dax schloss am Ende bei 5.360 Zählern - ein Plus von 1,3 Prozent.
Die Stimmung auf dem Frankfurter Parkett sei weiterhin gut, so ein Händler. Kaum jemand würde zur Zeit verkaufen. Auch die US-Börsen notierten nach den positiven Arbeitsmarktdaten im Plus.
Die Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft in den USA war im Februar im Vergleich zum Vormonat um 66.000 Stellen gestiegen, die Arbeitslosenquote ging auf 5,5 Prozent von 5,6 Prozent im Januar zurück. Dies teilte das US-Arbeitsministerium mit. Experten hatten für den Berichtszeitraum mit einer Arbeitslosenquote von 5,8 Prozent und einem Anstieg der Stellen um 13.000 gerechnet.
Der Optimismus bezüglich der Erholung der US-Wirtschaft sei gerechtfertigt, so Mattias Joerss von Sal Oppenheim. Der Markt sei in den letzten Tagen allerdings so stark gestiegen, dass in der nächsten Woche mit einem Rückgang zu rechnen sei.
Bereits am Donnerstagabend hatte es gute Nachrichten von gleich zwei US-Technologieriesen gegeben. Der weltgrößte Chip-Hersteller Intel bekräftigte seine Umsatzprognose für das laufende Quartal weitgehend. Zudem bestätigte der Netzwerkausrüster Sun Microsystems seine Geschäftsprognosen.
Die deutschen High-Tech-Werte konnten allerdings nur teilweise von den guten Prognosen der US-Unternehmen profitieren, am Mittag setzten Gewinnmitnahmen ein, die besonders Infineon belasteten. Die Aktie fiel 1,5 Prozent auf 27,94 Euro. SAP konnte sich allerdings noch in die Pluszone retten und schloss mit einem Zugewinn von 0,2 Prozent bei 168 Euro. Siemens legte sogar 2,7 Prozent auf 78,12 Euro zu und für Epcos ging es 0,3 Prozent auf 50,64 Euro nach oben.
Zu den Verlierern gehörte am Freitag die Schering-Aktie, die nach Angaben von Händlern durch die Zulassung eines Medikamentes des Konkurrenten Serono auf dem US-Markt belastet wurde. Die Schweizer hatten am Morgen mitgeteilt, ihr Multiple Sklerose-Medikament Rebif sei von der US-Gesundheitsbehörde für den amerikanischen Markt zugelassen worden. Ein ähnliches Medikament von Schering sei nun zusätzlicher Konkurrenz ausgesetzt, das belaste die Aktie, so ein Händler. Die Schering-Aktie fiel 1,9 Prozent auf 65,47 Euro.
Zu den großen Gewinnern gehörten die Finanz-Werte. Fundamentale Gründe für die Zuschläge gebe es nicht, so ein Händler. Es handele sich aber nicht um Short-Eindeckungen, vielmehr würden wohl einige Anleger ihr Portfolio neu ordnen, die bislang in diesen Bereichen unterinvestiert seien. Größter Gewinner war MLP mit einem Plus von knapp 7 Prozent auf 73,15 Euro, für die HypoVereinsbank ging es 3,1 Prozent auf 37,70 Euro nach oben und die Allianz legte 2,1 Prozent auf 275 Euro zu. Die Commerzbank schloss mit 2,1 Prozent bei 20,82 Euro über dem Vortagesschluss und die Deutsche Bank stieg 1,5 Prozent auf 74,07 Euro.
Von den Dax-Unternehmen gab es am Freitag kaum Meldungen und so rückte ein MDax-Wert in den Mittelpunkt. Die großen US-Medienkonzerne Disney, Viacom und AOL Time Warner sind nach Angaben aus unternehmensnahen Kreisen an der mehrheitlich zur Kirch-Gruppe gehörenden ProSiebenSat1 Media interessiert. Die Medienkonzerne hätten ProSiebenSat1 mit Blick auf ein mögliches Übernahmeangebot überprüft falls der hoch verschuldete Kirch-Konzern zum Verkauf seines 52-prozentigen Anteils an der Senderfamilie gezwungen sein sollte, hieß es am Donnerstagabend weiter. Von AOL Time Warner gab es am Freitag bereits ein Dementi. Zudem hat die Kirch-Gruppe vor einem Treffen mit ihren Gläubigerbanken betont, ihre Mehrheitsbeteiligung an dem Fernseh-Konzern nicht verkaufen zu wollen. Die ProSiebenSat.1-Aktie gab nach einem Kurssprung von 15 Prozent im frühen Handel ihre Gewinne wieder ab und schloss noch mit 7,2 Prozent bei 9,11 Euro im Plus.
Quelle: ntv.de