T-Aktie einstellig Dax auf Rückzug
14.06.2002, 20:20 UhrDas Beste an der Woche ist wohl, dass sie vorbei ist - in dieser Einschätzung waren sich die meisten Händler auf dem Frankfurter Parkett einig. Der Dax erwischte am Freitag einen rabenschwarzen Tag. Ein deutlich schwächer als erwartet ausgefallener Index für das Verbrauchervertrauen in den USA löste am Freitag Nachmittag eine regelrechte Verkaufswelle aus. Der Deutsche Aktienindex fiel zeitweilig um knapp 5 Prozent auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober 2001. Gegen Abend konnte der Verlust noch auf ein Minus von 3,7 Prozent bei 4.304 Punkte verkleinert werden.
Nachdem der Dax endgültig durch die wichtige Unterstützung bei 4.450 Punkten gefallen sei, werde er vielleicht zunächst im Bereich von 4.100 Punkten einen Boden finden, hieß es von Analysten. Die weitere Entwicklung am Montag sei allerdings sehr schwer zu prognostizieren. Nach dem Einbruch vom Freitag kann sich am Montag der Ausverkauf fortsetzen. Andererseits ist die Chance recht groß, dass der Markt den Verlust von heute um ungefähr 50 Prozent gegen korrigiert, hieß es weiter.
Eine regelrechte Verkaufswelle wurde am Nachmittag ausgelöst, nachdem der Index des US-Verbrauchervertrauens im Juni kräftig auf 90,8 von zuvor 96,9 Punkte im Mai gefallen war.
Schwer unter Druck geriet dabei die Aktie der Deutschen Telekom. Das Papier wurde erstmals in seiner fünfjährigen Börsengeschichte zu einstelligen Eurokursen gehandelt und fiel zwischenzeitlich bis auf 9,71 Euro. Damit hat die Telekom seit dem Rekordhoch ihrer Aktie bei 104,90 Euro am 6. März 2000 rund 271 Mrd. Euro an Marktkapitalisierung eingebüßt. Das Papier schloss mit einem Minus von 3,8 Prozent bei 9,82 Euro. Für die kommende Woche gehen die Händler von einer Handelsspanne bei dem Papier zwischen 9,20 und 10,50 Euro aus.
Massive Verkäufe belasteten die Kurse großer Automobilhersteller. DaimlerChrysler mussten deutliche Abschläge von 5,2 Prozent auf 46,21 Euro hinnehmen. Volkswagen fielen um 4,3 Prozent auf 51,37 Euro, während BMW 5,1 Prozent auf 39,88 Euro nachgaben. Am Vortag waren für den Monat Mai rückläufige Abatzzahlen in Westeuropa bekannt gegeben worden. Händler sagten jedoch, es gebe aus der Autobranche zurzeit keine Nachrichten, die derartig hohe Kursverluste rechtfertigten.
Als möglicher Grund wurden Gewinnmitnahmen nach den guten Kursentwicklungen in den vergangenen Monaten genannt. Auch komme der anziehende Euro, der die Kurse in der Vergangenheit gestützt hatte, als Verkaufsmotiv in Betracht. Gegen Mittag wurde bekannt, dass UBS Warburg den europäischen Autosektor nur noch mit "underweight" bewertet. Die bisherige Einstufung hatte "neutral" gelautet.
Auch die Aktie "Gelb " sah "rot ". Der Deutschen Post drohen einem Zeitungsbericht zufolge Strafen der EU-Wettbewerbsbehörden wegen unerlaubter Quersubventionierung. Insgesamt ist dabei von mehr als 500 Mio. Euro die Rede. Die Post-Aktie büßte 3,5 Prozent auf 14,44 Euro ein.
Knapp behauptet präsentierte sich die Aktie von MLP. Das Papier konnte nach der rasanten Talfahrt der vergangenen Tage zumindest etwas durchatmen. MLP-Chef Bernhard Termühlen hatte in einem n-tv-Interview angekündigt gerichtlich gegen das Anlegermagazin "Börse Online" vorgehen zu wollen. Das Anlegermagazin hatte bei MLP erneut über angebliche Bilanzunstimmigkeiten spekuliert. Die MLP-Aktie verlor nach zeitweisen Zugewinnen am Ende dennoch 0,3 Prozent auf 32,42 Euro.
Quelle: ntv.de